Das Verbraucherschutzministerium hat einen Service ins Leben gerufen, der Inhalte nach einer bestimmten Zeit unsichtbar machen soll: Durch die Software X-pire können User Inhalte mit einem Verfallsdatum kennzeichnen. Nach Ablauf dieser Frist werden die Bilder mit einer Art digitalem Radiergummi gelöscht.
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) stellte auf einer Diskussionsveranstaltung indirekt die Frage, ob es nicht ein „Recht auf Vergessen im Internet“ geben sollte. Besonders in sozialen Netzwerken wie Facebook wird oft sehr leichtfertig mit privaten Inhalten hantiert. Dies kann etwa bei Bewerbungsverfahren auch noch Jahre später zum Nachteil eines Kandidaten ausgelegt werden. Die neue Software X-pire ist nun ein erster Schritt, damit das Internet das Vergessen lernt. Weltweit arbeiten verschiedene Forschergruppen an ähnlichen Projekten.
Die Software kann laut Angaben des Entwicklers Bilder verschlüsseln und sie mit einem Ablaufdatum verknüpfen. Die verschlüsselten Bilder können im Anschluss ins Internet, also etwa in soziale Netzwerke wie Facebook eingestellt werden. Mittels der X-pire Software wird ein Codeschlüssel angefordert. Dieser wird auf dem Server des Anbieters hinterlegt. Jeder, der auf die Inhalte zugreifen will, muss einen Schlüssel vom Server laden. Wird das Verfallsdatum erreicht, werden die hochgeladenen Bilder nicht mehr angezeigt. Der digitale Radiergummi der X-pire Software löscht die Schlüsseldaten - das Foto kann nicht mehr dekodiert und somit nicht mehr betrachtet werden.
Derzeit läuft die Testphase des digitalen Radiergummis und der Software X-pire. Wenn der Test erfolgreich verlaufen ist, wird kommende Woche der praktische Einsatz folgen. Das Pilotprojekt bezieht sich primär auf Fotos, soll aber in Zukunft auch für andere Schutzverfahren im Internet für Blogs, Webseiten, E-Mails und Videos zum Einsatz kommen.
Allerdings ist der Einsatz des digitalen Radiergummis und der X-pire Software auch mit Problemen verbunden: das Besorgen und Laden des Schlüssels erfordert Zeit, Infrastruktur und ist recht aufwendig. Das will sich der Anbieter dementsprechend bezahlen lassen. Die Kosten sollen sich nach Anzahl der Fotos und Nutzungsdauer richten. Nutzer müssen mit einer monatlichen Gebühr von 9,90 € rechnen.
Auch vor Hackerangriffen ist die Software nicht gefeit. Es bedarf intensiver Schutzmaßnahmen, damit der Service nicht lahmgelegt werden kann, sonst könnten durch Angriffe von außen wichtige Dokumente nicht mehr angezeigt werden. Auch gegen Screenshots (Bildschirmfotos) bietet die Lösung keinen Schutz.
Die technische Umsetzung dieses Radiergummis mag noch nicht ausgereift ist, aber sie ist doch ein wichtiger Schritt in der Debatte um das digitale Vergessen.