VON ALEXANDER STIEHLE | 27.04.2012 13:47

BWL als Jobkatalysator

Ein Jurist argumentiert, ein Chemiker experimentiert, ein Ingenieur konstruiert. Und trotzdem sollten sie heutzutage alles etwas gemeinsam haben: Wirtschaftswissen. Um erfolgreich im Job zu sein, reicht es nicht mehr aus, nur in seinem Fach zu brillieren. Das Hoch der Karriereleiter erklimmt nur derjenige, der auch über Bilanzen und Management Bescheid weiß.

Grundkenntnisse in der Betriebswirtschaftslehre sind ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht seinen Marktwert zu steigern und den Weg für die spätere Karriere zu ebnen. Das Angebot ist groß: Zusatzqualifikationen im Bereich der BWL gibt es für Sozialpädagogen, Geisteswissenschaftler, Ingenieure, Medienwissenschaftler etc.

So bietet die Universität Augsburg einen BWL Aufbaukurs für Studenten der Geisteswissenschaften an. Kommunikation ist in Betrieben oft ein Schlüsselfaktor. In diesem Bereich haben Geisteswissenschaftler, bedingt durch ihr Studium, viele Stärken. Germanisten zum Beispiel haben oft einen umfangreichen Wortschatz und können Sachverhalte kurz und prägnant auf den Punkt bringen. Kompetenzen, die beim Verhandeln und Argumentieren den Unterschied machen können. Immerhin sind komplexe Texte und dessen Analyse ihr tägliches Handwerk. Allerdings reichen diese Fähigkeiten nicht aus, wenn der Erfolg in einer Firma nicht ausbleiben soll. Um das Wesen eines wirtschaftlich orientierten Betriebes zu durchschauen sind Grundkenntnisse der BWL essenziell. In einem dreimonatigen Kurs wird an der Uni in Augsburg die Basis für ein besseres Wirtschaftsverständnis gelegt.

Risikofaktor Geisteswissenschaft

An der technischen Universität in München gibt es einen Studiengang namens „TUM BWL“. Dabei wird den Studenten neben wirtschaftlichem Wissen auch technisches Verständnis vermittelt. Mit dieser Interdisziplinarität fällt einem der berufliche Einstieg um einiges leichter, weil man so nicht nur die wirtschaftlichen Strukturen eines Unternehmens durchschaut, sondern auch die Funktionalität des Produkts versteht, das verkauft wird. Die Regelstudienzeit beträgt hierbei sechs Semester.

Juristen werden auch immer öfter mit wirtschaftlichen Fragestellungen konfrontiert und müssen über das entsprechende Fachwissen verfügen. Bedingt durch die enge Verflechtung von Wirtschaft und Recht steigern Jurastudenten mit BWL – Wissen ihre Berufschancen enorm. Martin Luther hat es auf den Punkt gebracht: „Ein Jurist, der nicht mehr ist als ein Jurist, ist ein arm Ding.“ Dementsprechende Bücher und Seminare gibt es in Hülle und Fülle. Bei einem so großen Angebot muss jeder selbst entscheiden, was das richtige für einen ist. Bei Beck-Seminare wird zum Beispiel ein dreitägiges Seminar Angeboten, bei dem Wirtschaftsgrundlagen für Juristen vermittelt werden.

Es kommt natürlich immer darauf an, wo ein jeder seine spätere Zukunft sieht. Germanistikstudenten, die als Journalist Karriere machen wollen, oder Lehramtsstudenten haben nicht unbedingt viel davon, wenn sie sich mit BWL auseinandersetzen. Dennoch können gewisse Grundkenntnisse natürlich nicht schaden. Jeder, der seinen beruflichen Werdegang in der Wirtschaft sieht, ist durchaus gut beraten sich mit BWL zu beschäftigen. Nicht dass einem Aussagen wie folgende vielleicht über die Lippen kommen: "Ich glaube, es gibt einen weltweiten Bedarf an vielleicht fünf Computern." (IBM-Chef Thomas Watson im Zweiten Weltkrieg)