VON JULIA ZETZ | 10.12.2012 17:09

Wenn Kinder für ihr Recht auf Arbeit kämpfen

Kinderarbeit ist verboten, ist rechtswidrig, ist schlimm. So ist zumindest die Auffassung vieler Menschen. Doch was ist, wenn Kinder für ihr Recht auf Arbeit kämpfen, wenn ihnen und ihren Familien nichts anderes übrig bleibt? Für manche Familien ist Kinderarbeit überlebenswichtig.

Am Existenzminimum leben heißt nicht nur wenig Geld haben, sondern für rund eine Milliarde Menschen auf der Welt auch hungern. Jedes Jahr sterben etwa 30.000 Menschen an den Folgen von Armut. Da bleibt oft nur eine Lösung: auch die Kinder müssen arbeiten gehen. Oft gezeigt und ständig kritisiert: Kinderarbeit. Große Modehäuser produzieren ihre Waren in Ländern, wo Kinderarbeit zur Tagesordnung gehört. Viele Organisationen setzen sich für die Abschaffung von Kinderarbeit ein. Doch was ist, wenn Kinder für ihr Recht auf Arbeit kämpfen?

Kinderarbeit – ein notwendiges Übel?

Jedes Kind hat ein Recht zur Schule zu gehen, spielen zu dürfen und eine unbeschwerte Kindheit genießen zu dürfen. Doch was passiert, wenn ein Kind seine Eltern verliert, von der Familie verstoßen wird oder auf Grund einer schweren Erkrankung seiner Eltern Geld verdienen muss, um sich und seine Familie zu ernähren? Wie wichtig ist dann lernen, spielen und Unbeschwertheit? Für viele Kinder rückt das in den Hintergrund. Sie wollen und können nicht einfach unbeschwert mit ihren Freunden spielen, denn keiner von ihnen hat dafür Zeit. Sie arbeiten, zwölf und mehr Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche. Nun werden die ersten Stimmen laut: „Das ist verboten!“, „Kinder sollen spielen!“, „Kinder müssen geschützt werden!“.

Der Kampf um Arbeit

Hunger

Von Kindern für Kinder

Es gibt hunderte Organisationen, die sich gegen Kinderarbeit einsetzen. Und die muss es auch geben, denn viele Kinder werden gezwungen als Billigkräfte stundenlang Kleidung zu nähen oder Müll zu sortieren. Bei all diesem Übel sollte jedoch eine Seite der Kinderarbeit mal genauer betrachtet werden: die freiwillige Kinderarbeit. Kaum vorstellbar, aber unter den vielen hunderttausend Kindern, die Kinderarbeit verrichten, gibt es viele, die dies freiwillig tun. Sie wollen arbeiten, sie wollen ihre Familien ernähren, sie wollen nicht zur Schule gehen. Unvorstellbar? Nein. Spiegel Online berichtete Anfang Dezember von Kindern aus Bolivien, die für ihr Recht auf Arbeit kämpfen, die Gewerkschaften gründen, die sich organisieren. Warum sie das tun? Sie haben keine andere Wahl. Sie wurden von ihren Eltern verstoßen, sind Waisen oder arm. Wenn in ihrem Land eine Organisation die Kinderarbeit abschafft, dann ist eines sicher: sie werden verhungern, denn dann haben sie kein Geld mehr um sich zu und ihre Familien zu ernähren.

"Zuerst sollen die Erwachsenen die Armut und den Hunger abschaffen. Und dann die Kinderarbeit!". Wie soll das möglich sein? Wie sollen Erwachsene, die selbst arm sind, die hungern oder krank sind, ihren Kindern eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen? Was würden wir Europäer tun, die selten Hunger leiden, die Bildung genießen, die spielen durften, wenn unsere Eltern erkranken oder verarmen? Würden wir weiter unbeschwert spielen gehen?