VON BENEDIKT GRADL | 09.02.2012 16:24

Aus dem Weg, jetzt komme ich!

„Wer zuerst kommt malt zuerst“, „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ und „Den Letzten beißen die Hunde“.

Drei klare Sätze, die eins absolut deutlich machen: Du musst der Erste, der Beste und der Schnellste sein, sonst hast du schon verloren. Der daraus entstehende Egoismus und das ständige Konkurrenzdenken prägen unsere Gesellschaft und bestimmen unser alltägliches Tun und Handeln. Die Sozialforschung hat hierfür einen Begriff geprägt: Ellenbogengesellschaft. Ein Wort, das sicherlich nicht umsonst 1982 das Wort des Jahres wurde.

Eine Ursache für dieses Phänomen finden wir in Charles Darwins vielzitiertem – und fehlinterpretiertem (Sozialdarwinismus) Prinzip „the survival of the fittest“, also das Überleben des Stärkeren. Der Jahrtausende lange Kampf um Nahrung und Fortpflanzung hat seine Spuren hinterlassen und so gilt auch noch heute: Nur wer sich durchsetzt, überlebt.

Natürlich ist dieser Kampf heutzutage weitaus facettenreicher. In den seltensten Fällen kämpft man heute mit Faustkeil und Speer. Die Waffen unserer Zeit heißen Drängeln, Schubsen und Mobbing. Das fängt schon bei den Kleinen an: Um ihrem Kind die besten Zukunftschancen zu ermöglichen ist die erste, bei besonders ehrgeizigen Eltern auch schon die zweite Fremdsprache bereits ab der Grundschule oder dem Kindergarten zu lehren. Leider wird bei all dem gut-meinen dadurch das „Kinder einfach Kind sein lassen“ zu oft vergessen. Leistungsdruck und Ellenbogen-ausfahren werden somit schon bei den Kleinen zur Maxime fürs Leben.

Wird der Leistungsdruck jedoch als Leistungsanspruch verstanden, kann man daraus Motivation und Ansporn ziehen. Es entsteht Wettkampfcharakter. Der Wettkampf lebt von der Konkurrenz, aber auch vom „Fairplay“ der Teilnehmer. Also ein Nebeneinander von Kollegialität und Leistungsdruck? Boxer, die sich nach einem harten Kampf, indem keiner dem anderen etwas schenkt die Hand geben, sind ein gutes Beispiel.

Vielleicht würde manchmal ein Motto wie „Gewinnen und Gewinnen lassen“ unserer Gesellschaft gut tun. Mehr auf den anderen schauen, als nur eigene Ziele und Interessen im Kopf haben, hat in den seltensten Fällen der Karriere geschadet.