Leonie über Rainbow Garden Village | 13.05.2022 09:41

Leonie hat ein Praktikum beim Women Empowerment Projekt in Tansania absolviert

Hier berichtet Leonie von ihrer Zeit vor Ort in Tansania in 2020:

Mein Auslandspraktikum in Tansania. Im Rahmen meines Studiums hatte ich nach einem passenden Praktikumsplatz gesucht und schnell kam mir die Idee, dieses mit einem Auslandsaufenthalt zu kombinieren. Einige Minuten später landete ich schon auf der Seite des Women Empowerment Projekts von RGV. Meine Entscheidung ist relativ schnell gefallen. Obwohl ich mich bis dato noch nicht viel mit Tansania oder Afrika beschäftigt hatte, war für mich klar, dass ich dort mein zweimonatiges Praktikum absolvieren möchte.

Schaffe ich das?
Mit der Entscheidung kamen aber auch einige Sorgen auf mich zu. Ich habe darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, so weit weg von Zuhause zu sein, ob ich den Herausforderungen vor Ort gewachsen bin, ob meine Englischfähigkeiten ausreichen würden, wie es sein mag, in eine mir bis dahin fremde Kultur einzutauchen und so vieles mehr. Diese Sorgen wurden mir aber schnell genommen und jetzt im Nachhinein würde ich sagen, dass die Zeit in Tansania wohl zu meinen bisher bedeutendsten und tollsten Erfahrungen gehört.

Die Ankunft
Die ersten Tage in Dar Es Salaam habe ich mit Emanuel und seiner Familie im Student House verbracht. Dieser hat mich vom Flughafen abgeholt, mir Informationen über das Leben in Tansania gegeben, mir die ersten Begriffe auf Swahili beigebracht und mich mit dem wohl wichtigsten Essen vertraut gemacht: Chipsi Mayai, eine Art Omelette mit Kartoffeln. Dieses Gericht habe ich schnell lieben gelernt und es während meiner gesamten Zeit des öfteren gegessen.

Eine neue Kultur
Als ich zwei Tage später in Mtwara ankam, war erst einmal alles neu, aufregend und ungewohnt. Es fühlte sich an, als wäre ich in eine ganz andere Welt eingetaucht. Es brauchte ein paar Tage, bis ich mich an mein neues Zuhause für die nächsten zwei Monate gewöhnte und bis ich meine „deutsche Mentalität“ der tansanischen anpassen konnte. Als die erste Woche herum war, hatte ich aber schon das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Die Menschen vor Ort – sowohl die Einheimischen als auch die Freiwilligen – die Natur rund um das Haus, die Sonne und das Dorf haben es einem aber auch wirklich leicht gemacht, sich schnell wie Zuhause zu fühlen!

Der Projektalltag in Tansania
Der Alltag in Mtwara war jeden Tag aufs Neue etwas ganz Besonderes. Wir fingen mit einem gemeinsamen Frühstück an und teilten uns dann in unsere Projekte auf. Nach Feierabend kümmerten wir uns um das Mittagessen oder warteten darauf, bis zwei Damen, die unglaublich leckeren Saft und Kuchen verkaufen, zu uns ins Haus kamen. Die Nachmittage standen uns meistens zur freien Verfügung und so konnten wir jeden Tag aufs Neue schauen, ob wir gemütlich in der Hängematte liegen, zum Strand, in die Stadt oder zum Markt fahren wollen.

Freizeit
Alle Aktivitäten bringen ihre ganz eigenen Vorzüge mit sich. Das Entspannen in der Hängematte tut nach getaner Arbeit wirklich gut und ist auch alles andere als langweilig. Dadurch, dass immer Einheimische und Freiwillige im Haus sind, ist auch dort immer etwas los. Wir haben viele Nachmittage und auch Abende damit verbracht, tolle Gespräche zu führen, Musik zu hören und meistens auch dazu zu tanzen. Wir sind auf verrückte Ideen gekommen, wie zum Beispiel einen kleinen Film zu drehen und an verregneten Tagen haben wir auch einfach mal nur dem Regen zugeschaut.

