Ein bekanntes Problem
Eigentlich ist es fast jedem bekannt und doch ignorieren viele wohlhabende Menschen hierzulande die Tatsache, dass ein Großteil ihrer Konsumgüter einen nicht gerade ethisch vertretbaren Produktionsweg hinter sich hat – auch weil nur selten prominent darüber berichtet wird. Aufmacher über Billiglöhne und Ausbeutung in Indien sind für die meisten Medien nicht mehr besonders attraktiv, weil alt. Nichtsdestotrotz dringen von Zeit zu Zeit Meldungen auch bis in die deutschen Medien vor, die aufhorchen lassen und einem die Realität vor Augen führen: Im aktuellsten Fall kam es Anfang Oktober zu einer Massenschlägerei in einer chinesischen Produktionsfirma für Elektronikartikel. Ein Mitarbeiter packte darauf hin aus und schilderte der ARD seinen Lebensalltag.
Sein Leben – so beschreibt es der junge Chinese anonym gegenüber dem deutschen Medienvertreter – drehe sich nahezu restlos um seine Arbeit bei Foxconn. Er schläft im eigens eingerichteten Wohnheim für Firmen-Mitarbeiter, 12-Stunden-Schichten sind der Normalfall. Einen Tag die Woche nimmt sich der junge Mann frei – eine Ausnahme unter seinen Kollegen, die meist sieben Tage pro Woche arbeiten. Ihr Gehalt: 2500 Yuan, also umgerechnet 300 Euro. Doch es ist nicht die Bezahlung, die das Arbeiten in dieser Form so fragwürdig macht. Mit ihrem Verdienst liegen die Arbeiter bei Foxconn sogar tendenziell über dem Durchschnitts-Verdienst der ländlichen chinesischen Bevölkerung.
Fragwürdige Bedingungen
Es sind vielmehr die Bedingungen unter denen die Menschen in vielen Entwicklungsländern arbeiten, die dem Endverbraucher zu denken geben sollten. Nach Angaben der Kontaktperson bei Foxconn bleibt den chinesischen Mitarbeitern in der Produktion kaum Privatsphäre. Sie stehen unter ständiger Beobachtung und müssen mit schweren Sanktionen rechnen, sobald sie beispielsweise mit Kollegen sprechen. Durch die Überstunden bleiben pro Tag nur 1-2 Stunden Freizeit, die sie zusammen mit nahezu fremden Menschen im Wohnheim verbringen. Zum sozialen Austausch bleibt dabei kaum Zeit, psychischer und physischer Stress schaukelt sich auf. Eine Schlägerei, wie sie bei Foxconn ausbrach, bildet das Ventil für die Anspannung der Mitarbeiter.