VON MARIA BAUM | 10.02.2014 14:53

Musik als Medizin - Was ist Musiktherapie?

Es ist bekannt, dass Musik Gefühle weckt und Menschen durch Musik Emotionen ausdrücken. Musiktherapeuten nutzen diese besondere Eigenschaft der Musik, um Menschen zu heilen. Wird Musik richtig eingesetzt, verringert sich die Herzfrequenz, Blutdruck und Muskelspannung nehmen ab und auch die Atmung wird langsamer. Da Musik nachgewiesene Effekte auf Körper und Geist hat, wird sie heute bei unterschiedlichen Erkrankungen therapeutisch eingesetzt.

Musiktherapie kann Angst lindern, die Erkrankten beruhigen und ihnen Kraft geben. Musiktherapie ist mittlerweile eine anerkannte Heilungsmethode und ihr Ziel ist die Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit.

Gesundbleiben!

Was bietet die Musiktherapie?

Ob in Einzelsitzung oder Gruppenarbeit: Die Musiktherapie gehört zu den kreativen Therapien. Es gibt zwei wichtige Richtungen der Musiktherapie:

In der aktiven Musiktherapie werden Patienten motiviert, selber zu musizieren. Wobei es primär nicht darum geht, ein Instrument zu erlernen. Vielmehr wird die Musik als Medium genutzt. Die Töne motivieren oft stärker als normale Reha-Übungen, da die Patienten durch den Klang sofort die Rückmeldung bekommen, dass sie die richtige Taste getroffen haben.

In der rezeptiven Musiktherapie wird die therapeutische Wirkung dagegen durch das Hören von spezieller Musik erzielt. Bei Schlaganfallpatienten zum Beispiel, die jeden Tag etwa eine Stunde ihre Lieblingsmusik hören, verbessert sich laut einer Studie Gedächtnis, Sprachfertigkeit, Konzentration und Stimmung.

Wie funktioniert Musik als Therapie?

Musik und Seelenleben hängen eng zusammen. Einer der wichtigsten Aspekte ist die Interaktionsmöglichkeit, die Musik bietet. Gerade da, wo verbale Kommunikation erschwert oder unmöglich ist, setzt die Musiktherapie an und es kann ein Dialog entstehen. Es wird zum Beispiel über die entstandenen Gefühle, Erfahrungen und Vorstellungen gesprochen, die durch Musik ausgelöst werden. Schöne und weniger schöne Momente können neu betrachtet werden. Seelische oder körperliche Belastungen werden abgebaut.

Gerade für autistische Kinder oder traumatisierte Jugendliche bietet die Musiktherapie eine Fülle von Möglichkeiten, jene Empfindungen, für die sie keine Worte finden, begreifbar und erlebbar zu machen. Patienten mit chronischen Schmerzen berichten, dass sie durch die Musik regelrecht von ihren Schmerzen abgeschirmt würden. Nachgewiesen sind auch positive Effekte bei der Behandlung von Tinnitus-Patienten. So wurden durch ausgewählte Musikstücke störende Ohrgeräusche überlagert und aus dem Bewusstsein gedrängt. Das Medium Musik wirkt bei der therapeutischen Arbeit sowohl heilend als auch vorbeugend und trägt nachhaltig zur gesundheitlichen Entwicklung des Patienten bei.

Wo arbeiten Musiktherapeuten?

Der Beruf des Musiktherapeuten ist heute ein eigenständiger Heilberuf und Musiktherapie hat sich inzwischen als gesundheitswissenschaftliches Fach an den Hochschulen etabliert. Das Studium teilt sich in Inhalte aus Medizin, Psychologie, Musikwissenschaft und Pädagogik. Vom Schrei-Baby bis zum Patienten in der Geriatrie - Musiktherapie wird in weiten Bereichen der Medizin eingesetzt. Zum Beispiel als Ergänzung zur Psychotherapie in der Psychiatrie, als entwicklungsfördernde Maßnahmen bei behinderten oder verhaltensauffälligen Kindern und Erwachsenen, bei Suchterkrankungen, in der Schmerztherapie, bei Demenz-Patienten, bei Frühgeborenen, bei Komapatienten und auch in anderen Gebieten der Neurologie.

Während die Musiktherapie im stationären Bereich häufig eingesetzt wird, spielt sie in der ambulanten Versorgung nur eine geringe Rolle. Obwohl die heilsame Wirkung von Musik nachgewiesen und von großer Wichtigkeit ist, gehört Musiktherapie immer noch nicht zu den Regelleistungen der Krankenkassen in Deutschland.