VON MAXIMILIAN REICHLIN
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04.03.2016 15:14
Auswahlverfahren an Universitäten – Welche gibt es und wie sinnvoll sind sie?
Viele Studiengänge in Deutschland sind nach wie vor zulassungsbeschränkt, das bedeutet, dass zukünftige Studierende erst einen Test durchlaufen müssen, um einen Studienplatz zu bekommen. Solche Tests laufen von Uni zu Uni unterschiedlich ab, es gibt aber auch Fächer, die bundesweit gleich beschränkt sind, zum Beispiel Medizin. Einige Fachleute zweifeln aber am Nutzen der althergebrachten Auswahlverfahren und schlagen Verbesserungen vor. Welche Auswahlverfahren es gibt und was Studierende dafür brauchen zeigt UNI.DE.
Bald kommen sie wieder, die jungen Wilden. Im April und Mai finden in den meisten deutschen Bundesländern die diesjährigen Abiturprüfungen statt und entlassen damit wieder mehrere hunderttausend Abiturientinnen und Abiturienten an die deutschen Hochschulen und Universitäten. Für die heißt es dann raus aus der Abiturprüfung und rein in den Studentenalltag, denn nach bestandener Prüfung bleibt gerade noch genug Zeit, sich für das kommende Wintersemester 2016 anzumelden. Das fällt allerdings nicht immer ganz leicht, vor allem, wenn man sich für einen sogenannten zulassungsbeschränkten Studiengang entschieden hat. Hier steht vor Studienantritt noch ein Auswahlverfahren an.
Auswahlverfahren: Wie viele machen es und bringt es was?
Oft reicht das Abiturzeugnis allein nicht aus, um an der Wunschuniversität angenommen zu werden. Einige Universitäten behalten sich immer noch das Recht vor, Ihre Studenten selbst auszusieben, bei einigen Studiengängen ist ein Auswahlverfahren sogar Pflicht. Der Hochschulforscher Tino Bargel kennt genaue Zahlen: In einer Erhebung, die alle drei Jahre im Auftrag des Bundesbildungsministeriums durchgeführt wird, gaben rund 18 Prozent der Studierenden an, vor Studienbeginn an einem Auswahlverfahren teilgenommen zu haben. Warum die Universitäten an solchen Tests festhalten ist klar: Sie wollen die Zahl der Studienabbrecherinnen und -abbrecher verringern, indem Sie nur Studierende zulassen, die die richtigen Vorstellungen vom jeweiligen Fach haben und im Idealfall bereits Vorkenntnisse mitbringen.
Das funktioniert allerdings nur selten, weiß Bargel und stellt damit den Nutzen der Eignungstests in Frage: „Nach einem Auswahlverfahren meint man, die Schlauköpfe herausgefiltert zu haben“ sagte er im Gespräch mit ZEIT Online. Das treffe aber in der Regel nicht zu. „Die meisten Tests ermitteln, was jemand bis heute gelernt hat, aber sie eignen sich nicht, um Potenzial zu erkennen.“ Dementsprechend hält er auch nichts von Multiple-Choice-Tests oder anderen Wissensabfragen. Eine viel bessere Methode zur Vorauswahl seien persönliche Gespräche wie in einem Bewerbungsprozess, sogenannte Assessments. „Da ist dann aber natürlich auch der Aufwand für die Hochschulen erheblich höher.“
Welche Auswahlverfahren gibt es?
Grundsätzlich werden die folgenden Zulassungsarten unterschieden:
Wenn die Entscheidung schwer fällt:
Im Schul- oder Studienstress kann man schnell vergessen, was man eigentlich für sich selber und seine Zukunft möchte. Da kann ein Jahr Auszeit viel helfen, wenn man Orientierung braucht: Ein Gap Year
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1. Örtlich zulassungsbeschränkte Studiengänge
Bei „örtlich zulassungsbeschränkten“ Fächern, zu denen vor allem Geistes- und Kulturwissenschaftliche Fachrichtungen sowie gestalterische Fächer wie Kunst gehören, entscheiden die Universitäten in der Regel selbst, ob und in welcher Form ein Auswahlverfahren durchgeführt wird. Eine Studienrichtung, die an der einen Universität zulassungsbeschränkt ist, kann an einer anderen wieder frei sein. Wie viele Universitäten einen solchen Test verlangen ist kaum bekannt, denn das kann sich in jedem Semester ändern. Die Entscheidung darüber, ob und wie getestet wird, liegt dabei bei den Verantwortlichen des jeweiligen Fachbereichs. Hier kann eine Mindestnote im Abitur ausschlaggebend sein –
der altbekannte „Numerus Clausus“ (NC). In anderen Fächern werden persönliche Auswahlgespräche geführt oder ein Motivationsschreiben verlangt.
Vor allem letztere sind grundsätzlich nützlich, allerdings auch nicht das Gelbe vom Ei, so Bargel. Zwar nahmen, laut der letzten Erhebung der AG Hochschulforschung, rund die Hälfte der Studierenden diese Auswahlverfahren als Orientierungshilfe positiv auf, „viel nützlicher für den Studienstart finden die Studenten aber Tutorenprogramme und Orientierungswochen, die nach der Einschreibung angeboten werden.“
2. Bundesweit zulassungsbeschränkte Studiengänge
Diese Studiengänge sind an jeder deutschen Universität zulassungsbeschränkt, unabhängig von den Entscheidungen der Unis. Darunter fallen besonders begehrte Fächer, wie
Human-, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie. Bewerben müssen sich Studierende über die Plattform der Stiftung für Hochschulzulassung, hochschulstart.de. Plätze werden dabei nach dem
20-20-60-Prinzip vergeben: 20 Prozent der Plätze gehen an die Bewerberinnen und Bewerber mit den besten Abiturnoten, 20 Prozent werden nach Wartezeiten vergeben und 60 Prozent in den AdH, den Auswahlverfahren der Hochschulen. Diese werden wieder von den Universitäten selbst bestimmt und reichen von den Abiturnoten über einen Test oder ein Gespräch bis in zur Berücksichtigung einer abgeschlossenen Berufsausbildung.
Bis zu sechs Universitäten lassen sich dabei auf hochschulstart.de auswählen, die für die Studierenden in Frage kommen. Um die Chancen auf einen Studienplatz zu verbessern, sollten angehende Medizinerinnen und Mediziner die Modalitäten an der jeweiligen Universität genau kennen, denn je nach Hochschule gibt es verschiedene Möglichkeiten, in den AdH
die Abiturnote nachträglich nach unten zu korrigieren – etwa durch ein gutes Ergebnis im Medizinertest oder indem man am Gymnasium die richtigen Leistungskurse gewählt hat. Hilft auch das nichts, ist der Weg über die Wartezeiten angesagt. Doch das erfordert Geduld: Bis zu 12 Semester und länger kann es dauern, bis man auf diesem Wege einen Platz bekommt.
3. Nicht zulassungsbeschränkte Studiengänge
Nicht zulassungsbeschränkte Studiengänge sind genau das: Nicht zulassungsbeschränkt. Hier ist eine Anmeldung im klassischen Sinne nicht notwendig, auch ein Auswahlverfahren findet nicht statt. Jeder darf mitmachen. Zum Einschreiben sind in den meisten Fällen ausschließlich das Abiturzeugnis sowie eine fristgerechte Einschreibung notwendig. Die Plattform Studis-Online hat für das kommende Wintersemester 2016/17
eine Liste mit solchen nicht zulassungsbeschränkten Studiengängen zusammengestellt, sortiert nach Universitäten. Da dürfte für jeden etwas dabei sein.