Die Tradition der Bierbraukunst hat im Jahre 725 den Grundstein im heutigen Weihenstephan gelegt. Das Gebiet liegt in der Holledau in Bayern: einem der Hauptanbau-Gebiete für den so beliebten Volks-Gerstensaft.
Zu dieser Zeit gründete der heilige Korbinian mit zwölf Gefährten auf dem Nährberg bei Freising ein Benediktinerkloster. Er begründete damit die Braukunst in Weihenstephan. Nahezu jedes Kloster braute seinen eigenen Gerstensaft: Zur Fastenzeit tranken die Mönche Bier als Nahrungsersatz. Daher zählt das Bier in Bayern nach wie vor zu den Grundnahrungsmitteln.
Im Jahre 1040 luchsten die Mönche den Freisingern das Schankrecht ab und so entstand das Monopol der Klosterbrauerei Weihenstephan. Und dort steht sie heute noch auf dem Nährberg, nach fast tausend Jahren deutscher Geschichte und diese war durchaus turbulent: Im Jahre 955 überrannten und zerstörten die Hunnen das Kloster, anschließend nahm Kaiser Ludwig der Bayer 1336, die Schweden und Franzosen im Dreißigjährigen Krieg sowie die Österreicher im Spanischen Erbfolgekrieg in Ihren Besitz. Zwischen 1085 und 1463 brannte das Kloster vier Mal vollständig ab, litt an drei Pestepidemien und diversen Hungersnöten. Im Jahr 1348 entvölkerte zudem ein Erdbeben die Region. Mit jedem Wiederaufbau verfeinerten die Benediktiner Mönche ihre Braukunst.
Seit 1803 wurde das Kloster aufgelöst und als Brauerei in Bayern verstaatlicht. Der Benediktiner Orden - dem auch Papst Benedikt XVI angehört – sind heute in Deutschland auf dem Martinsberg im Weingarten in der Nähe bei Ravensburg zu finden.
1852 zog die landwirtschaftliche Zentralschule von Schleißheim nach Weihenstephan und mit ihr die bayerischen Brauschüler. 1895 wurde die Schule zur Akademie, 1919 zur Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei, 1930 in die Technische Universität in München integriert. Weihenstephan entwickelte sich so zum Zentrum der Brautechnologie in Deutschland, ja sogar weltweit.
Die Studiengänge
Seit 2008 kann man das Brauerweisen auch in Berlin neben Weihenstephan (TU München) studieren. Studenten aus aller Welt kommen hierher, um alles über den perfekten Gerstensaft zu lernen.
Die Technische Universität München bietet mit ihrem Bachelorstudium für Brauwesen und Getränketechnologie die klassische Ausbildung in enger Zusammenarbeit mit der weltbekannten Brauerei Weihenstephan an. Laut den Professoren sollten Studenten eine gewisse Trinkfestigkeit für das Studium mitbringen: Das Kosten von Bierproben steht hier unter anderem an der Tagesordnung und ist eine unausgesprochene Studienvoraussetzung. Eine Schulung der Geschmacksinne ist dabei eine positive Nebenerscheinung. Dies liegt vor allem an der Entwicklung neuer Getränke wie Spezialbiere, alkoholfreie Getränke und Biermischgetränke im Forschungsbereich für externe Auftraggeber.
Meistens sind es Gastronomie-Angehörige aus Brauereifamilien, welche den Studiengang wählen aber auch immer mehr ausländische Generationen sind auf den Geschmack der bierseligen Semester gekommen. Gerade im Masterstudium wollen viele ausländische Studenten das Geheimnis deutscher Bierbrauerei-Kunst in ihr Land importieren, damit sie auch dort flüssig sind. Im Gegensatz zu einheimischen Studenten beim Bachelor Studiengang befinden sich beim Masterstudium auch viele Studentinnen darunter.
Das Paradoxe: Gerade die Völker, die in der Regel am wenigsten Bier vertragen – zumindest den eigenen Oktoberfest-Erfahrungen nach – studieren das Fach Brauwesen und Getränketechnologie. Die meisten von ihnen kommen aus Japan, Korea, China, Lateinamerika, Osteuropa oder den USA, primär fast ausschließlich für den Masterstudiengang.
Das liegt vor allem an der modernen und immer aktuellen Ausstattung des Lehrstuhls sowie des internationalen Elite-Rufs dieser Universität.
Seit dem Wintersemester 2008/2009 ist Berlin auch auf den Biergeschmack gekommen. An der Technischen Universität Berlin kann man hier das Bachelor-Studium des Brauwesens belegen. Hier besteht auch - neben dem Masterabschluss - die Möglichkeit seinen Abschluss zum Diplom-Braumeister zu machen.
Auf dem Lehrplan stehen: Physik, Mathematik, organische und anorganische Chemie, fachspezifische Kenntnisse bezüglich Reinigung, Desinfektion, Rohstoffen, mikrobiologische Betriebskontrolle und Mälzereitechnologie. Zusätzlich wird an aktuellen Themen geforscht zur Optimierung der Braukunst sowie die Weiterentwicklung von Bier und bierähnlichen Mischgetränken.