VON RICHARD KEHL | 21.09.2011 17:26

Immer mehr Unis boykottieren das neue Online-Bewerbungssystem

Bereits Mitte April sollte das neue Online-Bewerbungssystem für Unis an den Start gehen. Gerade in diesem Jahrgang, an denen die Unis aufgrund des Wegfalls der Wehrpflicht und des Zivildienstes mit überdurchschnittlich vielen neuen Studenten rechnen müssen, wäre das neue Online-Verfahren eine Bereicherung. Allerdings sehen das nicht alle Beteiligten so.

Oft muss sich in der Praxis erst behaupten, was sich in der Theorie gut anhört. Das gilt auch für das neue Online-Zulassungssystem der Stiftung für Hochschulzulassungen, den meisten unter dem ehemaligen Namen ZVS bekannt. Das neue Online-Bewerbungssystem sollte den Bürokratismus abbauen und Studenten ermöglichen, sich zeitgleich mit einer Bewerbung auch an anderen Unis anzumelden. Sobald ein Studienplatz vergeben ist, erkennt dies das System und updatet sich automatisch. So klingt zumindest die Theorie.

Allerdings ziehen für das neue System nicht alle Unis an einem Strang: Viele Universtäten haben immer noch große Vorurteile der neuen Technik gegenüber. Sie haben entschieden, das neue System vorerst zu ignorieren und auf alte Methoden zu beharren. Der Grund, so die Unis, sei die noch nicht reibungslose Funktion des neuen Systems. Man wolle sich hier nicht als Versuchskaninchen oder Betatester zur Verfügung stellen. Daher haben sich immer mehr Unis dazu entschlossen, zum Wintersemester 2011/2012 auf das alte Bewerbungssystem zurückzugreifen. Die Bereitschaft, am neuen Bewerbungssystem teilzunehmen, ist grundsätzlich vorhanden, allerdings erst, wenn hierfür alle Kinderkrankheiten beseitigt sind und das neue System reibungslos funktioniert.

Vor allem die Tatsache, dass das neue System noch nicht in der Lage wäre, Zweifächerkombinationen bei der Bewerbung zu berücksichtigen, hat etliche Unis dazu bewegt, die ausgesprochene Empfehlung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für die Nutzung des neuen Systems zu ignorieren. Statt der geplanten Entlastung sehen die Unis nur Mehraufwand und Frust: Zwei Drittel der Studienfächer bestehen aus Zweifächerkombinationen. Außerdem kommen auch immer neue Studiengänge und Kombinationen hinzu. Die Stiftung für Hochschulzulassungen gibt zwar zu, dass das neue System in der momentanen Version nur Studienfächer mit einem Fach berücksichtigt, weist aber auch darauf hin, dass die Unis von Beginn an in die Entwicklung miteinbezogen wurden. Die hauptsächliche Problematik wird dem knappen Zeitrahmen in die Schuhe geschoben.