
Unvorstellbare Eiseskälte
Jakutien – oder Sacha – ist eine von 21 Republiken der Russischen Föderation. Ganz im Nordosten Sibiriens gelegen, ist die Republik flächenmäßig das größte Föderationssubjekt Russlands und die größte unterstaatliche Territorialeinheit der Welt. Jakutsk, die Hauptstadt Sachas, ist aus der Ferne nur mit dem Flugzeug zu erreichen, da es keine Zuganbindung gibt und der Weg über die im Sommer oft verschlammten Straßen mit dem Auto beschwerlich ist. Die Sommerschule, die vom go-east-Programm des DAAD unterstützt wird, fand im August statt, in der kurzen Sommerphase der Region. Winter und Sommer wechseln sich sehr schnell ab in Jakutien und im Oktober fällt meist schon der erste Schnee, der in der Regel bis April liegen bleibt. Viele Fotos wurden mir gezeigt von Temperaturanzeigen, die minus 40 Grad angeben oder Geschichten erzählt von Wasser, das ausgeschüttet in der Luft gefriert. Ein bisschen neugierig war ich dann schon und habe mich gefragt, wie es sich wohl anfühlen muss, bei so einer Kälte auf der Straße zu sein und wie die Welt um einen herum bei 40 Grad unter Null wohl aussehen mag.
Bunte Mischung in der Sommerschule
Der Sommer in Jakutsk war für mich aber auch schon sehr exotisch und ich glaube sogar, dass unsere Studentengruppe bei weitem weniger herumgekommen wäre, wenn die Temperaturen um 80 Grad niedriger gewesen wären. Allerdings wären uns dann auch die Massen an Moskitos erspart geblieben, die uns bei den Exkursionen aufs Land geplagt haben. Das Programm der Sommerschule war unglaublich vollgepackt mit Sprachkursen, Kulturprogramm und Exkursionen. Die Teilnehmenden der Sommerschule waren dabei bunt durchmischt: Es gab solche, die ihr Studium unlängst begonnen hatten und solche, die promovierten, solche, die Medizin studierten und solche, deren Hauptfach Slawistik war. Es waren Studierende aus ganz Deutschland dabei und für mich war es sehr faszinierend zu sehen, dass an einem so ungewöhnlichen Ort so unterschiedliche Profile in einer homogen deutschen Gruppe zusammen kamen.
In Jakutien sind die Jakuten vor den Russen die größte Volksgruppe und sie verfolgen ihre eigenen kulturellen Traditionen. Manche Jakuten, die unsere Gruppe begleitet haben, witzelten, dass wenn sie im Ausland seien, glaube ihnen niemand, dass sie aus Russland stammen. Eher aus China oder Korea, würde man vermuten, den Gesichtszügen nach. Die Jakuten sind ein Reitervolk und haben einen besonderen Bezug zu Pferden und zur Natur. Der Bezug zu den Tieren ist ein freundschaftlicher: Man reitet auf Pferden, sie spenden Gesellschaft, aber auch Fleisch und Felle. Das jakutische Pony ist dabei sehr robust wie man mir gesagt hat, denn es sei in der Lage, auch im Winter autark zu leben, da es Trinken und Fressen im Schnee finden kann. Den besonderen Bezug zur Natur habe ich vor allem daran erkannt, dass ich bei Exkursionen immer wieder kleine Pfannkuchen, Oladi, im Kreis angeordnet auf dem Boden gesehen habe. Auf meine Frage, wer hier so achtlos seinen Müll hat liegen lassen, wurde mir gesagt, das sei Brauch, um der Natur einen Teil des Eigenen zurückzugeben.