VON CHARLOTTE MEYER | 12.06.2015 13:15

Urban Gardening – ein innovatives Konzept für die Zukunft?

Wir haben sie alle schon einmal gesehen. Spaziert man durch die aufstrebenden Viertel Berlins oder anderer Großstädte, begegnet man immer wieder kleinen Hochbeet-Kolonien, die nicht mehr nur Garten sind, sondern auch mit Cafés und Kulturprogramm aufwarten. Der Verlust an privatem Grün in den Städten bringt Menschen auf innovative Ideen bei der Suche nach Natur. Aber ist das Urban Gardening eine komplett neue Bewegung? Und was ist das überhaupt? UNI.DE gibt ein paar Einblicke in die grüne Bewegung in den Städten.


Urbaner Gartenbau von Anfang an mit Stadt verbunden

Urban Gardening oder urbaner Gartenbau ist kein neues Phänomen. Im Grunde existiert diese Art des Gartenbaus seit es Städte gibt. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Städte sogar auf die Produkte dieser Mikrolandwirtschaften angewiesen, da Transportmöglichkeiten für Obst und Gemüse aus entlegeneren Regionen nicht vorhanden waren. Zur Versorgung der Stadtbevölkerung war daher innerstädtische Obst- und Gemüseproduktion unabdingbar. Heutzutage spielt urbaner Gartenbau vor allem in den Städten eine Rolle, wo die Bevölkerung nicht ausreichend mit frischen Lebensmitteln versorgt wird. Die prominenteste Form des städtischen Gärtnerns in Deutschland ist der Schrebergarten, doch etablieren sich zunehmend auch andere Formen wie interkulturelle Gärten oder Gemeinschaftsgärten. Diese Arten des urbanen Gartenbaus haben in Deutschland eher kommunikative Funktion, als dass sie eine Antwort auf Subsistenzwirtschaft wären. In interkulturellen Gärten sollen beispielsweise migrierte und einheimische Menschen zusammenkommen und so zur Verständigung und Integration verhelfen. Ähnlich funktionieren auch Gemeinschaftsgärten, die zwar keinen vordergründig interkulturellen Anspruch haben, aber auch den Kontakt zwischen Menschen beim Gärtnern herstellen sollen. Urbaner Gartenbau ist also sehr vielseitiges Phänomen, das im städtischen Bereich sowohl für die Produktion von Lebensmitteln, als auch für Gemeinschaft stehen kann.

Die Stadt auf dem Weg zur Unabhängigkeit

Gärten dienen Umweltschutz und der Bereitstellung von Lebensmitteln

Das, was urbanen Gartenbau bis ins 19. Jahrhundert unerlässlich gemacht hat, könnte in Zukunft auch wieder eine Rolle spielen. Die stärkere Verbindung von Landwirtschaft und Stadtleben könnte so helfen, Ressourcen und Umwelt zu schützen, indem Transportwege verringert und durch das städtische Grün Lebens- und Luftqualität verbessert werden. Zudem können urbane Gärten die Erhaltung von Sorten- und Artenvielfalt im städtischen Raum unterstützen und zu Notfalloptionen für Ausnahmezustände werden, in denen Lebensmittelversorgung kritisch wird. Auch in Megastädten, wo Platzmangel urbane Gärten unmöglich macht, denkt man über den eigenen Anbau von Obst und Gemüse nach. So eröffnete in Japan 2011 die bislang größte Indoor Farm, in der 10.000 Kopfsalate pro Tag produziert werden. Vertical Farming macht dabei ein besonders Platz-sparenden Anbau möglich. In Berlin, wo Platz bekanntlich kein Problem ist, bleibt man jedoch an der frischen Luft. So erwartet der Garten Himmelbeet im Wedding seine Gäste für gemeinsames Kochen, unterschiedliche Workshops rund um Nachhaltigkeit und Ernährung und zum Gärtnern natürlich. Es gibt Pachtbeete, die für Kitas und Schulen reserviert sind, aber auch von privat gepachtet werden können. Bei Himmelbeet ist man sich einig: Durch das gemeinsame Schuften in den Beeten und die Einbindung von Flüchtlingen oder Menschen mit Migrationshintergrund können neue Kommunikationsformen entstehen und Völkerverständigung gefördert werden. Die Sehnsucht nach dem eigenen Grün bringt die Menschen in die neuen Gemeinschaftsgärten und stellt Kontakte her. Zwar hat man auch Spaß an frischer Luft und Natur, aber es geht ebenso um Kommunikation und Austausch. Gepaart mit Produktion von Obst und Gemüse ist das doch ein Konzept, das nur Vorteile haben kann und das von einer besseren Zukunft träumen lässt.