Aber auch die Stadt und der Markt sind einen Besuch wert! In der Stadt haben wir uns oft in einer Bäckerei hingesetzt und eine Kleinigkeit gegessen und einen Saft getrunken oder uns mit den nötigsten Dingen eingedeckt. Auf dem Markt herrscht immer großes Gewusel. Hier ist von frischem Obst und Gemüse, über Hygieneartikel, bis hin zu Anziehsachen und Schmuck alles zu finden und es lohnt sich, die dort herrschende Atmosphäre zu erleben.

Außerdem sollte man sich dort Kitenge kaufen – das ist der Stoff, aus dem in Tansania Anziehsachen genäht werden. Fast jeder von uns hat sich von dem Nählehrer aus dem Women Empowerment Projekt etwas nähen lassen. Sowohl einfache Jutebeutel oder Hosen als auch ausgefallene Hemden und Kleider hat er für uns genäht und es ist einfach eine schöne Erinnerung, die man gerne mit nach Hause nimmt und dadurch immer wieder an die tolle Zeit in Tansania erinnert wird. Und auch ein Ausflug zum Strand lohnt sich immer. Unter einer Palme zu liegen, ab und zu im doch recht warmen Meer zu verweilen und abends den Sonnenuntergang zu sehen, ist einfach nur schön.

Das Women Empowerment Projekt
In meinem Projekt ging es zunächst darum, dass ich mich um den Englisch- und Mathe-Unterricht gekümmert habe. Auch hier hat es ein wenig gedauert anzukommen, da uns Freiwilligen viel Freiheit in der Gestaltung gelassen wurde. Etwas, das ich im Nachhinein sehr schätze, denn so haben sich viele weitere kleine Projekte innerhalb des Women Empowerments ergeben. Einen Tag sind wir zum Beispiel mit den Mädchen an den Strand gefahren und haben dort mit ihnen Plastikmüll aufgesammelt. Von der ganzen Aktion wurde auch ein Video gemacht, in dem wir nochmal darüber gesprochen haben, wie wichtig es ist, erstens seinen eigenen Müll immer mitzunehmen und zweitens auch mal anderen Müll aufzusammeln.

Tanzprojekt & Fashionshow
Außerdem haben wir über einen Zeitraum von circa vier Wochen ein Tanzprojekt ins Leben gerufen. Ziel des Ganzen war die Aufführung von verschiedenen Choreographien bei einer Fashionshow, welche wir im Amphitheater des Hauses veranstaltet haben. Wir haben den Mädchen ein paar Tänze beigebracht und am Ende haben auch die Mädchen uns einiges beigebracht, sodass wir dem Publikum, welches aus Dorfbewohnern, Familienmitgliedern der Mädchen und Freunden bestand, einen tollen Mix vorführen konnten. Und wie es sich für eine richtige Fashionshow gehört, haben die Mädchen dort außerdem ihre liebsten selbstgenähten Kleidungsstücke vorstellen können. Dieser Abend war im Rahmen meines Projekts absolut mein Highlight. Die Vorbereitungen und besonders die Aufführung hat uns allen riesigen Spaß gemacht!

Auch neben unseren eigentlichen Projekten haben wir immer wieder kleinere Projekte am Haus gestartet. So haben wir zum Beispiel eine Hängematte genäht, eine Schaukel gebaut, Kissen zum Liegen und Sitzen gemacht oder Spielzeug für den Hund und die Katze, die zum Haus gehören, gebastelt. Ich glaube man kann es bisher ganz gut raushören: In Mtwara gibt es keine Langeweile!

Sansibar
Auch Sansibar konnte ich während meiner Zeit in Tansania besuchen und ich kann nur jedem empfehlen, dort einen Abstecher zu machen. Die weißen Strände laden einen zum Entspannen ein und in Stone Town gibt es einiges zu entdecken. Ein perfekter Mix für eine kleine Auszeit.

Als sich meine zwei Monate dem Ende neigten, hatte ich noch lange nicht genug von dem Land, den Leuten und meinem Projekt. Also habe ich mich entschieden, meinen Aufenthalt noch um zwei Wochen zu verlängern. Gerne wäre ich noch länger geblieben, aber mein Studium in Deutschland musste weiter gehen. Ich bin mir aber sicher, dass ich Tansania und auch das Haus und die Menschen in Mtwara nochmal besuchen werde, denn für meine zweieinhalb Monate war dieser Ort ein richtiges Zuhause für mich!