VON JULIA ZETZ | 01.02.2012 15:20

Eliteförderung auf Kosten finanziell Schwacher?

Begabtenförderung ist in Deutschland ein wichtiges Bildungsinstrument. Die Zahl der vergebenen Stipendien hat sich in den vergangen Jahren fast verdoppelt. Der Grund dafür ist unter anderem das 2011 neu eingeführte Deutschlandstipendium.

Das Bundesministerium für Forschung und Bildung zieht auch 2011 eine positive Stipendien-Bilanz. Erhielten vor sechs Jahren rund 16.400 Studenten ein Stipendium, so waren es im vergangenen Jahr bereits etwa 37.000. Grund für diesen Anstieg ist unter anderem das von Bundesbildungsministerin Annette Schavan geschaffene Deutschlandstipendium.

Förderung in der Tiefe, nicht in der Breite

Bereits im Jahr 2010 setze die schwarz-gelbe Bundesregierung im Bundesrat ein neues Stipendiengesetz durch. Planmäßig sollen damit bis zu 160.000 leistungsstarke Studenten gefördert werden. Im Gegensatz zu privaten Stipendien erhalten die jungen Studierenden monatlich 300 Euro. Die Hälfte davon wollte der Bund bezahlen, die andere Hälfte sollte von privaten Sponsoren kommen.

Schavan erntete dafür scharfe Kritik, denn eine Erhöhung des elternabhängigen Bafög war nur in geringem Maße vorgesehen. Das Deutschlandstipendium konnte allerdings nicht wunschgemäß durchgesetzt werden, es fehlten die privaten Sponsoren. Nur die Hälfte der knapp 10.000 geplanten Stipendien konnten 2011 vergeben werden.

Anstieg anhaltend

Bereits 2008 verzeichnete das Bundesministerium für Bildung und Forschung einen Anstieg der Stipendien. Damit konnte die geplante Quote von 1,1 Prozent geförderter Studenten schon vor Ende der Legislaturperiode erreicht werden. Grund für diesen Anstieg sind die erhöhten finanziellen Mittel, die von der Bundesregierung für die Bildungsförderung ausgegeben wurden. Bundesbildungsministerin Schavan setzte sich verstärkt für die Akquise von Unternehmen zur Unterstützung der Studentenförderung ein.

Zeitgleich stieg auch die Anzahl der Förderungen für Absolventen von beruflichen Ausbildungen. Knapp 16.000 leistungsstarke Absolventen erhielten eine Förderung für ihre berufliche Weiterbildung.

Abstriche beim Bafög

Zwar stellte die Bundesregierung in den vergangen Jahren mehr finanzielle Mittel für die Begabtenförderung zur Verfügung jedoch wurden im Gegenzug dazu Abstriche beim Bafög vorgenommen. Bisher wurden den besten 30 Prozent der Bafög-Empfänger ein Teil der Schulden erlassen. Mit dem Wegfall dieser Regelung ab 2013 spart Bildungsministerin Schavan rund 12 Millionen Euro.

Der Anstieg der leistungsstarken Studenten, die durch ein Stipendium gefördert werden, ist in erster Linie auf die gestiegenen bereitgestellten finanziellen Mittel der Bundesregierung zurückzuführen. Die Abstriche beim Bafög unterstützen derweil die Stipendienförderung nur mittelbar.