VON CLEMENS POKORNY | 07.03.2014 14:01

Lernstrategien - gibt es ein Wundermittel? Lerntipps auf UNI.DE

Lernstoff für eine Prüfung im Studium zu bewältigen fällt gerade in den B.A./M.A. und anderen modularisierten Studiengängen schwer. Aktuelle Forschungsergebnisse werfen nun ein neues Licht auf altbekannte Lernstrategien.

Jeder kennt das: Enorme Stoffmengen wollen für eine Prüfung gelernt werden, insbesondere in den modularisierten und verschulten Studiengängen. Man lernt mal wieder auf den letzten Drücker. Die Inhalte wollen sich einfach nicht einprägen lassen, und in der Folge nimmt die Prüfungsangst gefährlich zu. Was tun? Zumindest in „Paukfächern“ wie Medizin und Jura lässt sich der Lernstoff nicht auf „das Wesentliche“ kondensieren, weil meist fast alles relevant ist. Prüfungsangst kann mit den unter der obigen Verlinkung angegebenen Methoden begegnet werden. Wie man am besten lernt, das glaubt fast jeder Student schon zu wissen – neue Forschungsergebnisse zeigen nun aber: Verbreitete Lernmethoden sind ineffektiv.

Die besten Tricks gegen Prüfungsangst

So hilft Unterstreichen und farbliches Markieren bei der Strukturierung eines Textes; sein Inhalt wird dabei jedoch noch nicht gelernt. Auch die wiederholte bloße Lektüre prüfungsrelevanter Literatur hilft nicht, weil das bestehende Wissen nicht neu vernetzt und so abgesichert und vertieft wird. Zusammenfassende Paratexte am Rand des eigentlichen Textes, meist im Nominalstil gehalten, sowie vorformulierte Prüfungsfragen mit Musterlösungen nehmen dem Lernenden genau diejenige Aufgabe ab, die er sich laut den US-Forschern stellen sollte: eigene Strukturierung der zu memorierenden Inhalte, eigenständige Formulierung von Fragen an den Text sowie an sich selbst.

Auch andere bekannte Strategien werden von der Studie bestätigt: Der Lernstoff sollte zu Beginn in viele kleine Häppchen im Rahmen eines Lernplans aufgeteilt werden, auch über längere Zeiträume hinweg. Wer in Lerngruppen mitarbeitet, motiviert sich durch das Gemeinschaftserlebnis, wird von Selbstzweifeln befreit und kann besser die Perspektive des Studenten gegen die des Lehrenden und Prüfenden eintauschen: Denn wer anderen etwas erklärt, legt sich auf ganz neue Weise Rechenschaft über ein Thema ab und lernt dieses selbst besser kennen, auch durch die Konfrontation mit anderen Sichtweisen auf dieselben Fragen. Auch Lerninhalte, bei denen man ums Auswendiglernen nicht herumkommt, wie z.B. Vokabeln, lassen sich mit altem Wissen verknüpfen, indem man unter anderem Sätze bildet, in denen sie vorkommen. Auf den Punkt gebracht lauten die Zauberwörter – auch wenn es freilich kein Wundermittel gibt –: „eigenständiges Denken und Arbeiten“, vor allem im Rahmen des Lösens von Problemaufgaben, sowie „Verknüpfung und Vernetzung“ des Lernstoffs.

Das Paradigma der „Lerntypen“, die besonders gut etwa durch Hören oder Sehen lernen, lehnt die in der Schweiz forschende Psychologin Elsbeth Stern dagegen als „pseudowissenschaftliches Schubladendenken“ ab. Niemand könne als ein bestimmter Lerntyp angesehen werden; diese Theorie laufe aber Gefahr, den Blick darauf zu verstellen, dass man auch mit anderen Lernmethoden erfolgreich sein könne als mit derjenigen, die man wegen der angeblichen Zugehörigkeit zu einem Lerntyp bis dato (fast) ausschließlich angewendet hat. Ein Test der FAZ kann dabei helfen, herauszufinden, welche Potentiale in puncto Lernstrategien noch in einem schlummern.

Schließlich ist und bleibt die wichtigste Voraussetzung für effektives Lernen die Motivation. Wer, wie viele angehende Juristen vor ihrem 1. Staatsexamen, ein ganzes Jahr lang gewissenhaft einen auf den Tag genau ausgelegten Plan abarbeitet, braucht natürlich auch Pausen. Nicht nur zur Entspannung vom Lernen, die übrigens auch der Festigung des Gelernten dient, sondern auch, um sich mit einem Kinobesuch, einem Ausflug oder einem Abend mit Freunden für die getane Arbeit zu belohnen. Viele Studenten motiviert es auch, wenn sie davon träumen, wie sie ihr Abschlusszeugnis entgegennehmen oder sich von ihren ersten Gehältern ein eigenes Auto kaufen. Wer aber solche Tagträume schon in den ersten Semestern braucht und sich von der Mehrzahl der verschiedenen Stoffgebiete nicht so recht begeistern lässt, sollte sich überlegen, ob der das richtige Studienfach gewählt hat.