VON CLEMENS POKORNY | 10.12.2013 15:54

Boost, Fraisr & Co.: Was taugen Spendenportale im Internet?

Du würdest gerne mal wieder etwas spenden, sehnst dir aber selbst regelmäßig das Monatsende herbei? Mehrere Portale im Internet ermöglichen es nun, auch kleinere Summen anonym wohltätigen Organisationen zukommen zu lassen. Das Prinzip: Für Online-Einkäufe wird ein bestimmter Anteil vom Verkaufserlös abgezogen und gespendet. Dabei bestimmt oft der Käufer selbst, an wen das Geld fließen soll.

Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Wenn das Fest näher rückt, denken wir an die Menschen in unserer Gesellschaft oder auch in anderen Ländern, denen es schlechter geht als uns. Doch im internationalen Vergleich haben die Deutschen die Spendierhosen eher selten an: In einer Untersuchung der britischen Charities Aid Foundation liegen die Deutschen im Hinblick auf ihre Spendenbereitschaft in einer Rangliste aller Nationen mit verfügbaren Daten nur auf dem 34. Platz. Natürlich ging es dabei um relative, nicht um absolute Zahlen – bei letzteren sieht es in der Bundesrepublik besser aus: 2,16 Mrd. Euro sammelten und spendeten die Bürger allein im Jahr 2008, vor allem für humanitäre Zwecke.

Viel Arbeit für wenig Geld – Lohndumping in der EU

Die SOS-Kinderdörfer bekamen 2011 mit Abstand am meisten Geld überwiesen und zwar in mehr als der Hälfte der Fälle von Menschen über 60 Jahren. Insbesondere die Rentner können sich das Spenden also leisten. Zugleich sind die Deutschen weltweit dafür bekannt, exzessiv und ohne Rücksicht auf Arbeitsbedingungen (Amazon!) und Klima (Zustelldienste!) im Internet einzukaufen, oftmals sogar bloß, um Schuhe anzuprobieren und ggf. sofort wieder zurückzuschicken. Was liegt also näher, als das Einkaufen im Internet mit Spenden zu verbinden?

Diesem Prinzip folgt zum Beispiel das Portal „Boost“. Deren Website dient als sogenannter Referrer zu den Homepages verschiedener Online-Händler wie z.B. Amazon, Zalando, Otto, Deutsche Post und viele weitere – insgesamt knapp 350. Das heißt: Klicke ich auf der Seite von Boost auf den Link zu einem Online-Versandhandel, zum Beispiel „Waschbär“, gelange ich auf dessen Internetseite. Dort wird registriert, dass ich von Boost aus zu Waschbär gefunden habe. Kaufe ich dann bei Waschbär ein, zahlt Waschbär 6% des Warenwerts als Spende an Boost. Boost wiederum behält ein Zehntel dieser Einnahme (also 0,6% des Warenwerts) zur Deckung seiner (geringen) laufenden Kosten und spendet die restlichen 90% (also 5,4% des Warenwerts) an eine wohltätige Organisation. Wer selbst bestimmen möchte, an wen die Spende geht, muss sich zuvor kostenlos bei Boost registrieren; dafür ist nur die Angabe einer Mailadresse erforderlich.

Eine andere Möglichkeit, beim Einkaufen Gutes zu tun, bietet Fraisr. Dieses Portal versammelt, ähnlich wie der Amazon Marketplace, die Angebote meist kommerzieller Händler in vielen Kategorien wie Mode, Schmuck, Haushaltswaren, Medien u.a.. Grundsätzlich kann dort aber, wie bei Ebay, Jedermann neue und gebrauchte Artikel verkaufen. Bei jedem Einkauf fließt ein vorab bestimmter Anteil als Spende an eine ebenfalls vorher festgelegte wohltätige Organisation. 6% des Warenwerts gehen als Provision an Fraisr – zehnmal so viel wie bei Boost. Dafür spendet der Verkäufer bei Fraisr meist deutlich mehr als bei Boost, mindestens aber 5% des Warenwerts.

Sollen wir künftig also nur noch über Boost und Fraisr oder ähnliche Portale einkaufen? Beide haben ihre Tücken: Fraisr auf der einen Seite bietet keinen Käuferschutz, weil es dem Verkäufer überlässt, wie ein Kauf abgewickelt wird, und verfügt derzeit noch über eine eher bescheidene Produktpalette. Die andererseits bei Boost generierten Spendenbeträge liegen bei nur 5,4% des Warenwerts – deutlich weniger als bei Fraisr. Beide Portale fördern den klimafeindlichen Einkauf im Internet. Wer aber auch in Zukunft im Internet shoppen möchte, sollte erwägen, seine virtuellen Lieblingsläden künftig über Boost zu erreichen, auch wenn das ein paar Klicks mehr kostet. Und wer gerne in ausgefallenen und nachhaltigen Produkten stöbert, sollte sich Fraisr einmal ansehen. So können auch Studenten, die sich größere Spenden oft nicht leisten können, etwas Gutes tun. Wie immer beim Spenden gilt auch im Internet: Augen auf, wer das Geld bekommen soll!