Früher war die studentische Welt noch in Ordnung: Es gab keine Studiengebühren, ganz früher sogar noch Bafög ohne Darlehen. Es hätte alles so weiterlaufen können, wenn da nicht der „böse“ Langzeit-Student“ in den Köpfen vieler Menschen gewesen wäre, der dem Staat dementsprechend auf der Tasche lag. Das war zumindest das populistischste Argument von Verfechtern für die Einführung von Studiengebühren. Zuerst war es 2004 geplant, nur von den Langzeitstudenten Gebühren zu kassieren. Das Modell machte allerdings schnell Schule für alle Studenten – die Studiengebühren wurden zum Politikum und zur Ländersache erklärt.
Studenten sollten künftig durch elternunabhängige Darlehen, verkürzte Bologna-Reform-Studienzeiten und gleichzeitig durch eine erweiterte Stipendien-Landschaft unterstützt werden. Zum letzt genannten zählt auch das neu eingeführte Deutschlandstipendium. Ebenso reagierten die Banken auf die neue Situation und haben Studenten verlockende Kredite zur Finanzierung ihres Studiums seit Einführung der Studiengebühren angeboten.
Nur: Kredite sind kein Allheilmittel – sie müssen auch wieder zurückbezahlt werden. Innerhalb der EU haben gewährte Kredite an EU-Länder gezeigt, wohin Staatsverschuldungen führen können. Aber nicht nur der Euro steckt in der Krise, sondern auch die Studenten mit ihren Finanzierungsmodellen fürs Studium. Einen Kredit, extra für das Studium aufzunehmen, diesen Luxus wollen sich nicht alle Studenten leisten. Trotzdem müssen immer mehr Studenten eben diese Luxus-Alternative in Betracht ziehen.
Seit der Einführung der Studentenkredite im Jahre 2005/2006 hat sich die Zahl der gewährten Kredite verdoppelt. Mittlerweile nehmen 5% der Studenten diesen Luxus privater Kredite von Banken hierfür in Anspruch.
Die Banken werben gerne mit zinsgünstigen Studenten-Krediten und dem Argument, dass man das Darlehen als berufstätiger Akademiker leicht in Raten tilgen kann. Nur die aktuelle Arbeitsmarktsituation zeigt auch, dass es immer mehr arbeitslose Akademiker gibt. Die Zahl der Studierenden nimmt stetig zu und somit auch die Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt.
Das Studium wird dadurch immer mehr zum Luxus und der „verschuldete“ Student schon als selbstverständlich betrachtet, eine mögliche Privatinsolvenz nicht mehr ausgeschlossen. Nach Angaben des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes (VZBZ) summieren sich die Kosten für ein sechsjähriges Studium an einer deutschen Universität auf durchschnittlich 50.000 Euro. Das entspricht - inklusive der Lebenshaltungskosten - Ausgaben von knapp über 800 Euro im Monat. Natürlich können die Ausgaben auch variieren – je nach Lebensstil.
Selbst mit wenig Fantasie kann man sich ausrechnen, was das am Ende eines Studiums für einen eben auf den Arbeitsmarkt entlassenen Absolventen bedeuten kann. Wie bereits erwähnt, im schlimmsten Fall, eine Privatinsolvenz – und das trotz gutem Abschluss. Ebenso dürften mögliche Arbeitgeber über insolvente Bewerber begeistert sein.
Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden und genau ausrechnen, welche Möglichkeiten er zur Finanzierung seines Studiums in Betracht zieht, beziehungsweise, welche im Einzelfall sinnvoll sind. Extra Schulden dafür zu machen, ist nicht jedermanns Sache und eben auch nicht immer ein kalkulierbares Risiko.