VON JULIA ZETZ | 06.06.2012 10:32

Töten mit System

Frauen leiten große Konzerne, meistern Job und Familie und haben dieselben Rechte wie Männer? Nicht so in Indien, wo die sogenannte „Mädchentötung“ sogar Tradition hat. Mit Einführung von 3D-Ultraschall erfolgt die Tötung der weiblichen Föten sogar mit System. Ein Aufruf für die Rechte der Frauen in Indien!

Für den durchschnittlichen Europäer ist es kaum vorstellbar, was viele Frauen in Indien jedes Jahr ertragen müssen. Zwar wurden indischen Frauen in den vergangen Jahren deutlich mehr Rechte zugesprochen und man sieht auch immer häufiger Frauen in Indien, die in den Führungspositionen großer Konzerne arbeiten, aber was hinter verschlossenen Türen passiert, erahnen nur die wenigsten.

Töten für die Tradition

Das Töten von Mädchen gehört in Indien zur Tradition. Als Babys werden sie in Milch ertränkt, bei lebendigem Leib verbrannt oder vergiftet. Diese „Tradition“ hat in Indien eine lange Geschichte und gehört in vielen Familien „zum guten Ton“. Wer ein Mädchen zur Welt bringt, gebärt ein unerwünschtes Geschlecht. Jeden Tag werden in Indien rund 7 000 weibliche Föten abgetrieben.

Mit der Errungenschaft neuer Technologien ist es neuerdings möglich, weibliche Föten mittels eines 3D-Ultraschalls sehr früh zu erkennen. Dies ermöglicht eine systematische Tötung der ungeborenen Mädchen. Kaum vorstellbar ist wohl die Dunkelziffer der nicht registrierten Abtreibungen.

Frauenrechte 2.0

Evolutionärer Humanismus

Zwar wurden den Frauen in Indien in den letzten Jahren viele Rechte zugesprochen, jedoch sieht die Realität anders aus. Auf dem Papier gibt es Quoten die Frauen Arbeitsplätze garantieren sollen, häusliche Gewalt ist mittlerweile per Gesetz verboten, genauso wie die Abtreibung weiblicher Föten. Aber die Realität sieht anders aus. Gerade in ländlichen Gegenden hat sich nichts verändert.

Viele Frauen aus der gutsituierten Mittelschicht studieren und stehen später mit beiden Beinen im Leben. Tradition ist hier vielen Indern nicht mehr wichtig. Blickt man aber in ärmeren Bevölkerungsschichten, wird man feststellen, dass hier Tradition ganz groß geschrieben wird. Hat ein Mädchen überlebt, so hat sie später keinerlei Rechte. Bildung wird ihr verwehrt, zu Essen bekommt sie nur was übrig bleibt und Gewalt gehört zur Tagesordnung.

Wertlose Frauen

In Indien ist eine Frau wertlos. Zum einen wird sie, im Gegensatz zu einem Sohn, der sich später um seine Familie kümmert, ihre Familie verlassen. Ihre Eltern müssen den Schwiegereltern eine Mitgift zahlen, die die Familien oft in den Ruin treibt. Verwitwet eine Frau, so wurde sie früher bei lebendigem Leib zusammen mit der Leiche ihres Ehemannes verbrannt. Das sogenannte Sati ist zwar heute verboten, es werden aber häufig noch Fälle von „Witwenverbrennung“ gemeldet. Häufig können die Familien die gefordert Mitgift nicht vollständig bezahlen, was zu Streit führt. Für viele Frauen führt das in den sicheren Tod. Sie werden bei lebendigem Leib verbrannt, deklariert wird das als Unfall im Haushalt. Kaum eine dieser Taten wird geahndet.

Unter dem Deckmantel des modernen Indien, indem Frauen alle Rechte haben geschehen jeden Tag grausame Verbrechen. Frauen werden hingerichtet, weibliche Föten vor der Geburt abgetrieben und Mädchen verbrannt und vergiftet. Ein Umstand der mit keinen Worten zu erklären ist, aber auch ein Umstand, der nicht veränderbar ist.