VON RICHARD KEHL | 05.10.2011 17:39

Hoffnung und Zuversicht

Was bedeutet eigentlich „Hoffnung“ für uns? Wie viel hat Hoffnung mit Wahrscheinlichkeit zu tun, wie viel mit Glauben und wie viel mit Wünschen? Das Wort selbst kommt eigentlich aus dem Mittel-Niederdeutschem (hopen) und heißt übersetzt „hüpfen“.

Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, beschreibt dies den Zeitraum in dem man hofft, wartet. In dieser Zeit ist man mit seinen Gedanken meist woanders, ist aufgeregt, freut und hofft auf den herbeigesehnten Moment oder Ereignis, welches in der Zukunft stattfinden soll. Das Eintreffen des Ereignisses ist allerdings nicht sicher. Je wahrscheinlicher es ist, dass dieses Ereignis eintreffen wird, umso zuversichtlicher wird man. Das kann ein bestimmtes Ereignis sein, aber auch ein grundlegender Zustand wie zum Beispiel Wohlstand.

Während die Hoffnung primär auf positivem Denken beruht, kann Zuversicht auch ins Negative abdriften, wie zum Beispiel: Die Zuversicht auf das Eintreffen des Todesfalls. Allerdings kann das auch mit Hoffnung in Verbindung gebracht werden, wenn das Wort im Plural gebraucht wird wie: „Mach Dir keine Hoffnungen.“ Hier wird das positive Denken umgedreht. Im zuletzt genannten Fall kann Hoffnung auch von Angst und Sorge begleitet sein. Ist diese allerdings vergebens, kann dies in Verzweiflung, Resignation, Depression und Hoffnungslosigkeit umschlagen. Im deutschen Sprachgebrauch gehört die Hoffnung nicht zu den neutralen Wörtern. Immer wenn davon die Rede ist, wird dadurch in der Regel auch zum Ausdruck gebracht, dass diese berechtigt ist. Redewendungen wie „Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder es besteht noch eine Chance“ bringen zum Ausdruck, dass die Lage bereits aussichtslos ist und nur noch ein Wunder helfen kann. Daher spricht man im Gegensatz zur Zuversicht bei Hoffnung von einer Illusion. Zuversicht dagegen ist eintreffendes Ergebnis oder Ereignis, auf das man sich vorbereitet oder hingearbeitet hat. So ist man bei einer dementsprechenden Prüfungsarbeit, mit dementsprechend guter Vorbereitung, zuversichtlich, diese zu bestehen, während man bei ungenügender oder keinerlei Vorbereitung auf eine Prüfung nur noch hoffen kann.

Hoffnung ist übrigens auch eine der christlichen Tugenden, zu denen auch Glaube und Liebe gehören. Nietzsche schrieb einst darüber: „Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.“