VON RICHRAD KEHL
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09.03.2010 16:58
Slow Media - In der Tiefe liegt die Kraft
Mit Slow Media ist kein veralteter Rechner oder langsame Internetverbindung gemeint, vielmehr geht es um qualitativ individualisierten Content. Slow Media lassen sich nicht nebenbei konsumieren, sondern provozieren die Konzentration, aber auch Interaktion der Nutzer.
Wir leben in einer der Zeit der Schnelllebigkeit. Das gilt auch für redaktionelle Inhalte: Content wird meist gar nicht mehr selbst erstellt, Pressenmitteilungen 1:1 übernommen, vorhandene Inhalte adaptiert und auf Knopfdruck geklont. Slow Media ist ungefähr die gleiche Gegenbewegung wie ein 10-Gänge-Menü mit Fast Food: es ist zwar nicht billiger, es gibt es nicht überall, ist aber umso gehaltvoller und hält länger an.
Es geht dabei weniger um Parolen wie: „Printmedien gegen Online-Inhalte oder Content ist König.“ Jede Art von Information, egal, ob print, online, offline, hat seine Berechtigung. Die Frage richtet sich vielmehr nach der Botschaft, Recherche und Inspiration, die im Content steckt und, nebenbei erwähnt, Konsumenten dazu führen soll, Geld dafür auszugeben. Mund zu Mund Propaganda zählt auch zu Slow Media: Erfahrungsberichte von Usern in Foren ist sind gehaltvoller, informativer als ein PR-Text oder Werbeanzeige des Herstellers. Somit zählen, indirekt, soziale Netzwerke auch zu Slow Media sowie Fast Media Erscheinungen.
Auch eine Anleitung für eine Videokamera ist zum Beispiel Slow Media: es erfordert die absolute Aufmerksamkeit des Lesers, um die Kamera auch später richtig bedienen zu können. Ein Roman zählt ebenso dazu. Man nimmt immer noch lieber ein richtiges Buch zur Hand, statt den Inhalt eines Romans auf dem Bildschirm zu lesen.
Nachrichten sind schnelle Medien und sollen es auch bleiben. Komprimierter, schneller und informativer Informationsaustausch im Facebook- und Twitter-Zeitalter sind durchaus erwünscht. So ist eine Nachricht über Erdbebenopfer Fast Media – eine Dokumentation über das Schicksal eines Betroffenen des Erdbebens dagegen Slow Media, ebenso eine daraus resultierende Diskussion.
Slow Media zielen auf Perfektionierung und erfinden das Rad nicht neu. Slow Media sind nachhaltig. Man braucht länger, es zu verstehen, man setzt sich damit auseinander. Slow Media sind Konsumenten egal, aber nicht die Nutzer. Slow Media schafft "Prosumenten" – nicht Konsumenten: Hierbei handelt es sich um Menschen, die aktiv bestimmen, was und wie sie konsumieren. Personen, die es auch gelernt haben, klassische Werbebotschaften/Platzierungen zu ignorieren. Slow Media braucht zwar länger, bleibt aber dafür umso intensiver haften.
Weitere Infos zum Thema:
Interview: Das Slow Media Manifest
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