Familienministerin Kristina Schröder begrüßt den neuen Bundesfreiwilligendienst und rührt dafür bereits mächtig die Werbetrommel. Das muss sie auch: Der Begriff ist – im Gegensatz zum „Freiwilligen Sozialen Jahr“ – für viele noch ein Fremdwort.
Eine Entscheidung für den Bundesfreiwilligendienst kann viele Gründe haben. Einerseits, um die Zeit nach der Schule zum Studium zu überbrücken, ein neues Berufsfeld zu erkunden oder auch sich in der Rente sozial zu engagieren. Man ist sozial erfüllt, sozial abgesichert, bekommt eine Unterkunft, Verpflegung und Geld. Klingt in der Theorie vernünftig, ist aber in der Praxis nicht gefragt.
Nachdem in Deutschland dieses Jahr die Wehrpflicht abgeschafft wurde und somit auch der Zivildienst oder auch Pflicht-Ersatzdienst weggefallen ist, herrscht Pflegenotstand. Pflegepersonal war schon immer knapp, da Pflegeberufe in der Regel nicht gut bezahlt sind. Nachdem nun auch noch der Zivildienst weggefallen ist, wird nach neuen sozialen Alternativen gesucht. Mit dem sogenannten Bundesfreiwilligendienst versucht die Bundesregierung, diese soziale Lücke zu schließen. Eine groß angelegte Werbekampagne soll dabei helfen. Die Familienministerin ist guter Dinge, schließlich haben sich 14.300 Zivildienstleistende bereiterklärt, auch nach dem 30. Juni 2011 einen Freiwilligendienst zu leisten. Wie gesagt, zumindest in der Theorie stimmten die Zahlen, die Praxis dagegen sieht anders aus. Pfarrer Dirk Bingener versuchte letztes Jahr, in Köln ein „Freiwilliges Soziales Jahr“ mit 500 Freiwilligen ins Leben zu rufen. Im Endeffekt kamen 250 Personen zusammen, von denen sich lediglich fünf für den Bundesfreiwilligendienst meldeten.
Um die soziale Lücke in den Pflegeberufen zu schließen, werden Politiker auf ihre eigene Art und Weise kreativ und bringen so manchen Gedanken skurriler Blüte hervor. So fordert die CDU, Hartz 4 Empfänger dafür zu verpflichten. Gesundheitsminister Rösler von der FDP will den Dienst attraktiver für Freiwillige gestalten, wie genau das aussehen soll, steht aber noch nicht fest. Vor allem die Aussage „Geld verdient man auch noch“ ist vielleicht etwas übertrieben und könnte mögliche Kandidaten letztlich abschrecken. Es handelt sich, sagen wir eher, um ein Taschengeld. Und genau das ist die Problematik: Während in anderen Berufsfeldern die Ausbeutung von Arbeit strafrechtlich verfolgt wird - etwa Schwarzarbeit zu Dumpinglöhnen - wird für die Suche und Rekrutierung nach Freiwilligen für diesen Dienst eine Menge Geld ausgegeben. Dabei steht die Leistung der Freiwilligen in keiner Relation mit der Vergütung.