Germanistik-Absolventinnen und -Absolventen gibt es, so despektierlich das auch klingen mag, wie Sand am Meer. Wer nicht eine der meist raren Stellen an einer Schule oder gar eine unbefristete Beschäftigung an einer Universität bekommen hat, tut sich ohne gute Kontakte in die Wirtschaft schwer, sein Auskommen zu finden. Wo früher Akademiker jeder Fachrichtung genommen wurden – z.B. in Leitung und Verwaltung von Unternehmen der Sozialwirtschaft –, setzt man in der Zeit der Akademikerschwemme zunehmend auf spezialisierte Fachkräfte, die die Fachhochschulen und Universitäten mit ihrem immer stärker differenzierten Studienangebot hervorbringen. Eine der wenigen Nischen für Germanistinnen und Germanisten ist die Technische Redaktion.
Darunter versteht man die Erstellung technischer Dokumentationen, also vorwiegend schriftlicher Darstellungen der Funktionsweise technischer Geräte. Gebrauchs-, Bedienungs-, Montage- und Serviceanleitungen sind die gängigsten Beispiele für die Arbeit „Technischer Redakteure“. Aber auch innerhalb von Unternehmen müssen gesetzlich vorgeschriebene Dokumentationspflichten erfüllt werden. Dafür sind gerade in größeren Firmen nicht etwa Ingenieurinnen und Ingenieure zuständig, schon alleine deshalb nicht, weil diese oft nicht das entsprechende sprachliche Talent besitzen. Vor allem der Mischkonzern Siemens hat daher schon früh Stellen in der Technischen Redaktion geschaffen.
Zunächst übernahmen Quereinsteiger diese Posten, oft geistes- und sozialwissenschaftlich Ausgebildete. Doch mittlerweile hat auch in diesem Berufsfeld eine Professionalisierung stattgefunden. An immer mehr Fachhochschulen, teilweise auch an Universitäten gibt es entsprechende Studienmöglichkeiten. Die Fachhochschule Hannover etwa bietet einen sieben-semestrigen Bachelor-Studiengang „Technische Redaktion“ an. Die Studierenden befassen sich mit Sprache, Schreiben und Gestalten ebenso wie mit Betriebswirtschaftslehre, Informatik und technischen Grundlagen. 20 bis 22 Wochenstunden pro Semester füllen den Stundenplan, und im letzten Semester stehen Bachelorarbeit und eine Praxisphase an. Ein ähnliches Studium bietet die Hochschule Flensburg an. Er heißt „Internationale Fachkommunikation“, hat ähnliche Inhalte wie der Studiengang in Hannover, befähigt aber auch dazu, englische Texte im technischen Bereich zu verfassen. Nach einem überdurchschnittlichen Abschluss kann man seine Kenntnisse und Fähigkeiten in Flensburg mit einem Masterstudium vertiefen.