VON CHARLOTTE MEYER UND MICHAEL BLUM | 16.02.2016 17:29

Für mehr Sicherheit und bessere Hilfe: Krisenmanagement studieren

In zunehmendem Maße sieht sich die Weltbevölkerung von unterschiedlichsten regionalen und internationalen Katastrophen bedroht und heimgesucht. Oftmals können diese gar nicht oder nur schwer verhindert werden, sodass es neben präventiven Maßnahmen oft nur bleibt, den Schaden zu begrenzen und Hilfe möglichst geordnet zu organisieren. Um Fachleute auf solche Situationen vorzubereiten, bieten eine Reihe von Hochschulen Ausbildungen im Rettungsingenieurwesen an. Worum es geht und was man damit werden kann, hat sich UNI.DE angesehen.


Krisenmanager: Profis für Extremfälle

Langzeitstudien über die Häufigkeit von Schadensereignissen geben nicht nur in Deutschland, sondern auch international Anlass zu Sorge. Dabei spielen neben natürlichen Katastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen, zunehmend auch die menschengemachten eine Rolle, etwa als Folge von klimatischen Veränderungen (Überschwemmungen, Waldbrände), politischen Krisen (Kriege und Terror) oder gesellschaftlichen Veränderungen (Panik auf Großveranstaltungen, Zug- oder Flugzeugunglücke). Manchmal helfen präventive Maßnahmen um Schlimmeres zu verhindern, oft bleiben nur Schadensbegrenzung und die Organisation schneller Hilfe.

Genau um diese Tätigkeitsfelder geht es in den meisten Studiengängen, die sich mit Krisenmanagement beschäftigen. Wie sichert man beispielsweise Gebäude in gefährdeten Regionen oder welche Fluchtwege müssen Menschen nehmen, damit sie in Sicherheit kommen? Tritt dann trotzdem eine Ausnahmesituation ein, müssen Krisenmanager vor Ort sein, um eine Eskalation zu verhindern oder um den bevorstehenden Schaden zu begrenzen. Sie bringen traumatisierte Opfer in Sicherheit, wissen Bescheid über nötige Ressourcen und managen die Zusammenarbeit von Helferorganisationen.

Solche Fachleute werden in Studiengängen aus dem Rettungsingenieurwesen ausgebildet. Studierende in diesem Bereich müssen vielseitig interessiert und belastbar sein. Denn es zählt nicht nur der Wille zu helfen, auch Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften ist für die Studiengänge unumgänglich, „da die Anforderungen in diesen Fächern schon recht hoch sind - wie bei jedem anderen ingenieurwissenschaftlichen Studium auch“ meint etwa Christian Bentler von der TH Köln. Beispielsweise um Brandschutzkonzepte zu entwerfen oder die Sicherheit eines Gebäudes einschätzen zu können.

Globalisierung studieren!

Junge Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten

In Deutschland gibt es einige wichtige Standorte für das Studium des Rettungsingenieurwesens. Die Technische Hochschule Köln schuf als erste einen Studiengang für Krisenmanagement Anfang des neuen Jahrtausends. Mittlerweile gibt es dort neben dem Master auch einen Bachelor für Rettungsingenieurwesen / Rescue Engineering. Einen ähnlichen Studiengang bietet die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg unter gleichem Namen an. Oft gibt es das Studienfach Krisenmanagement aber auch an anderen Hochschulen mit verschiedenen Schwerpunkten. Zum Beispiel das Fach „Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene“ an der Hochschule Rhein-Waal: Krisen stehen hier nur indirekt im Vordergrund und es wird die Qualität und Hygiene von Produkten in den Mittelpunkt gerückt. Absolventinnen und Absolventen dieses Studiengangs sind in der Lage, Umweltverträglichkeit und Sicherheit in der Herstellung und Verwendung von Produkten zu überprüfen und zu gewährleisten. Es geht also primär darum, Unfälle und Schäden an Mensch und Umwelt verhindern und Gefahren abzuwehren.

Vielfältige Berufsaussichten

Je nach Spezialisierung des Studiengangs unterscheiden sich auch die Einsatzbereiche. Die Spezialistinnen und Spezialisten für Qualität und Hygiene etwa können im Arbeits- und Umweltschutz und in der Produktsicherheit aktiv werden. Die Hochschule Furtwangen hingegen bereitet die Studierenden von Security and Safety Engineering auf beratende Tätigkeiten in Unternehmen und Behörden im Bereich Gefahren- und Risikoabwehr vor. Branchenunabhängig können die Absolventinnen und Absolventen so zum Beispiel Personal schulen oder Sicherheitsmaßnahmen umsetzen. Außer in der Vorsorge von Krisen finden Studierende des Rettungsingenieurwesens auch im Krisenmanagement während einer Katastrophe verschiedene Aufgabenfelder. Das kann etwa bei Feuerwehr, Polizei oder bei Hilfsorganisationen sein, die bei Großschadensereignissen und Katastrophen als erste zur Stelle sein müssen. So vielfältig wie die Tätigkeitsgebiete von Krisenmanagern sind, so gut sind auch ihre Berufsaussichten. So sieht Bentler insbesondere in den Bereichen Brandschutz, Abwehr von Gefahren auf Großveranstaltungen und in der Entwicklungshilfe sehr gute Zukunftsperspektiven für angehende Rettungsingenieurinnen und -ingenieure.