„Schüler hören immer weniger auf ihre Lehrer, vor allem wenn sie in sich verhärtet sind“, sagte der Schuldirektor der Integrierten Gesamtschule Vahrenheide-Sahlkamp in Hannover, Wilm Janssen. Man müsse daher nach neuen kreativen Wegen zu suchen, um die Schüler zu erreichen. Dem Friedensbeauftragten der Landeskirche Hannover, Pastor Klaus Burckhardt zufolge haben Erwachsene häufiger Vorurteile und sind in ihren Gedanken festgefahren. Jugendliche seien hingegen noch offener: „Selbst wenn sie Vorurteile haben, ist es noch möglich, sie mit einem Theaterstück zu berühren. Und wenn uns das gelingt, haben wir unser Ziel erreicht.“
Das Stück handelt von dem Schüler Ben, der beim Tragen einer Waffe erwischt und daraufhin von der Schulleitung bestraft wird. Beim Ableisten seiner Sozialstunden trifft er auf den bosnischen Hausmeister Baris. Diese Begegnung ist von Vorurteilen und Aggressionen geprägt. Baris hat in seiner Heimat bei einem Massaker seine Familie verloren und einige Angreifer erschossen. Ben dagegen will sich an einem Mann rächen, der ihm ein Auge ausgestochen hat. Doch am Ende sagt er: „Es gibt einen anderen Weg.“ Die Inszenierung will kein erhobener Zeigefinger sein, sondern trotz des schwierigen Themas lustig und unterhaltend, und gleichzeitig nachdenklich und berührend. Es gehe ums „Eingemachte“: um den Verlust der Ehre und was daraus folgen kann.
Das von Willi Schlüter und Tim von Kietzell verfasste Stück richtet sich an Jugendliche ab der 8. Klasse. Es baut auf bestehenden Projekten der evangelischen Landeskirche wie „Schritte gegen Tritte“ oder „Gib dem Hass keine Chance!“ auf. Es kann von Schulen und Kirchengemeinden in ganz Niedersachsen gebucht werden.
Vergangenen Sommer hatte eine Steinwurfattacke auf eine jüdische Tanzgruppe für Schlagzeilen gesorgt. Der Vorfall ereignete sich auf dem „5. Internationalen Tag“ in Hannovers Multi-Kulti-Stadtteil Sahlkamp. Ein 15-jähriger deutscher Jugendlicher wurde unter anderem deshalb gerade zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Zusammen mit arabisch-stämmigen Kindern hatte er sich bei einem Kulturfest an dem Angriff auf die Gruppe beteiligt. Das Gericht wertete den Steinwurf als versuchte gefährliche Körperverletzung. Die Stadt hatte anschließend angekündigt, die Jugendarbeit zum Thema Toleranz zu intensivieren. Seither sind etliche Projekte angelaufen.
Weitere Infos findest du unter: www.feindberuehrung-zweipunktnull.de