VON JULIA ZETZ | 16.10.2013 14:03

Ich, Generation Y

Ein neues Trendwort ist da: Generation Y. Der Definition zufolge sind das Menschen, die um die Jahrtausendwende zu den Teenagern zählten, also ich. Ich bin die Generation Y. Ich und alle diejenigen, die ebenfalls in die „Gen Y“ geraten sind, haben eine gute Ausbildung, zuweilen sogar einen Uni-Abschluss, wir sind technologieaffin, wir arbeiten am liebsten in flachen Hierarchien und haben wenig Vertrauen in die Regierung. Und dieses Misstrauen veranschaulichen wir in passiven Widerständen gegen das politische Geschehen. Aber auch bei uns, also der Generation Y, gibt es Sonderlinge, die Generation Chips. Wir unterscheiden uns vor allem dadurch, dass die Chips der Unterschicht angehören, zu viel fernsehen, schlecht essen und sich von der Gesellschaft weitgehend fernhalten. Nun muss ich mir die Frage stellen: Warum wird eine ganze Generation in zwei Teile zerlegt? Gibt es wirklich die Chips und die Y’s?

Es ist noch gar nicht lange her, da wurde unsere Generation Y Opfer einer ganzen Titelstory. Die Time veröffentlichte eine Geschichte, deren Foto offenbar alles sagte. Zu sehen war eine junge Frau mit ihrem Smartphone. Scheinbar war sie kurz davor ein Foto zu machen, aber nicht von ihrer Umgebung, sondern von sich selbst. Betitelt wurde die Story mit „Me Me Me Generation“. Also sind wir ein Volk voller narzisstischer Eigenbrötler? Jason Dorsey, selbst gerade einmal 35 Jahre alt und noch ein Generation-Y-Mitglied, behauptet zudem, dass wir nicht im Stande wären, ein persönliches Gespräch zu führen, denn wir hingen zuweilen nur an unseren Smartphones und Tablets. Wir hätten zudem zwar die Ausbildung für eine Führungsposition und aber nicht den Willen hart dafür zur arbeiten. Jetzt muss ich ganz klar eine Frage stellen: Wann kommt endlich mal eine Generation, die das „alle über einen Kamm scheren“ endlich sein lässt?

Neu ist immer besser

Generation der Individuen

Noch heute warte ich auf eine soziologische Studie, die eine Generation der Individuen bescheinigt. Sicher, ich mag mein Smartphone. Es ist praktisch, ich kann überall im Internet surfen und mit meinen Freunden in Kontakt bleiben. Jetzt werden die Soziologen aufschreien uns sagen: „Ja, das ist ja typisch Generation Y! Früher haben sich die Jugendlichen getroffen und persönlich miteinander geredet!“. Ja, mag sein, aber „früher“ war auch anders. Früher gab es kein G8, weniger Druck bei der Ausbildungssuche und mal ganz ehrlich, eine Breze hat auch nicht umgerechnet mehr als eine Mark gekostet. Was ich damit sagen will: wir alle haben uns angepasst, weil wir mussten. Wir, die Generation Y, tut was von ihr verlangt wird. Wir gehen mit der Zeit, denn welche Führungsposition wird denn heute mit jemandem besetzt, der kein Smartphone bedienen kann. Stillschweigend wird von uns verlangt, dass wir ständig erreichbar sind, dass wir uns zu jeder Minute des Tages darum bemühen, alles richtig zu machen.

Ja, vielleicht habe ich eigentlich keine Lust auf eine hochbezahlte Stelle, aber ich versuche trotzdem die bestmögliche Ausbildung zu bekommen, denn wer weiß was in zehn Jahren ist, vielleicht kostet die Breze dann zwei Euro und ich kann sie nur noch über die neue Brezn-App aus dem iTunes-Store kaufen. Dann wäre es ja dumm, wenn ich die Tasten auf dem Touch-Display suchen würde, oder?