VON CLEMENS POKORNY | 05.03.2017 12:30

Glyphosat: Unser täglich Gift

Bereits im März 2015 kam die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation zu dem Schluss: Das „Unkraut“vernichtungsmittel Glyphosat ist „wahrscheinlich krebserregend“ für den Menschen. Derzeit wird dieses Urteil mal wieder auf den Prüfstand gestellt. Doch das Herbizid hat noch viele weitere, unumstritten negative Nebenwirkungen für Mensch und Tier. UNI.DE gibt einen kurzen Überblick dazu.

Es findet sich auf ca. 40% aller deutschen Äcker, Tendenz steigend. Und wir nehmen es über die Nahrung in uns auf: In 14 von 20 Getreideprodukten, die die Zeitschrift Ökotest 2013 untersuchen ließ, wurde es gefunden. Und so lässt es sich auch im Urin von über 70% aller Menschen hierzulande nachweisen. Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist omnipräsent.

Entwickelt im Jahr 1950 kam es 1974 als Herbizid „Roundup“ auf den Markt. Seitdem hat es sich zum weltweit am häufigsten eingesetzten „Unkraut“vernichter entwickelt: Sojabohnenfelder in Südamerika werden ebenso damit gespritzt wie Getreideäcker, Obst- und Weingärten bei uns; Hobbygärtner setzen es ein und die Deutsche Bahn hält damit ihre Gleise von Pflanzenbewuchs frei. Glyphosat tötet als sogenanntes Breitbandherbizid alles pflanzliche Leben ab. Auf Felder wird es bei uns daher nur vor dem Keimen der Saat und unmittelbar vor der Ernte ausgebracht. In Ländern mit massivem Einsatz Grüner Gentechnik gibt es eigens gezüchtete transgene Nutzpflanzen, die auch wiederholte Besprühung mit dem Herbizid vertragen.

Der Mensch im Selbstzerstörungsmodus

Auf diese Weise gelangt Glyphosat erstens ins Grund- und damit in unser Trinkwasser; zweitens in den Boden, wo es die Regenwürmer schädigt; und drittens in die jeweilige Nutzpflanze. In unserem Körper schädigt es Embryonal- und Plazentazellen und beeinflusst das Hormonsystem insbesondere ungeborener Kinder negativ. Zudem steht Glyphosat im Verdacht, die Entstehung schwerer Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes und Krebs zu begünstigen. Als „Unkraut“vernichter beeinträchtigt es die biologische Vielfalt auch abseits der Felder und wird für das seit Jahren beobachtete Bienensterben ebenso mitverantwortlich gemacht wie für die zunehmende Anfälligkeit von Hausrindern für das tödliche Gift des Bakteriums Clostridium botulinum.

Ein klarer Fall für ein Verbot? Mitnichten. Immerhin hat die EU-Kommission im Sommer letzten Jahres ihren Wunsch nach Verlängerung der Zulassung des Präparats um weitere 15 Jahre nicht durchsetzen können. Derzeit prüft die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) Glyphosat auf seine Karzinogenität. Wie auch immer ihre Einschätzung am Ende lauten mag: Umstritten wird das Herbizid wohl bleiben, weil es einander widersprechende Studien zu seinen Auswirkungen auf Mensch und Natur gibt. Doch sollte die EU sich im Zweifel für das Risiko entscheiden und sich damit auf die Seite der Chemiekonzerne stellen?