VON MAXIMILIAN REICHLIN
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01.03.2013 11:50
Der bionische Mensch – Wie die Natur nachgebaut werden kann
Am 7. Februar startete im Londoner Science Museum die Sonderausstellung „Who am I?“ mit einem erstaunlichen Exponat: Mit Rex, dem ersten komplett aus künstlichen Teilen bestehenden Menschen. Seine Konstruktion war nur möglich durch die wissenschaftlichen Entwicklungen der Bionik. Was kann die Bionik leisten? Und ist Rex ein Organismus, oder doch nur eine Maschine?
Bionik ist eine Wissenschaft, die sich mit den Möglichkeiten beschäftigt, die Natur zweckmäßig nachzubilden. Die Bionik hat der Menschheit bereits die nützlichsten Produkte und Werkzeuge beschert. Beispielsweise den Klettverschluss, nach dem Vorbild der namensgebenden Klette, Sonar- und Echolotsysteme, wie sie vor U-Booten schon von Delphinen und Fledermäusen eingesetzt wurden oder Injektionsnadeln, inspiriert vom Giftstachel der Biene. Nun ist der Bionik ein neuer Wurf gelungen: Der 'bionische Mensch' Rex, kurz für: Robotic Exoskeleton, der ursprünglich im Rahmen der Fernsehsendung 'How to build a bionic man' des britischen Senders Channel 4 gebaut wurde und mittlerweile im Londoner Science Museum bestaunt werden kann.
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Hier wird "Rex" vorgestellt, ein aus Bauplänen der Natur kopiertes Geschöpf, durch dessen Adern künstliches Blut fließt.
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Das lebende Ersatzteillager
Rex ist eine Art Präsentationsplattform für medizinische Implantate und die Möglichkeiten der Bionik. Seine Gliedmaßen sind Prothesen auf dem neuesten Stand der Technik. Mithilfe von Sensoren nehmen sie Nervenimpulse wahr, und könnten so auch jederzeit als Ersatz für menschliche Gliedmaßen eingesetzt werden. Rex verfügt außerdem über eine künstliche Lunge, ein batteriebetriebenes Herz und sogar künstliches Blut, das durch Adern in seinen 'Körper' gepumpt wird und ebenso wie echtes Blut in der Lage ist, Sauerstoff aufzunehmen und wieder abzugeben.
All diese Bestandteile sind entweder medizinische Prototypen oder kommen tatsächlich bereits in der Medizin zum Einsatz, zum Beispiel als eine Art Platzhalter, bis ein passendes Spenderorgan gefunden wird, oder eben als Langzeitlösung, wie etwa im Fall von Rex' Luftröhre. Diese besteht aus einem speziellen Polymer, und wurde 2011 im Londoner Royal Free Hospital zum ersten Mal erfolgreich
als Ersatz einer menschlichen Luftröhre implantiert.
Science-Fiction schon heute
Sogar denken kann die über eine Millionen US-Dollar teure Menschmaschine: Mithilfe von künstlicher Intelligenz, die zumindest bereits so weit ausgereift ist, dass Rex auf Fragen, die er mithilfe von Innenohrimplantaten hören kann, eine Antwort gibt – ebenso komplex wie ein menschliches Gehirn ist dieses System allerdings nicht. Noch nicht jedenfalls. Auch daran arbeitet die Bionik bereits.
So arbeitet der israelische Hirnforscher Henry Markram derzeit an seinem
Human Brain Project das darauf abzielt, mithilfe von Simulationen und Modellen eine exakte Nachbildung des menschlichen Gehirns zu erschaffen – nicht als Implantat, sondern um dadurch zu neuen Erkenntnissen über die Arbeitsweise des Denkorgans zu gelangen und diese wiederum etwa in die Entwicklung hocheffizienter Computersysteme einfließen zu lassen. So ist das menschliche Gehirn in der Bionik das Vorbild für zukünftige Computer, so wie Gliedmaßen und Organe des Menschen als Vorbilder für den Körper von Rex fungierten. Dieser 'lebt' noch bis zum 11. März im Londoner Science Museum.