Oft heißt es bei Fernbeziehungen wie einem Popsong: „I can’t wait till the weekend just begin.“ Während der Song auf die Partylust zum Wochenende hin anspielt, fiebern Paare in Fernbeziehungen auf diese Tage des Wiedersehens hin. Während der Zeiten der Trennung gehen den Verliebten verschiedenste Dinge durch den Kopf: Ist der Partner treu? Gibt es neue Menschen im Umfeld meines Partners, die mir in meiner Fernbeziehung gefährlich werden könnten? Vermisst mich mein Partner? Zudem fehlt im Alltag oft das Gefühl von Geborgenheit, zum Beispiel neben dem Partner einschlafen und kuscheln zu können. Doch dann verdrängt man diese Gedanken schnell wieder, setzt die rosarote Brille auf und freut sich auf das Wiedersehen am Wochenende. Und da muss dann natürlich alles perfekt sein, bloß keinen Streit aufkommen lassen. Aber ist das wirklich die richtige Einstellung?
Laut Dr. Wendel, seines Zeichens Kommunikationstrainer für Paare in Fern- und Wochenendbeziehungen an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, ist das genau der falsche Ansatz. Unverzichtbar sind für das Gelingen einer Fernbeziehung Treue und gegenseitiges Vertrauen, egal ob sich der Partner zwei Autostunden entfernt oder in Übersee befindet. Außerdem sollte die gemeinsame Zweisamkeit nicht mit Aktivitäten überfrachtet werden. Auch ein Streit tut der Fernbeziehung gut, solange er im „normalen“ Rahmen stattfindet und nicht verletzend ist. Ausschlaggebend für das Gelingen einer Fernbeziehung – langfristig/kurzfristig – ist die gemeinsame Zukunftsperspektive und deren gemeinsamen Planung. Verfolgen beide Partner grundsätzlich unterschiedliche Interessen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Fernbeziehung den Bach hinuntergeht. Wer sich innerhalb seiner Fernbeziehung im Alltag abkapselt und nur auf das Wochenende mit dem Partner entgegenfiebert, wird es ebenfalls schwer haben, die Fernbeziehung aufrecht zu erhalten. Wer nur auf das Wochenende wartet, wird bald erschöpft sein. Stattdessen sollte man seinen Alltag sinnvoll erleben, sich mit Freunden treffen, Dinge unternehmen, um entspannter ins ersehnte Wochenende zu starten.
Ein massives Problem der räumlich getrennten Beziehung ist der Wechsel von den jeweils verschiedenen Alltagen in die Wochenendbeziehung. Hier ist laut Dr. Peter Wendl Kommunikation der Schlüssel: „Die Partner müssen daran arbeiten, dem anderen den eigenen, entfernten Alltag näher zu bringen, um eine enge Beziehung aufrecht zu erhalten.“
Andererseits bieten Beziehungen übers Wochenende oder Distanzbeziehungen eine außergewöhnliche Chance auf Selbständigkeit und Selbstverwirklichung in der Partnerschaft. Den „Teilzeit-Singles“ bleibt mehr Zeit, sich selbst in ihrer Freizeit und ihrem Alltag zu verwirklichen und soziale Kontakte zu pflegen. In den gemeinsam verbrachten Zeiten in der Partnerschaft fühlt man sich seinem gegenüber nur noch mehr verbunden. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: „Aus der Distanz Nähe schaffen“ – man muss nur wissen wie.