VON MAXIMILIAN REICHLIN | 26.04.2013 15:32

Die Schmieden der Elite – Privathochschulen und ihr Ruf

Privathochschulen bieten gegenüber den staatlichen Vorbildern einige Vorteile, vor allem die oft tadellose und elitäre Reputation der Absolventen. Doch dieses Image ist oft teuer erkauft und birgt einige Risiken, besonders für die Schulen selbst. Was ist dran am Mythos der Eliteschmieden?

Angefangen hat alles mit der Gründung und staatlichen Anerkennung der Universität Witten/Herdecke 1982. Die erste deutsche Universität, die komplett in privater, also nichtstaatlicher, Hand liegt, wurde mit dem Ziel gegründet, neue Arten der Lehre zu erproben und ihren Absolventen dabei dennoch die gleichen Abschlüsse und Grade in Aussicht zu stellen, wie eine staatliche Hochschule. Seitdem gibt es in Deutschland eine große und schnell wachsende Branche. 2011 gab es im Bundesgebiet noch 90 Privathochschulen. Mittlerweile hat sich diese Zahl auf 100 Schulen erhöht.

Die wenigsten dieser Schulen, die Universität Witten/Herdecke zählt zum Beispiel dazu, haben allerdings den Status einer Universität, da sie nicht nur Lehrinstitute sind, sondern auch eigenständige Forschung betreiben. Nur 13 solcher Privatuniversitäten gibt es in Deutschland. Umso besser ist ihr Ruf. Sie tragen Namen wie „European Business School“ (EBS) oder „Ecole Supérieure de Commerce“ (ECSP) und stehen in dem Ruf, die Führungspersönlichkeiten der Zukunft, die Elite, auszubilden.

Übersicht Hochschulen

Andere, kleinere Privathochschulen, spezialisieren sich dagegen auf Fächer, die an staatlichen Universitäten überhaupt nicht gelehrt werden, etwa kreative Fächer oder solche, die sich mit neuen Medien auseinandersetzen, zum Beispiel Game-Design. Die meisten Privathochschulen sind, anders als staatliche Universitäten und Hochschulen, spezifisch auf den späteren Berufseinstieg zugeschnitten und sehr praxisbezogen. Partnerschaften mit verschiedenen ortsansässigen Unternehmen erleichtern den Absolventen die Jobsuche und ersetzen dadurch in spezifischen Bereichen eine Ausbildung. Auch hier werden, in den jeweiligen Randbereichen, Experten ausgebildet, die einen hohen Ruf genießen.

Solche Reputationen haben ihren Preis. Denn die Forschung und die Lehraufgabe dieser Institute verschlingt oft so viel, dass die Kosten nicht durch die ohnehin beträchtlichen Studiengebühren (an der EBS sind das etwa 33.000 Euro für 2 Jahre Studium) gedeckt werden können. Immer öfter sind Privathochschulen und -universitäten deswegen auf Spendengelder oder letztendlich doch auf den Staat angewiesen. Witten/Herdecke etwa konnte in der Vergangenheit drohende Pleiten nur durch die Unterstützung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen abwenden.

Wohl auch deswegen gibt es strenge Auflagen und Kontrollen für Privathochschulen und Vorwürfe seitens der Politik, die Privaten könnten durch ihre Unabhängigkeit anfangen, bindende Qualitätsstandards zu ignorieren. Manch imageschädigender Skandal, 2011 etwa die Verhaftung des EBS-Präsidenten Christopher Jahns wegen angeblicher Veruntreuung, tun ihr übrigens, um das Bild der Privathochschulen als Eliteinstitute ins Wanken zu bringen. Umso härter arbeiten Privathochschulen in Deutschland weiter an ihrem Image. Die EBS beispielsweise, indem sie ihre Studenten Suppenküchen und andere soziale Projekte organisieren lässt, um zu zeigen, dass hier eben keine dubiosen Wirtschaftskriminellen nach Vorbild des ehemaligen Präsidenten, sondern viel mehr sozial engagierte junge Geschäftsleute ausgebildet werden.