VON C.V.A. | 12.03.2013 16:05

Erinnern oder Abschied - Totenkult und Bestattungsrituale in verschiedenen Religionen

Schon seit Urzeiten gibt es Bestattungsrituale und Totenkulte. Ob Beerdigung, Feuerbestattung oder Seebestattung - der Umgang mit den Toten ist immer von religiösen Vorstellungen geprägt.

Die Beisetzung von Toten und das jeweilige Ritual hängt von der Kultur und Religion einer Glaubensgemeinschaft ab. Archäologische Funde geben Hinweise darauf, dass sogar die Neandertaler schon Bestattungsriten vollzogen haben. Totenkult bedeutet Verehrung von Verstorbenen über das Begräbnis hinaus. Begründet ist er in der Annahme, dass die Toten in einer anderen Form weiter existieren. Die Erinnerungskultur in Form von Totenkulten findet man häufig in den alten polytheistischen Religionen.

Im Alten Ägypten

Der Mumienkult der alten Ägypter ist ein besonders faszinierendes Beispiel für einen religiösen Totenkult. Die Ägypter glaubten, um auferstehen zu können, müsste die Seele den eigenen Körper nach dem Tod wiedererkennen. Durch aufwendige Verfahrensweisen wurden die Toten mumifiziert, um deren Körper vor dem Verfall zu bewahren. In einer Trauerprozession wurden verschiedene Beigaben zum Grab getragen. Dort wurde die Mumie senkrecht aufgestellt, damit die Seelen Ka und Ba wieder in den Körper zurückkehren konnten. Mit verschiedenen persönlichen Gegenständen wurde dann der Sarkophag verschlossen. Direkt vor dem Grab wurde anschließend ein Festmahl abgehalten, bei dem die Seele des Verstorbenen anwesend sein sollte. Den teuren Mumienkult konnten sich allerdings nur die Wohlhabenden leisten. Zur Sicherheit vergrub man die Armen in der Nähe der prunkvollen Mumiengräber, damit der „Geist des ewigen Lebens“ auch sie erreichen würde. Die Leichen der Armen, die häufig einfach im heißen Wüstensand vergraben wurden, hielten sich tatsächlich besser als so manch einbalsamierte Mumie.

Griechenland und Rom

Auch im alten Rom gab es Formen des Totenkultes. Die entschwundenen Seelen waren für die Römer von besonderer Bedeutung. Das Seelenfest Parentalia wurde den verstorbenen Eltern oder auch anderen Ahnen gewidmet und stärkte die Bindung zu den Ahnen. Im alten Griechenland wurden die Toten vor Sonnenaufgang beigesetzt, um die Götter nicht zu beleidigen. Dem in weiße Tücher gewickelten Leichnam wurde eine Münze für den Fährmann in den Mund gelegt, der den Toten in die Unterwelt bringen sollte. Dann wurden die Leichname in der Regel verbrannt. Das Totenreich war für die Griechen ein trostloser Ort. Somit wurde dem kurzen Leben vor dem Tod eine große Bedeutung beigemessen. Die Griechen strebten danach, in der Erinnerung der Menschen weiterzuleben.

In den monotheistischen Religionen spricht man weniger von einem Totenkult. Die Toten werden vielmehr im Rahmen verschiedener Bestattungsrituale vom Erdenleben verabschiedet. Die Ahnen werden nicht mehr in der Form geehrt wie es in den polytheistischen Religionen der Fall war. Zwar ist das Grab ein Ort an dem man den verstorbenen gedenken kann, von einem Totenkult kann man jedoch nicht sprechen.

Hinduismus - Einheit in der Vielfalt

Christentum

Im Christentum bedeutet der Tod das Ende des Lebens und den Übergang der Seele in den Himmel. Demnach ist die Bestattung als Abschied ritualisiert. In der Regel werden die Toten auf Friedhöfen begraben. Inzwischen bevorzugen viele Menschen jedoch auch eine Einäscherung. Im Rahmen der Bestattung findet meistens ein Aussegnungsgottesdienst oder eine Andacht statt. Oftmals gibt es eine Totenwache und die Angehörigen bringen den Leichnam dann im Leichenzug zur Begräbnisstelle.

Judentum

Der jüdische Glaube geht von einer „kommenden Welt“ aus, in die alle Seelen nach dem Tod aufgenommen werden. Die Toten werden von dem allmächtigen Gott erweckt und in der neuen Welt wiedergeboren. Wichtige Rituale an dem Verstorbenen ist die Waschung aller Körperteile und die Kleidung in ein weißes Sterbekleid. Eine Feuerbestattung ist im Judentum strikt verboten, deshalb werden die Toten beerdigt. Bei der Bestattung wird das Totengebet Kaddisch gesprochen. Danach folgt eine Trauerzeit, die in Schiwa (erste Woche), Scheloschim (30 Tage) und Awelt, das Trauerjahr, unterteilt ist.

Islam

Auch im Islam werden die Toten zur Vorbereitung auf die Beerdigung gewaschen und in ein Totengewand gehüllt. Es gibt strenge Vorschriften, die die Bestattung eines Leichnams regeln. In der Regel werden Moslems ohne Sarg bestattet. Auf der Rechten Seite liegend wird der Leichnam mit den Füßen nach Mekka in das Grab gelegt. Im Grab wird aus Brettern eine Kammer errichtet um die Erde von dem Toten abzuhalten.

Eine Beerdigungsfrist regelt, dass der Leichnam 24 Stunden nach Eintritt des Todes beerdigt werden muss. Während der Bestattung werden vier Takbirs gesprochen. Wichtig ist, dass das Grab so einfach wie möglich gehalten wird - hohe Kosten für eine Beerdigung sollen verhindert werden. Ein Grab sollte nach muslimischem Glaube nicht einfach wiederbenutzt werden. Nur in Ausnahmefällen und auch nur wenn keine sterblichen Überreste mehr zu finden sind kann das Grab ausgehoben werden.