VON CHARLOTTE MEYER | 28.09.2015 14:16

Rote Paprika für das Herz, schwarze Pilze für die Nieren – ein kulinarischer Ausflug in die Farbenwelt

Das Auge isst mit – kein neuer Spruch. Aber dennoch denkt man wahrscheinlich beim Kochen in erster Linie an den Geschmack und vielleicht noch den Nährwert des Essens als an die Ästhetik. Tatsächlich macht es aber Sinn, beim Kochen Farben nicht zu vernachlässigen. Rotes Gemüse für Flavone und Carotinoide, grüne Zutaten für Chlorophyll und Glucosinolate und gelbes Gemüse für Flavonoide. Was das eigentlich für Stoffe sind und was man in China von Essen nach Farben hält, hat UNI.DE hier für euch zusammengestellt.


Ein buntes Essen stärkt alle Organe

Das Kochen nach Farben ist in der traditionellen chinesischen Medizin schon seit über 3.000 Jahren verankert. Hier geht es aber nicht um die Trennung der einzelnen Zutaten nach Farben, sondern im Gegenteil um ihre Vereinigung. Ernährung ist dabei ein Bestandteil der Medizin und ihre Ausgewogenheit soll auf diese Weise helfen, den Körper im Gleichgewicht zu halten. Würde man sich zu einseitig nach nur einer Farbe ernähren, wäre das wahrscheinlich das komplette Gegenteil der chinesischen Heilungslehre. Eine Ernährungsweise aus vielen Farben ist in der chinesischen Medizin vor allem deswegen so wichtig, weil Farben dort mit den lebenswichtigen Organen Herz, Leber, Milz, Lunge und Nieren im Zusammenhang stehen und zudem den fünf Hauptelementen Feuer, Erde, Wasser, Metall und Holz zugeordnet werden. Man sollte eben nicht nur ein Gleichgewicht in seinem eigenen Körper erreichen, sondern auch mit den Elementen der Natur.

Gesundbleiben!

Rot zur Stärkung des Immunsystems, Weiß zur Reinigung der Lungen

Hinter jeder Farbe steht so eine Art Arznei, die im Zusammenspiel mit anderen Farben die Organe in Balance halten soll. Weiße Lebensmittel etwa stehen für Metall und sollen dem Menschen ein sauberes Gefühl geben und die Lungen reinigen. Durch Blumenkohl, Pastinaken und Pilze soll das Sehvermögen justiert und die Emotionen beruhigt werden. Nicht braun, sondern Grün steht indes bei den Chinesen für Holz. Die Farbe steht für das Leben und hat direkte Verbindung zur Leber. Grüne Lebensmittel als Hauptnahrungsquelle für Menschen und Tiere sind ein wesentlicher Bestandteil der Nahrungskette. Schwarze Zutaten wie schwarze Pilze, Seegurken und das Tausendjährige Ei, eine chinesische Delikatesse, findet man wahrscheinlich selten in deutschen Supermärkten. Mit schwarzem Sesam und schwarzem Reis kann man aber auch den Bedarf an den Lebensmitteln decken, die die Chinesen traditionell mit Wasser und den Nieren in Verbindung bringen. Weitere Farben sind darüber hinaus Rot und Gelb, die Feuer und Erde bedeuten. Rote Lebensmittel sind dabei gut für das Herz, sollen Erkältungen vermeiden und das Immunsystem stärken, während Getreide, Melonen und Ananas die Milz und den Magen beeinflussen. Zu einer ausgewogenen Ernährung nach traditioneller chinesischer Medizin gehören alle diese Farben, die gemeinsam alle Organe in Balance halten sollen.

Pflanzen nutzen Farbe vor allem zur Fortpflanzung und zum Schutz

Die Pflanzen allerdings, aus denen Lebensmittel unterschiedlicher Farbe gewonnen werden, benutzen ihre Farbigkeit aus Eigennutz, nämlich vor allem, um ihre Samen zu verbreiten und Nützlinge anzulocken. Die sekundären Pflanzenstoffe, die für die unterschiedlichen Farben von Gemüse verantwortlich sind, sollen Schädlinge fernhalten oder vor UV-Strahlen schützen. So wie etwa die Carotinoide, die in roten, gelben und orangenen Pflanzen sowie grünem Gemüse vorkommen. Dort sollen sie Pflanzenzellen von UV-Strahlenschäden abhalten, aber können umgekehrt beim Verzehr auch das menschliche Immunsystem stimulieren. Polyphenole und Flavonoide kommen zudem in den meisten Obst-, Gemüsearten und Kräutern als Blütenfarben oder als Gerb- und Bitterstoffe vor. Für die Pflanzen ziehen sie einerseits Insekten an und halten andererseits Pilze und Schädlinge ab. Für den menschlichen Körper sollen diese Stoffe, die Gemüse und Obst gelb, rot, blau und violett machen, ganz besonders hilfreich sein: sie sollen nämlich unter anderem entzündungshemmend wirken, Krankheitskeime abtöten und die Blutgerinnung regulieren. Das Auge beim Kochen mehr mit einzubeziehen ist also nicht nur eine scheinbar unnötige, ästhetische Sache, sondern kommt auch unserem Körper sehr zugute. Das Auge isst eben mit.