VON LISI WASMER | 03.07.2014 15:47

Die Zukunft des Personenverkehrs: intermultimodal mobil

Morgens mit dem Bus in die Arbeit, die U-Bahn bringt uns zur Bibliothek. Zum Supermarkt fahren wir mit dem Fahrrad und für den Theaterbesuch nehmen wir die Tram. Und unser Auto? Das steht in der Garage. Oder es steht nirgends. Denn für den Besuch bei den Eltern im 100 Kilometer entfernten Heimatort reicht auch eine Mitfahrgelegenheit, die Bahn, ein Fernbus. Ein eigenes Auto zu besitzen und teures Geld für Versicherung, Steuer, Kraftstoff auszugeben – das leisten sich gerade in der Stadt immer weniger Menschen. Aber wohin genau gehen die Verkehrs-Trends? Und was bedeutet eigentlich multimodale Mobilität?


Montag, acht Uhr, nichts geht mehr. Täglich zur Stoßverkehrszeit verstopfen unzählige PKW die Straßen in deutschen Städten. Die Insassen: Menschen auf den Weg in die Arbeit, die jeden Tag das Martyrium auf sich nehmen, im Kriechtempo zum Büro zu rollern. Glaubt man den Aussagen der Zukunftsforscher, könnte dieses Szenario bald der Vergangenheit angehören. Denn für die kommenden Jahrzehnte wird ein Trend weg vom motorisierten Individualverkehr und hin zum öffentlichen Nahverkehr prophezeit. Multi- und intermodale Mobilität, so heißen die Verkehrsvisionen der Zukunft. Bleibt nur die Frage, was das eigentlich bedeuten soll.

Große Worte, kleiner Sinn

Multimodale Mobilität, das heißt nichts anderes als eine Auswahl an zur Verfügung stehenden Transportmitteln zu besitzen – eine Auswahl, welche die Unternehmen des öffentliche Personennahverkehrs scheinbar zu einer ihrer „unique selling positions“ auserkoren haben – zumindest klingen die diesbezüglichen Ausführungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen VDV auf ihrer Website danach. Der private PKW verliere zunehmend an Bedeutung, eine gute Vernetzung mit Bus, Bahn und Tram werde den Menschen immer wichtiger, heißt es dort.

Wer als Verkehrsteilnehmer wirklich multimodal unterwegs sein will, nutzt außerdem weitere Fortbewegungsmittel wie etwa das Fahrrad oder – ein Transportmittel, das gerne übersehen wird – die Füße. Ja, auch Gehen ist eine Form von Mobilität. Und noch ein Augenöffner: Wer multimodal mobil ist, ist das immer häufiger auch intermodal. Was soll das nun wieder heißen? Das heißt, dass man für eine zurückzulegende Strecke mindestens zwei verschiedene Verkehrsmittel nutzt. Wenn man es genau nehmen möchte, gilt das also für jede Strecke, die wir nicht nur zu Fuß sondern auch mit dem Auto, der U-Bahn, dem Bus oder etwa dem Fahrrad zurücklegen.

CarSharing: Autos nutzen statt besitzen

Trends und Einflüsse im Personenverkehr

Bei aller Verwirrung um unnötige Fremdwörter gibt es aber auch tatsächliche Tendenzen, die sich im Hinblick auf die Verkehrsentwicklung in Deutschland abzeichnen. Das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel „InnoZ“ nennt im Begleitschreiben zu einem Workshop der Deutschen Bahn AG beispielsweise gleich neun Einflussfaktoren für die Veränderungen in Personenverkehr und Logistik, unter anderem die Globalisierung, den demographischen Wandel, die Öko-Sensibilisierung der Bevölkerung und das wachsende Bedürfnis nach verfügbaren und bequemen Verkehrsanbindungen. Der Trendforscher Lars Thomsen wird konkreter und sagt für die kommenden Jahre das Ende des Verbrennungsmotors zugunsten von Elektromobilität voraus.

Fakt ist: Vor allem in der jüngeren Bevölkerung nimmt das Interesse am eigenen Auto generell ab. Die Wahrnehmung von PKW als Statussymbol verschiebt sich zunehmend hin zum Fokus auf die Funktionalität. Das berichtet auch der „Tagesspiegel“. Gleichzeitig nehmen die Nutzerzahlen von Car-Sharing-Projekten zu, Mitfahrzentralen finden zahlreiche Interessenten, die Fahrgastzahlen im öffentlichen Personennahverkehr steigen weiter an.

Sozialmodale Mobilität

Diese Umorientierung weg vom eigenen Auto hin zur – sagen wir es ruhig – intermultimodalen Mobilität, wird unter anderem durch zahlreiche soziale Projekte unterstützt, deren Motivation häufig auch im ökologischen Bereich liegen. Ein Beispiel ist das Projekt „daniel“, das diesen Sommer in München gestartet wurde und bei Erfolg auch auf weitere Städte ausgeweitet werden soll. Auf der Website kann man sich kostenlos ein Lastenrad ausleihen – um schwere Einkaufstüten zu transportieren oder die Kinder zum Spielplatz zu chauffieren, zum Beispiel.

Das Ganze basiert auf Spendenbasis, nicht mal eine Kaution muss hinterlegt werden. Weil die Veranstalter das Angebot so niedrigschwellig wie möglich halten wollten, um möglichst viele neue Lastenradfahrer zu begeistern, so Traudl Schröder vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“. Umweltfreundlich, flexibel, kostengünstig – damit verbindet „daniel“ alle Verkehrstrends unserer Zeit.