VON RICHARD KEHL | 11.02.2011 11:31

KillSwitch auch für Deutschland?

Unter „KillSwitch“ versteht man einen Notschalter, um das Internet und sämtliche Mobilfunkverbindungen auf einen Schlag lahm zu legen. Was in Ägypten kürzlich praktiziert wurde, ist in den USA bereits im Einsatz. Auch hierzulande wünschen sich einige vereinzelte Sicherheitsfanatiker, Behörden und Politiker den KillSwitch.

Knapp 13 Minuten hat es in Ägypten gedauert, um die Bevölkerung vom Rest der Welt abzuschneiden. Die Studenten-Facebook-Revolte wurde in Ägypten innerhalb kürzester Zeit von der internen und internationalen Kommunikation abgeschnitten. Davon maßgeblich betroffen: das Internet.

In den USA existiert bereits ein Notfallplan für den sogenannten KillSwitch - Präsident Barak Obama hat sich übrigens dagegen ausgesprochen. Auch in unserem Nachbarland Österreich gibt es Vorkehrungen, um Verbindungen für Internet, TV und Mobilfunk innerhalb kürzester Zeit kappen zu können. In Deutschland forderte Wolfgang Schäuble die Einführung eines solchen KillSwitch Notschalters. Die Realisierung wäre auch hierzulande möglich, allerdings nicht ganz so leicht: Es gibt in Deutschland über 280 verschiedene Backbone-Provider (Internet-Anbieter). Diese müssten alle auf einmal synchron abgeschaltet werden. Zudem müssten auch internationale Netzanbieter und Konzerne wie beispielsweise der Internet-Riese Google vom Netz genommen werden.

Was ein KillSwitch ausrichten kann, wurde bereits anhand der Ausschreitungen, Unruhen und Unsicherheiten bei der ägyptischen Bevölkerung auf tragische Art und Weise dokumentiert. Nach fünf Tagen offline ist Ägypten nun teilweise wieder online. Allerdings gibt es hier lediglich vier Kern-Netz-Anbieter, an denen die anderen angeschlossen sind. Somit musste man nur die vier vom Netz nehmen. Das Netz in den großen Städten wie Kairo und Alexandria soll nun wieder funktionsfähig sein. Soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook könnten dagegen nur über Umwege genutzt werden. Noch ist unklar, ob dies auf Anordnung der noch amtierenden Regierung geschah oder die Provider auf eigene Faust handelten. Immerhin sind die meisten Ägypter Kunden dieser Anbieter, somit ist bei den Providern auch ein wirtschaftliches Interesse vorhanden.

Wolfgang Schäuble, damals noch Bundesinnenminister, propagierte bereits vor Jahren einen KillSwitch, primär zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Auch immer mehr Behörden fordern einen KillSwitch, um sicherheitsrelevante Terrorziele wie beispielsweise Kraftwerke zu schützen. Obwohl die Regierung den Einsatz einer solchen Maßnahme bislang verneint, zeigt sich der Chaos Computer Club besorgt. So verabschiedete die Polizei und Ordnungsbehörde von Rheinland Pfalz kürzlich ein landesweites Gesetz, welches erlaubt, mit richterlicher Anordnung „Telekommunikation zu unterbrechen oder zu verhindern“, um beispielsweise Handys zu blockieren, mit denen eine Bombe ferngezündet werden könnte, oder verschlüsselte brisante Nachrichten über das Internet zu versenden.