VON DAVID SEITZ | 29.06.2012 13:29

Die E-Commerce Revolution: Bezahlen ohne Bargeld

Erst kam die Kreditkarte, dann das Online-Banking, schließlich das Bezahlen per Handy – die Entwicklung bargeldloser Bezahlvorgänge vollzog sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in zunehmender Geschwindigkeit. Mittlerweile existieren speziell im Internet dutzende Bargeld-Konkurrenten, doch die alte Gewohnheit, beim Bezahlen im Geldbeutel zu kramen, ist ungebrochen. Dabei bietet elektronisches Geld Vorteile in mehrerlei Hinsicht.

Die anhaltende Popularität des Bezahlens mit Münzen und Scheinen hängt nicht nur mit der menschlichen Tendenz zusammen an altbewährten Handlungsmustern krampfhaft festzuhalten, es stecken auch pragmatische Gründe dahinter. So wecken Medienberichte über Kreditkarten-Skimming, manipulierte EC-Lesegeräten und gestohlene Kartendaten gerade bei älteren Bevölkerungsteilen große Skepsis ob der Sicherheit bargeldloser Bezahlsysteme. Weltmeister im Hegen von Skepsis sind dabei die Deutschen.

Die Qual der Wahl des Anbieters

Genau diese skeptische Haltung sorgte in den vergangenen Jahren jedoch für eine stetige Steigerung der Sicherheit im elektronischen Geldverkehr. Um potentielle Neukunden zu gewinnen, müssen die Anbieter vor allem drei Anforderungen erfüllen: Elektronisches Bezahlen muss schnell, billig und vor allem sicher abzuwickeln sein. Der enorme Wettbewerb unter den vielen kleinen E-Commerce- Anbietern sorgt zusätzlich dafür, dass sich nur die praktikabelsten Lösungen durchsetzen. Lange schien es ein Kampf zu sein, den kein Anbieter für sich entscheiden konnte – mittlerweile haben sich jedoch einige Anbieter eine Führungsposition sichern können (z.B. PayPal). Zusätzlich drängen seit einiger Zeit auch Banking-Schwergewichte wie Mastercard oder Visa auf den Markt und wollen beim Kampf um die Führungsrolle im Geschäft des elektronischen Geldes mitmischen.

Bezahlen per Smartphone

Sollte das Bezahlen mit Bargeld eines Tages ganz aus dem Alltag verschwinden, spielt das Smartphone wohl eine zentrale Rolle. Schon jetzt sind einige Smartphone-Modelle mit sogenannten NFC-Chips ausgestattet, die ein sekundenschnelles Bezahlen an öffentlichen Kassen ermöglichen – sofern diese über das entsprechende Lesegerät verfügen. Speziell in Mensen und Kantinen, wo die Abwicklung des Bezahlvorgangs möglichst schnell ablaufen soll, hat sich ein ähnliches Modell bereits etabliert. Auch bei Geräten, die mit NFC-Chip arbeiten, muss vorher ein Geldbetrag aufgeladen werden. Beim elektronischen Bezahlen an der Kasse muss der Kunde lediglich sein Smartphone für etwa eine Sekunde an den vorgesehenen Sensor halten – und der Betrag wird direkt vom Guthaben abgebucht.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer kein Bargeld mit sich führt, der kann es weder verlieren, noch einem Dieb zum Opfer fallen. Omas müssten nicht mehr von Angst geplagt ihre Handtasche umklammern. Ein Kartendiebstahl kann sofort gemeldet werden - mit minimalem Schaden, denn beim Verlust von Karten oder bei elektronischen Betrugsfällen sind die Anbieter in der Regel sehr kulant – aus eigenem Interesse. Auch für Banken und den Staat ist Bargeld die kostspieligere Lösung. Immerhin müssen jedes Jahr immense Summen gedruckt, verteilt und geschützt werden.

Auf lange Sicht könnten mit einer Etablierung des elektronischen Geldes in unserer Gesellschaft Fälle von Geldfälschung reduziert - und ein wirtschaftlicher Schaden verhindert werden. Doch nicht nur das: Studien belegen, dass die Konjuktur durch E-Commerce sogar gestärkt wird, da digitale Geldflüsse dem Konsumenten offenbar weniger weh tun als eine bar bezahlte Rechnung. Wer elektronisch bezahlt, gibt laut US-Wissenschaftlern tendenziell mehr Geld aus. Zumindest für die Wirtschaft ist das ein Segen.