VON SINEM S. | 20.09.2012 16:29

Prachtvoller Reinfall – Die chinesische Trabantenstadt "New Ordos"

Früher hieß sie „Dongsheng“, eine Retortenstadt in der mongolischen Steppe, durch die der Gelbe Fluss fließt. Im Jahr 2000 entdeckten Geologen, dass unter der Stadt gewaltige Kohle- und Gasvorkommen lagen, die Aufregung war groß, neue Grenzen wurden gezogen und Dongsheng war nur noch ein Stadtteil der neuen Stadt Kangbashi, oder auch „New Ordos“ genannt. Die Stadt wirkt wie eine Geisterstadt, Prunk und Reichtum sollen pompös zur Schau gestellt werden, doch die Einwohner fehlen nach wie vor.

Geisterhaft und gigantisch sind die beiden Worte, die im Zusammenhang mit dem Wohnviertel „New Ordos“, welches einer Million Menschen inmitten der mongolischen Steppe Wohnraum bieten sollte, immer wieder fallen. Denn tatsächlich liegt die Einwohnerzahl dieser als neues Dubai geplanten und erträumten Stadt weit unter den zu Beginn angestrebten 300.000. Wie die Filmkulisse einer Science-Fiction-Dystopie ragen die Wolkenkratzer der 5-Sterne-Luxus-Hotels und Firmen entlang des Geschäftszentrums in den Himmel. Doch die Menschen, die jene Monumentalbauten bestaunen und bewohnen könnten, sind in New Ordos rar.

Mächtiger Chinese

Grund dafür sind zum großen Teil Fehlplanungen in der Infrastruktur. So mangelt es an essentiellen Einrichtungen, wie z.B. Krankenhäusern und Schulen. Das können auch die vielen Parks, Sportanlagen, Seen und Kunstwerke in New Ordos nicht aufwiegen. So mussten auch die Verantwortlichen vor kurzem einräumen, dass die wenigen Bürger der Stadt sich hauptsächlich aus dem Verwaltungspersonal rekrutieren. Ursprünglich sollte New Ordos potenzielle Zuzügler aus dem chinesischen Mittelstand auffangen, die man sich nach Entdeckung beachtlicher Kohle- und Gasvorkommen in dieser Region im Jahre 2000 erhoffte.

Beobachter sprechen von einer Immobilienblase, die zu platzen droht, doch ein Börsenfachmann von Merrill Lynch erwidert, dies sei nicht der Fall, da alle Immobilien bar bezahlt wurden und die Stadt ein Erfolg sei. Es ist jedoch gewagt, in einer menschenleeren Stadt einen Erfolg zu sehen, die außer einigen luxuriösen Gebäuden nicht viel an Kultur und Leben zu bieten hat.