VON CARMEN VOIGT |
01.08.2017 18:15
Neues Forschungsprojekt
Westlicher Traditionalismus und orthodoxes Christentum
Mit Fördergeldern in Höhe von rund 140.000 Euro unterstützt die Fritz Thyssen Stiftung ein neues Forschungsprojekt an der
Universität Erfurt unter der Leitung von Vasilios N. Makrides, Professor für Religionswissenschaft (Orthodoxes Christentum). Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt und trägt den Titel „Westlicher Traditionalismus/ Perennialismus und sein Einfluss auf das Orthodoxe Christentum: Eine vergleichende Untersuchung des Denkens von Philip Sherrard (1922–1995) und André Scrima (1925–2000)“.
Ziel des Forschungsprojektes, das von Dr. Ionuţ Daniel Băncilă als Projektmitarbeiter bearbeitet wird, ist, eine vergleichende Analyse jener Reflexion über die Stellung des Orthodoxen Christentums in der Moderne und hinsichtlich des religiösen Pluralismus zu unternehmen, die als „orthodoxer Perennialismus“ bezeichnet wird. Letzterer stellte eine orthodoxe Rezeption bestimmter westlicher esoterischer Ansätze über die Existenz einer „ewigen Philosophie“ („philosophia perennis“) in den verschiedenen Religionen dar und war ein Versuch, die geistigen und religiösen Konturen der orthodoxen Präsenz in der Moderne neu zu überdenken und zu artikulieren. Das Hauptaugenmerk ist dabei auf zwei Denker und Autoren gerichtet, die solche Positionen vertreten haben: auf den britischen Hellenisten, Philosophen und orthodoxen Konvertierten Philip Sherrard (1922–1995) und auf den orthodoxen rumänischen Priestermönch und Theologen André Scrima (1925–2000).
Die Rezeption perennialistischen, esoterischen Gedankenguts stellt ein besonderes Kapitel in den religiösen und kulturellen Beziehungen zwischen Ost und West in Europa dar und illustriert deren vielfältige Interferenzen im Bereich religiöser Ideen und Kulturentwicklungen. Darüber hinaus zeigt sich, wie die orthodoxe Theologie und Reflexion versucht haben, sich in der Moderne zu positionieren, welche Änderungen dabei vorgenommen wurden und wie wichtige orthodoxe Orientierungen (z. B. der Diskurs über den Besitz der authentischen christlichen Tradition) in diesem Rahmen neu artikuliert wurden. „Der theoretische Rahmen des Forschungsvorhabens ist zum einen von den aktuellen Diskussionen um die Erforschung der westlichen Esoterik bestimmt“, erläutert Prof. Makrides. „Zum anderen versteht sich das Projekt aber auch als ein religionswissenschaftlicher Beitrag zur Kulturgeschichte des Orthodoxen Christentums.“
Im Rahmen des Projektes ist auch eine internationale Konferenz zur Rezeption esoterischer Denkansätze seitens orthodoxer Denker und Autoren geplant. Außerdem entstehen Synergieeffekte mit anderen an der Universität Erfurt laufenden Projekten.