VON JULIA ZETZ | 17.06.2013 13:08

Freizeitgestaltung à la Allemagne

Freizeit ist schön. Wir müssen nicht arbeiten und haben Zeit für Dinge, die wir gerne tun. Doch was ist das genau? Sport, Freunde treffen oder ins Museum gehen? Eine Studie aus dem Jahr 2012* sagt etwas anderes: wir Deutschen sind Stubenhocker. Unsere Freizeitgestaltung besteht aus fernsehen, Spielekonsolen und Langeweile. Aber eigentlich wollen wir mehr, nämlich mehr spontan sein, mehr schlafen und mehr Sex. Aber warum sitzen dann etwa 98 Prozent von uns in ihrer Freizeit vor der Glotze? Der wissenschaftliche Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, Ulrich Reinhardt, sagt: „Das Fernsehen ist und bleibt sicherlich das Leitmedium der Deutschen“. Also gehört TV & Co. zu einer aktiven Freizeitgestaltung?


Neue Medien gehören zu unserem Leben wie essen und atmen. Aber auch Radio hören und Telefonieren ist hoch im Kurs. Für rund 77 Prozent der Deutschen gehört Zeitung lesen zu einer aktiven Freizeitgestaltung. Erst auf Platz fünf landen Freunde, Familie und der Partner. Sind wir Deutschen also ein Volk von Isolationsjunkies?

Freizeitgestaltung mit Laptop und Co.

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Wenn wir von Familie und Freunden genug haben, dann schalten wir unseren Computer ein. 62 Prozent der Deutschen haben im Jahr 2012 in ihrer Freizeit E-Mail gelesen, gechattet oder im Internet gesurft. Und dazu gehört natürlich auch Facebook. Im Vergleich zum Jahr 2007 stieg die Nutzung der blauen Plattform um fast 50 Prozent. So nutzen beispielsweise 80 Prozent der unter 35-jährigen Facebook in ihrer Freizeit. Facebook als Freizeitgestaltung ist nur für jeden vierten der über 55-jährigen interessant.

Frische Luft, Sport oder Spazieren gehen ist out. Die Deutschen wollen faul sein und schlafen. „Deutschland liegt ganz klar vorne, wenn es um innerhäusliche Aktivitäten geht“, sagt Ulrich Reinhardt.

Freizeitgestaltung nach Plan

Aber was genau wollen wir eigentlich? Wenn es nach den meisten Deutschen geht, dann sollte die Freizeitgestaltung vor allem eines sein: spontan. Mehr Zeit für Dinge, die wir mögen. Ja, das hätten wir gerne. Aber die Realität sieht anders aus. Nach Feierabend machen sich die meisten von uns schnell auf den Weg nach Hause, schalten Fernseher & Co. ein und lassen sich von Verblödungs-TV à la „Familien im Brennpunkt“ seicht berieseln.

* Für den „Freizeit-Monitor" befragte die Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag der Stiftung für Zukunftsfragen nach eigenen Angaben repräsentativ 4.041 Personen ab 14 Jahren.