VON C.V.A. | 15.02.2013 17:45

Streit um das Amt des Dalai Lama

Die KP-Führung aus Peking hat einen eigenen Dalai Lama für Tibet bestimmt. Die Tibeter weigern sich jedoch diesen anzuerkennen und der Dalai Lama zieht in Betracht die sechshundert Jahre alte Tradition des Lamas ganz abzuschaffen.


Tibet und China

Seit langem ist die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China völkerrechtlich umstritten, doch bis jetzt hat sich weltweit noch kein Staat auf politischer oder diplomatischer Ebene für eine Unabhängigkeit Tibets eingesetzt.

Widerstand in Tibet

Nach Völkerunruhen im Jahre 1720 wurde Tibet zum ersten Mal zum Protektorat Chinas. 1959 nach der Flucht des 14. Dalai Lamas wurde im indischen Exil die tibetische Exilregierung gegründet. Diese weigert sich den Status Tibets als Chinas Protektorat anzuerkennen. Für sie war Tibet zum Zeitpunkt der Invasion durch China ein freier und unabhängiger Staat, der nun durch Peking in seiner Autonomie unterdrückt wird.

Die chinesische Regierung hingegen sieht Tibet schon seit dem siebten Jahrhundert als festen Bestandteil ihres Landes. Deshalb wurde nun ein eigener systemkonformer Dalai Lama von den Chinesen gestellt. Die normalerweise streng atheistische KP Chinas griff dabei zu pseudoreligiösen Mitteln. Aus einer goldenen Urne wurde einer von drei Namen gezogen. Diese Tradition geht auf einen Quing-Kaiser aus dem 18. Jahrhundert zurück, der mit dieser Methode die religiösen Führer Tibets und der Mongolei bestimmte.

Die Frage nach der Reinkarnation

Schon im Jahre 2007 hat Peking ein Regelwerk erlassen. Die Anerkennung reinkarnierter Dalai Lamas ist demnach ohne Zustimmung der Regierung illegal und ungültig. China behauptet zwar damit nicht in die religiöse Suche der Mönche nach dem inkarnierten Personen eingreifen, doch am Ende muss der neue Dalai Lama von der Regierung abgesegnet werden. Peking legitimiert diesen Beschluss einerseits durch die Rechtsbedürfnisse des säkularisierten Staates und andererseits durch die historische Tatsache, dass chinesische Kaiser Tibet immer wieder Schutz gegenüber äußeren Angriffen garantierten.

Doch der Dalai Lama wehrt sich gegen diese neue Regelung und erklärt nun, dass er selber über seine Wiedergeburt entscheiden oder sogar auf sie verzichten kann. Damit würde er mit einer fest verankerten Tradition der buddhistischen Religion brechen.

Er erklärt seine Überlegungen mit religionsphilosophischen Ansätzen. Demnach sei der Glaube an die Wiedergeburt abzugrenzen von dem tibetischen Brauch, reinkarnierte Personen im Interesse der durch sie unterstützten Gemeinschaft namentlich zu nennen. Er erläutert, dass einzig die Person selbst über das Wann, Wo und ob einer Wiedergeburt entscheiden kann. Dies führt er auf die Lehre der „Bodhisattvas“ zurück, die ausgenommen sind von dem Kreislauf der Wiedergeburten und sich aus Mitleid mit den Menschen selbst für ein künftiges Leben entscheiden können. Der Dalai Lama meint auch, dass sogar eine „Emanation“ dieser Lehre möglich sei während er noch lebt. Im Folgeschluss würde das heißen, dass er einen Nachfolger bestimmen könnte. Da er eine politische Infiltrierung des Lama-Amtes durch die KP für eine große Bedrohung hält, zieht er in Erwägung im Alter von 90 Jahren das Amt gänzlich abzuschaffen.

Ein Dalai Lama von China eingesetzt, würde tief in die religiöse Identität der Tibeter vordringen und dafür sorgen, dass sich das Land vollständig der Herrschaft der KP beugt. Der Widerstand der Tibeter wäre dann nur noch eine Episode und die tibetische Geschichte würde zu Gunsten Chinas umgeschrieben werden.