VON SASCHA MÜLLER | 06.02.2014 11:52

Olympia der Gegensätze

Sotschi liegt am Schwarzen Meer, auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza. Auf der einen Seite wilder Kaukasus, hohe Berge mit tiefstem Winter, enge Täler mit grünen Wiesen auf der anderen Seite die subtropische Küste am Schwarzen Meer. Dennoch ist Sotschi „Olympia der kurzen Wege“. Im Olympiapark befinden sich das Olympiastadion sowie alle wichtigen Eissportstätten in Gehweite. In die Winterregion sind es nur knapp 40 Kilometer.


Mit geschätzten rund 38 Milliarden Euro werden die XXII. Olympischen Winterspiele vom 7. bis 23. Februar 2014 in Sotschi die teuersten der Geschichte. Über das 6fache im Vergleich zu den Winterspielen von Vancover 2010.

In den letzten 7 Jahren wurde aus einem verschlafenen und vergessenen Gebirgsdorf das Herz der Olympischen Spiele komplett neu aus dem Boden gestampft. In einem schmalen Gebirgstal entstand eine völlig neue Stadt. Sotschi ist DAS Prestige Objekt von Präsident Putin. Genau hier will er der Welt Russlands Größe demonstrieren. Es wurden Bedingungen geschaffen, die die Region zum weltbedeutenden Sportgebiet machen. Der Ort soll ganzjährig attraktiv und bekannt werden. Wo früher nur eine kleine Straße von der Schwarzmeer Küste in das enge Tal führte, gibt es heute eine 4spurige Schnellstraße sowie eine direkte Zugverbindung. Doch werden sich die immensen Kosten auch rechnen? Nicht anders die Situation in Sotschi selbst: Das Olympische Dorf - eine Retortenstadt gebaut für nicht einmal 4 Wochen. Was passiert mit der geschaffenen Welt nach Olympia? Beispiele aus jüngster Vergangenheit belegen dies: Leere WM Stadien in Südafrika, zerfallene Wettkampfstätten in Peking, Krisenland Griechenland nach der Olympiade in Athen.

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Was bisher geschah

Innerhalb von nur 4 Jahren wurden alle Sportstätten neu geschaffen. Über 100.000 Arbeiter aus ganz Asien sind für die 379 Olympiaobjekte im Einsatz – unter teils fragwürdigen Bedingungen. Viele Gastarbeiter wurden angelockt von guten Löhnen zu „Sklaven“ Olympias.

Monatelang kein Lohn, keine Arbeitsverträge, keine Registrierung, sogar die Pässe wurden einkassiert. Das IOC möchte davon nichts wissen. Um die Medien zu beruhigen soll es eine Lohnnachzahlung geben. Doch wer soll dieses Geld erhalten? Die Wanderarbeiter aus Usbekistan, Tadschikistan oder Kirgisien? Nein, die wurden bereits wieder abgeschoben.

Ist Sotschi nur eine glanzvolle Inszenierung Putins oder tatsächlich ein Aufbruchssignal in Richtung demokratisches Europa?

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Wie interessant ist...

Wie interessant ist es jetzt, nach all dem Geschehn, die vorukrainische "Drang-nach-Russland-Texte" zu lesen.
Einen Werbungsabsatz, dann zieht die geehrte Autorin das grade geschildertes schönes Bild in Zweifel, fünf Sätze Grauen hinzu und eine rhetorische Fragestellung zum Schluss... So eine Fünf-Minuten-Etüde vom schwarzen PR.
[Gekürzt; bitte nicht persönlich werden. Danke //mbl]
///
Manche Comments wären bestimmt lustig, wenn`s... Na, einer will zB eben das streng standartisieren, worin er seinem Lande keine Chance an Überlegen zutraut; Meine Damen und Herren, könnte vielleicht jemand mir dem Dummkopf erklären: wenn so was nicht Neid heisst, was ist denn eigentlich Neid?..
Es waren Zeiten, als es absolut aussgeschlossen zu sein schien, dass ein Deutsche Russland beneiden könnte, ja um so mehr Besserwessi...
Und meine beste Dankeschön an Horst. Die Zitat so von Arm und Reich ist einfach toll. Wer sich noch an die DDR und übliche sozialistische Rhetorik erinnern kann, wird mich prima verstehn...

Veröffentlicht von Ge Nosse am: 22.12.2014 um 23:20
Gestern wurde auch...

Gestern wurde auch der Olympia-Kritiker Jewgeni Witischko zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt! Seit November sind mindestens sechs Mitglieder der Organisation "Umweltschutz im Nordkaukasus" verhaftet worden...

Veröffentlicht von Maria am: 13.02.2014 um 14:30
Die kleine Panne...

Die kleine Panne während der Eröffnungsfeier wurde sicherlich auch inszeniert. Die rechte obere Ring in den Olympischen Spielen repräsentiert nämlich Nordamerika :-)))

Veröffentlicht von Sandra am: 10.02.2014 um 09:52
Habt ihr schon mal in...

Habt ihr schon mal in die Stadien geschaut bwz. immer wenn der Olympiaparkt gezeigt wird, ist es dort menschleer. Ich glaube in Sotschi sind nur Sportler, Funktionäre und Journalisten, naja evtl. noch ein paar von der Anti-Doping-Organisation...Olympia feiert sich selbst.

Veröffentlicht von Uwe am: 10.02.2014 um 09:48
Nas ne dogonjat -...

