Das „Unterfahrt“, Münchens Jazzclub Nummer Eins mit Weltruf, machte zum Monatsauftakt seinem großen Namen alle Ehre. Wie ein Wirbelwind fegte der aus der brasilianischen Rhythmus-Hauptstadt Bahia stammende Percussionist Marco Lobo über seine teils selbst gebauten, teils klassischen Instrumente. Er begeisterte ein außergewöhnlich gemischtes Publikum, in dem vom Studenten bis hin zu älteren Semestern alle vertreten waren, die das Experimentelle am Jazz lieben.
Zum zweiten Mal schon trat Lobo gemeinsam mit der Deutschen Band Trio Elf und dem ebenfalls aus Brasilien stammenden Flötisten Marcio Tubino auf der winzigen Bühne des Jazzclubs auf. Schon als Kind trommelte er auf allem, was er fand, und entlockte scheinbar wertlosen Gegenständen – Plastikflaschen und -schläuchen, Kastanien oder Bauklötzchen – die unglaublichsten Sounds.
Sein Repertoire reichte an diese Abend vom baladenartigen, unaufdringlichen Geplätscher über leidenschaftliche Brazil-Rhythmen bis hin zum emotionalen Dialog zwischen wahlweise Klavier, Drum, Flöte, Saxophon und Kontrabass auf der einen und vielfältigen Percussioninstrumenten auf der anderen Seite. Besonders imposant war die Präzision im Interplay, die alle Musiker auszeichnete.
Wer Marco Lobo einmal live erlebt hat, der weiß: Der Brasilianer lebt für Rhythmus. Er überrascht seine Zuhörer stetig mit unerwarteten Klängen. Es scheint, als habe er all seine früheren Auftritte, vom Straßenkarneval in Salvador de Bahia bis hin zum klassischen Konzert in London, in sich aufgesogen und ließe sie fortwährend in seine Musik mit einfließen. Obwohl er schon mit Berühmtheiten wie Margareth Menezes auf der Bühne stand, wirkt er bescheiden und umarmt jeden, der ihm ein Kompliment für sein Spiel macht. Das Experimentieren mit Oberflächen und Tempi ist sein Markenzeichen. Diesen Mut zum Neuen möchte er gerne an sein Publikum weitergeben, erzählt er in einem Mix aus Spanisch und Englisch, um gleich darauf die 4. Zugabe mit den Worten „Nur noch einer!“ einzuleiten. Er spielt nicht nur einfach ein Konzert, weil es sein Job ist. Marco Lobo hat Lust dazu!
Diese unglaubliche Leidenschaft, gepaart mit unerschöpflicher Neugierde, schafft eine Soundvielfalt, die den Zuschauer in einen magischen Bann zieht. Technische Präzision und kindliche Kreativität schaffen ein unvergessliches Erlebnis, das für Laien wie Kenner in seiner Besonderheit einmalig ist. Wer Lust hat, Marco Lobo live zu sehen, der muss sich allerdings bis September gedulden. Am 25.09. kommt er noch einmal nach Deutschland und spielt im Schafferhof in Neuhaus.