VON NORA GRAF | 05.03.2015 15:16

Die Bevölkerungsexplosion und ihre fatalen Folgen: Ein Ende in Sicht?

Während früher, noch bis in das 19. Jahrhundert hinein, die Bevölkerung vor allem in den Industrienationen wuchs, verzeichnet man mittlerweile einen umgekehrten Effekt. Von 1750 bis 1930 stieg der Anteil der Menschen, die europäischen Ursprungs waren, von 18 auf 35 Prozent. Heute jedoch findet der größte Zuwachs in den Entwicklungsländern statt, während die Bevölkerung in den westlichen Ländern stetig zurück geht. Im Moment leben etwa 7,2 Milliarden Menschen auf der Erde im Gegensatz zu 1,6 Milliarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Besonders in den letzten Jahrzehnten stieg die Gesamtbevölkerung in immer kürzeren Zeitspannen rasant an. Derzeit wächst die Menschheit um circa 1,2 Prozent oder auch 77 Millionen Menschen jährlich. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen steuert die Weltbevölkerung auf ein Rekordniveau zu: Im Jahr 2050 sollen mindestens 9,3 Milliarden Menschen auf dieser Welt leben. Aber was dann?


Der Effekt, dass in einigen Ländern weniger und in anderen Ländern mehr Kinder geboren werden, gleicht sich leider nicht aus. Denn in den Entwicklungsländern wächst die Bevölkerung überproportional an. Grund dafür sind vor allem eine bessere Gesundheitsvorsorge und die Bekämpfung von Krankheiten, wodurch die Lebenserwartung angestiegen und die Sterblichkeitsrate von Säuglingen und Kindern zurück gegangen ist. Die Geburtenrate ist dagegen immer noch sehr hoch. Denn zum einen fehlen in vielen unterentwickelten Ländern Maßnahmen zur Familienplanung sowie Verhütungsmittel. Und zum anderen gelten Kinder dort als Versicherung der Eltern im Alter, da es keine gesetzlich geregelte Altersversorgung gibt. Hinzu kommt, dass den Frauen der Zugang zu Bildung oft nicht möglich ist und ihnen somit die Rolle als Mutter zukommt.

Cage People

In Afrika soll sich die Bevölkerung bis 2050 von einer auf zwei Milliarden Menschen verdoppeln, in Asien sollen dann 5,3 Milliarden Menschen leben.

Natürlich steigt mit der Überbevölkerung auch die Belastung für die Umwelt und die Natur. 2025 muss die doppelte Menge an Nahrungsmitteln produziert werden, um die acht Milliarden Menschen zu ernähren. Energie-, Wasser- und Nahrungsmittelressourcen werden immer knapper, ganz besonders brenzlig kann es da in den trockenen Gebieten vieler Entwicklungsländer werden, die dann sowieso schon krisengebeutelt auch noch in Verteilungskämpfe um Wasser verstrickt sind. Von Luftverschmutzung und Naturkatastrophen aufgrund der globalen Erderwärmung ganz zu schweigen.

Doch um die Mitte des 21 Jahrhunderts wird wohl der rasante Anstieg ein Ende haben. In dieser Zeit soll sich nach jüngsten Einschätzungen der Vereinten Nationen die Weltbevölkerung auf 9,6 Milliarden Menschen einpendeln, so das mittlere Szenario der UN. Prognosen über 2050 hinaus sind schwierig, da es ziemlich viele Variablen gibt, die gravierende Auswirkungen haben können. Es wurden noch zwei weitere Varianten durchgespielt, eine tiefe und eine hohe: Bekommt jede Frau nur 0,3 Prozent mehr Nachwuchs, also durchschnittlich 2.3 Kinder (wie derzeit in Argentinien) , dann steigt die Bevölkerung im Jahr 2300 auf etwa 36 Milliarden. Sinkt die Zahl jedoch auf 1,85 Kinder pro Frau (wie in Dänemark), so würde die Bevölkerung auf 2,3 Milliarden schrumpfen. Viele Fachleute gehen aber eher von einer niedrigen Variante aus.

Auch wenn die Bevölkerung auf lange Sicht wahrscheinlich wieder schrumpft, wird auch dieser Prozess erst einmal von negativen Folgen für die Umwelt begleitet. Denn wenn dann in den armen Ländern weniger Kinder geboren werden, steigt der Anteil der erwerbstätigen Menschen schneller als die Gesamtbevölkerung. Oft folgt ein Wirtschaftsboom, wodurch wiederum auch der Energie- und der Rohstoffverbrauch steigen. Bis die Menschen im Jahr 2300 in einem „Paradies der Nachhaltigkeit“ ankommen können, müssen zuerst die Probleme der Überbevölkerung und dann die Folgen einer schrumpfenden Bevölkerung beseitigt werden.