VON SIVAN BERSHAN | 20.12.2011 13:58

„Wir sind die 99 Prozent“

Sie begann an der New Yorker Wall Street und fand schnell Anklang in zahlreichen westlichen Städten. Occupy ist eine Protestbewegung für soziale Gerechtigkeit und eine korruptionsfreie Politik.

Im Juli 2011 rief das konsumkritische Magazin Adbusters auf zur Bekämpfung des entgleisten Kapitalismus. Auslöser waren die bankenfreundliche Politik der letzten Jahre und die gleichzeitig zunehmende Armut innerhalb der US-Bevölkerung. Die Bewegung möchte mehr öffentliches Bewusstsein für schwerwiegende Probleme wie fehlende soziale Absicherung oder Perspektivlosigkeit schaffen.

Die Besetzung der Wallstreet als Symbol der Plutokratie soll darauf aufmerksam machen, dass nur ein Prozent der Gesellschaft über den Großteil der wirtschaftlichen Ressourcen verfügt und dadurch maßgeblichen Einfluss auf Politik und Gesetzgebung ausübt. Obwohl zunächst von den Medien unterschätzt, erreichte Occupy durch öffentlichkeitswirksame Aktionen schnell große Aufmerksamkeit. Zu den Unterstützern zählen zahlreiche Gruppierungen, darunter das Hackerkollektiv Anonymous und einige Gewerkschaften. Auch der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz trägt die Bewegung mit. Die Banken – so der Columbia-Professor für Wirtschaft – sozialisierten ihre Verluste einerseits und privatisierten die Gewinne andererseits. Ein solches Verhalten von Privatpersonen würde als kriminell gewertet und im volkswirtschaftlichen Kontext führe es langfristig gesehen zu immer heftigeren Krisen. In Deutschland haben sich bislang etwa 40.000 Menschen an den Demonstrationen beteiligt.

Kritiker der Bewegung argumentieren, dass Protestaktionen, wie beispielsweise diverse Besetzungen von Industriehäfen an der Westküste nicht nur zu enormen volkswirtschaftlichen Schäden führten, sondern überdies noch genau diejenigen am härtesten träfen, in deren Namen die Proteste geführt würden.