Nas ne dogonjat - warum ausgerechnet dieser Song bei der Eröffnungsfeier? Sollte gezeigt werden, dass das Regime doch nicht so homophob ist? Es wird halt nicht nur der Sport sondern auch die Kultur instrumentalisiert und zu Propagandazwecken missbraucht. Die ganze Feier strotzte davon. Armes Russland, dass es sowas nötig hat. Fairerweise sei aber gesagt: Natürlich war es nicht nur in Sotschi so. Man müsste vielleicht überhaupt mal drüber nachdenken, ob man nicht die ganze Eröffnungszeremonie nicht entweder abschaffen oder vielleicht standardisieren sollte. Auch aus Gründen der Gleichberechtigung damit nicht wieder einfach nur raus kommt: Wer mehr zahlen kann, kann sein Image am besten aufmöbeln

Veröffentlicht von Donald am: 09.02.2014 um 13:40
Fragwürdige...

Fragwürdige Bedingungen für Arbeitnehmer -sollte es überhaupt nicht geben- mit all den Anhängseln die mit aufgeführt werden. Solche Zustände kommen mir auch anderen Ortes und schon viel länger sehr bekannt vor. Bei den einen eben aus Prestigesucht, bei anderen aus Profitgier. Solche Arbeitnehmer sind eben billig und ziemlich frei von Rechten. Bei Vollbeschäftigung bedarf es oft solcher ausländischen Arbeitdkräfte. Qualifizierte Arbeitnehmer sind eben, z.B. in der deutschen Volkswirtschaft, rar und sehr vergriffen. Selbst die Jobcenter können nicht weiterhelfen und fördern.

Deutschland ist ja zu Russland ziemlich klein. Sollte man vielleicht mal ins Verhältnis setzen, was Beschäftigung unter fragwürdigen Bedingungen angeht.

Veröffentlicht von Sportskanone am: 08.02.2014 um 11:18
Ach ja, und auf dem...

Ach ja, und auf dem NDR hat sich mit Arnd Peiffer, der meines Wissens nach erste deutsche Sportler kritisch zu Sotschi geäußert: "Es gibt eine Riesen-Schere zwischen Arm und Reich. Ich habe Arbeiter gesehen, die wirklich unter ärmlichsten Verhältnissen hausen und sich den Buckel krumm schuften. Und gegenüber stehen irgendwelche Prunkbauten. Der Kontrast in diesem Land ist manchmal ein bisschen bedrückend"

Leider scheinen alle Kritischen Sendungen auf NDR, BR, ARTE etc. zu laufen; meist auch zu Zeiten die niemand mehr schaut (nach 22Uhr) ... ARD und ZDF sollten doch die Pflicht haben sowas zwischen das Sportprogramm einzubauen.... wird aber wohl nicht passieren.

Veröffentlicht von Horst am: 07.02.2014 um 10:35
Guter Bericht dazu...

Guter Bericht dazu gestern in "Quer" - noch zu finden in der Mediathek des BR : http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/quer/140206-quer-thema-sotschi-100.html ... "Wir werden insbesondere danach" [nach der Olympiade] unsere Meinung dazu äußern" :D .... Was man denen allerdings schon zugute halten muss - so warm wie alle sagen isses da gar nicht. Wetter.com sagt so 7-12° für die nächste Olympiawoche. Das ist so ziemlich das selbe wir hier in München. (Wobei ich davon ausgehe dass die Wetterstation in Sotschi am Höchsten Gipfel der Gegend angebracht ist?)

Veröffentlicht von Horst am: 07.02.2014 um 09:48
Komisch eigentlich,...

Komisch eigentlich, dass die Spiele so teuer geworden sind, wo doch die tausende Sotschianer, die wegen Olympia wegziehen mussten, zwangsenteignet wurden. Das müsste die Kosten doch eher gesenkt haben. Und wenn das Land dann später, wenn man den ganzen Kram der dort aus dem Boden gastampft wurde nicht mehr braucht und abgerissen hat, wieder verkauft werden kann, füllen sich die Kassen ja auch wieder. Es gibt übrigens schon einen Käufer: Bernie Ecclestone. Der muss ja auch langsam zusehen, dass er irgenwo unterkommt, wo ihm die deutsche Justiz nichts mehr anhaben kann - und auch ganz nah bei seiner neuen F1-Strecke

Veröffentlicht von Bladimir am: 06.02.2014 um 18:08
Viele Bewohner wurden...

Viele Bewohner wurden zwangsenteignet, diejenigen die noch dort leben, leben in katastrophalen Verhältnissen. Durch den radikalen Einschnitt in die Natur verschieben sich dort die Häuser. Es gibt Aufnahmen, da sitzt eine Bewohnerin von Krasnaja Poljana in ihrer schiefen Küche. Für die Errichung der Olympia-Stätten wurde massiv die Umwelt zerstört. Die Auswirkungen werden in den nächsten Jahren erst richtig zu spüren sein.

Veröffentlicht von Christian am: 06.02.2014 um 13:48
Olympia 2014 ist...

Olympia 2014 ist leider nur eine Inszenierung der Macht und des Geldes. Auch der Fackellauf wurde zum größten der Olympia Geschichte. Das olympische Feuer war sowohl am Nordpol als auch im Weltraum, unglaublich.

Veröffentlicht von Gerlinde am: 06.02.2014 um 13:47