VON MICHAEL BLUM
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28.02.2014 14:11
Monopoly – Anarchie und Alltag
Früher habe ich immer sehr ungern Monopoly gespielt. Nicht nur, dass man viel Glück haben musste, um sich auch die richtigen Grundstücke unter den Nagel zu reißen, nein, später brauchte man auch noch viel Verhandlungsgeschick, um sein Pech bei einer unglücklichen Verteilung noch mal ins Gegenteil um- oder auch nur Schlimmeres abzuwenden. Ich war jedenfalls in beiden Aspekten nicht überzeugend und so hat es lange gedauert, bis ich meine vielen Niederlagen überwunden hatte und mir und dem Spiel noch eine Chance gegeben hatte.
Das war mit meinem Sohn zusammen. Wir spielen sehr gerne Gesellschaftsspiele. Und zwar nicht nur um des Gewinnens wegen, sondern um eine schöne Zeit zusammen zu verbringen. Da wir beide uns auch sehr gerne mögen, fanden wir es immer schade, mitzubekommen, wie die Spielgeldkasse des anderen immer prekärer wird und das ganze ihm zunehmend weniger Spaß macht.
Soziales Balancing
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Also sind wir dran gegangen, die Regeln des Spiels anzupassen – zu verändern. Und zwar so, dass es möglichst wenig passieren kann, das Kapital – auch bei viel Pech – zu ungerecht zu verteilen. Das fängt bei den Steuern und anderen Abgaben an, die in eine Gemeinschaftskasse fließen und bei „Frei Parken“ zu annähernd gleichen Teilen wieder verteilt werden, geht weiter beim Häuser Bauen, das nur langsam, Stück für Stück und in einer bestimmten Reihenfolge vorgenommen werden darf. Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Kleinigkeiten, die beispielsweise die Bank schwächen und das Geld im Umlauf, also bei den Spielern halten.
So dauern die einzelnen Spiele jeweils sehr lange und einmal gelang es fast, dass die Bank pleite war. Verkehrter Kapitalismus. Man spielt nicht, um zu gewinnen sondern weil es Spaß macht. Weil es Spaß macht zusammen zu spielen und zu merken, dass es dem Mitspieler auch Spaß macht.
Monopoly als Gesellschafts-Spiel
Zusammen zu leben. Das macht Spaß, wenn man merkt, dass es den anderen auch Spaß macht. Dafür braucht es aber eine Überwindung dieses Egoismus, der so vorherrschend ist in unserer Gesellschaft. Der uns antrainiert wurde, denn könnte man sich etwas Wichtigeres vorstellen, als die Fähigkeit sich selbst das größte Stück vom Kuchen zu sichern?
Das hab ich (nicht nur) bei unseren Regel-Manipulationen beim Monopolyspiel festgestellt: Ohne das Einrichten einer Metakommunikationen über die Regeln und das Achten darauf, wie es anderen Mitspielern damit geht, wird sich auch nichts ändern. Jedoch anderenfalls kann es dann eben auch richtig, also echten Spaß machen.
„Every winner means a loser in the western dream“ sang aber schon Justin Sullivan mit New Model Army in den Achzigern und er hat Recht. Irgendwann ist leider auch jedes noch so schön gebalancte Spiel zu Ende und zwar dann, wenn eben doch einer verloren hat. Daran müssen wir noch arbeiten. An einem Ende des Spiels ohne Verlierer. Quasi am Sieg der Anarchie über den Kapitalismus. Aber das kommt ja vielleicht noch – oder hat jemand von euch, meine lieben Leser, eine Idee dazu? Ich bin gespannt…
BISHER VERÖFFENTLICHTE KOMMENTARE
-- Zitat Sylvan --
Die junge Generation spielt ja nur noch am Smartphone, PS oder Xbox. Mein Lieblingsspiel ist K2
-- Zitat Ende --
Was soll denn immer dieses Vorurteilsbehaftete rumgehacke auf der "jungen Generation" ? Oder wen halten Sie dafür? Die unter 30, 20 oder 10jährigen? In meiner Familie jedenfalls spielen aus jeder dieser altersgruppe gerne sowohl Computer- als auch Brett- und Kartenspiele. Macht doch alles Spaß.
Nur in einem Punkt kann ich Ihnen recht geben: Tolle Idee mit der Abwandlung der Regeln. Bei Kartenspielen macht man das ja oft und gern; Bei Brettspielen meist weniger.
Wobei ich auch Leute kenne die "unfaire" Regeln aus Spielen verbannen - also Regeln, bei dem man einem Spieler absichtlich Möglichkeiten verbauen kann etc. Ich persönlich finde das aber unsinn. Ich fühle mich in einem Spiel nicht benachteiligt oder irgendwas wenn ein andere Spieler "gemein" ist... warum macht vielen Menschen das Spielen nicht Spaß, nur weil einer gewinnt und einer verliert? Man könnte es auch "schlechte Verlierer" nennen...
Hej Hannes. Auch eine schöne Idee. Eigentlich müsste die Großbank dann aber nur virtuell dabei sitzen, kann einkaufen, solange ihr alle Spieler glauben, dass sie Geld hat und wenn einer daran zweifelt und sie tatsächlich nichts vorweisen kann, muss sie ins Gefängnis. Ohne über Los zu gehen und dort kann sie dann auf ihren Rettungsschirm warten ;-)
Das Problem mit dem Gewinner und Verlierer, könnte man lösen, indem man z.B. gemeinsam gegen einen imaginären Bösewicht spielt. z.B. Großbanken, die Häuser nur aus Spekulationsgründen kaufen. Ihr würfelt dann einfach abwechselnd für den Bösewicht.
tolle Idee, einen Artikel über Brett- und Gesellschaftsspiele zu schreiben! Die junge Generation spielt ja nur noch am Smartphone, PS oder Xbox. Mein Lieblingsspiel ist K2. Hier geht es darum, den berühmten Berg im Himalaja zu besteigen und zu überleben. Also Ziel des Spieles ist es, mit seinen beiden Spielerfiguren in den eisigen Höhen nicht umzukommen!!! Klar gibt es dann auch Gewinner und Verlierer aber hier steht glücklicherweise kein Profit im Vordergrund.
Danke Maria, das finde ich zwei sehr schöne Ideen: Einen Rettungsschirm und Gemeinschaftseigentum. Ich glaube, das kann man tatsächlich gut umsetzten. Gemeinschaftseigentum zB Bei Straßenzügen, die einem nicht komplett gehören und wo eigentlich keine Häuser gebaut werden dürfen. Hier könnte man ja gemeinschaftlich bauen. Das probiere ich aus ;-)
Schöne Spielvariante ;-) wenn es ein Feld gibt, auf dem die Spieler einen bestimmten Betrag für gemeinnützige Zwecke geben. So können nicht nur Spieler unterstützt werden, bevor sie verlieren. Sondern man könnte auch über die Finanzierung von Gemeinschaftseigentum nachdenken. Auf jeden Fall macht es sicherlich schon sehr viel Spaß, sich gemeinsam neue Spielregeln zu überlegen!!