VON MAXIMILIAN REICHLIN | 16.10.2014 18:27

Das Geschäft mit der Liebe – Wie Datingportale aus der Einsamkeit Kapital schlagen

Online-Partnervermittlungen werden im deutschsprachigen Raum immer beliebter. Plattformen wie Parship, Elitepartner oder ShopAMan erzielten in den vergangenen Jahren ein unglaubliches Wachstum. Mithilfe von Persönlichkeitstests sollen hier suchende Singles schnellstmöglich den Traumpartner finden. Doch auf dem Markt treiben sich auch einige schwarze Schafe herum: Fake-Accounts, Betrugsfälle und Abofallen säumen online oft den Weg der Singles zum Glück. Wird hier aus der Sehnsucht einsamer Herzen Kapital geschlagen? UNI.DE hat sich umgehört.


Die Zahlen, die die relativ junge Branche der Online-Partnervermittlung vorzuweisen hat, sind erstaunlich. Schätzungen zufolge nutzen über acht Millionen Deutsche aktiv Partnerbörsen im Internet, beinahe jeder Zehnte. Längst sind Partnervermittlungen im Netz auch gesellschaftlich akzeptiert. TV-Werbungen der diversen Portale laufen zur besten Sendezeit, Erfahrungsberichte glücklich vermittelter Paare häufen sich. 2011 hat auch die Stiftung Warentest die Online-Datingportale unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Testurteil „gut“ für den Marktführer Parship.

Blind Date!

Weitere Preise, etwa von der Zeitschrift Computer BILD, hagelte es daneben für die übrigen deutschen „Big Player“, Elitepartner und eDarling. Viele der Partnervermittlungen sind überdies vom TÜV geprüft. Dabei bauen die gängigen Anbieter immer auf eine ähnliche Strategie: Zunächst wird ein Persönlichkeitstest durchgeführt, der, mal mehr mal weniger, signifikante Merkmale beinhaltet. Anhand des ausgewerteten Tests werden dem Kunden anschließend „passende“ Mitglieder vorgeschlagen, unter denen er eine Auswahl treffen und mit denen er bei Bedarf in Kontakt treten kann. Das alles meist zu einem monatlichen Festpreis.

Doch so einfach sich das Geschäft mit der Liebe oft präsentiert, so unübersichtlich kann es auf den Partnervermittlungen oft werden. Berichte von unseriösen Anbietern und undurchsichtigen Geschäftsbedingungen häufen sich online. Chris Pleines vom Verbrauchertestportal zu-zweit.de kennt alle Tricks: Bekannt seien zum Beispiel Abofallen. Zwar könne man viele der namhaften und kostenpflichtigen Online-Portale für eine bestimmte Zeit (meist zwei Wochen) preisgünstig oder gratis testen, ein solches Lockangebot könne aber ohne Kündigung zu einer Vollmitgliedschaft für rund 500 Euro und 12 Monate werden.

Ebenfalls beliebt: Die ominöse Wertersatzklausel in den AGB vieler Partnervermittlungen. Auch hier läuft der Kunde über kostenlose Testangebote in die Falle. Wirklich gratis, weiß Pleines, ist allerdings nur die Anmeldung. Für Leistungen wie gesendete oder erhaltene Nachrichten könne der Nutzer dennoch zur Kasse gebeten werden – selbst nach einer fristgerechten Kündigung. „Diese Masche ist krumm.“ sagt auch Gunda Lauckenmann von Verbraucherschutz.de und wirft den Online-Portalen Undurchsichtigkeit vor. Davon will Ulrich Schacht, Geschäftsführer von Elitepartner, allerdings nichts wissen: „Wir kommunizieren die Wertersatz-Regelung bereits transparent. Aber natürlich berücksichtigen wir das Feedback unserer Kunden und versuchen, die Kritik bestmöglich umzusetzen.“

Auch Betrüger nutzen den Wunsch der Singles nach Zweisamkeit im Netz gerne aus. Gerade kleinere Partnervermittlungen bauen bewusst auf sogenannte „Profi-Chatter“, die mithilfe eines gefälschten, meist weiblichen Accounts, suchende Männer zu einer Premium-Mitgliedschaft oder teurem SMS-Chat verführen sollen. Bezahlt werden diese „Chat-Animateure“ pro SMS des Betrogenen, der damit, wie in vielen Fällen, vom hoffnungsvollen Single auf der Suche zur gemolkenen Geldkuh der Anbieter wird. Übrigens: Allzu viel sollten sich Suchende bei Online-Partnervermittlungen nicht versprechen. Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts im vergangenen Jahr, hatten nur 2% aller befragten Paare angegeben, sich im Netz kennengelernt zu haben. Mehr Erfolg hat man im altbewährten Umfeld: Freundeskreis (27%) und Kneipe (16%).