Schaffe ich das?
Mit der Entscheidung kamen aber auch einige Sorgen auf mich zu. Ich habe darüber
nachgedacht, wie es wohl sein würde, so weit weg von Zuhause zu sein, ob ich den
Herausforderungen vor Ort gewachsen bin, ob meine Englischfähigkeiten ausreichen
würden, wie es sein mag, in eine mir bis dahin fremde Kultur einzutauchen und so vieles
mehr. Diese Sorgen wurden mir aber schnell genommen und jetzt im Nachhinein würde ich
sagen, dass die Zeit in Tansania wohl zu meinen bisher bedeutendsten und tollsten
Erfahrungen gehört.
Die Ankunft
Die ersten Tage in Dar Es Salaam habe ich mit Emanuel und seiner Familie im Student
House verbracht. Dieser hat mich vom Flughafen abgeholt, mir Informationen über das
Leben in Tansania gegeben, mir die ersten Begriffe auf Swahili beigebracht und mich mit
dem wohl wichtigsten Essen vertraut gemacht: Chipsi Mayai, eine Art Omelette mit
Kartoffeln. Dieses Gericht habe ich schnell lieben gelernt und es während meiner gesamten
Zeit des öfteren gegessen.
Eine neue Kultur
Als ich zwei Tage später in Mtwara ankam, war erst einmal alles neu, aufregend und
ungewohnt. Es fühlte sich an, als wäre ich in eine ganz andere Welt eingetaucht. Es
brauchte ein paar Tage, bis ich mich an mein neues Zuhause für die nächsten zwei Monate
gewöhnte und bis ich meine „deutsche Mentalität“ der tansanischen anpassen konnte. Als
die erste Woche herum war, hatte ich aber schon das Gefühl, wirklich angekommen zu sein.
Die Menschen vor Ort – sowohl die Einheimischen als auch die Freiwilligen – die Natur rund
um das Haus, die Sonne und das Dorf haben es einem aber auch wirklich leicht gemacht,
sich schnell wie Zuhause zu fühlen!
Der Projektalltag in Tansania
Der Alltag in Mtwara war jeden Tag aufs Neue etwas ganz Besonderes. Wir fingen mit einem
gemeinsamen Frühstück an und teilten uns dann in unsere Projekte auf. Nach Feierabend
kümmerten wir uns um das Mittagessen oder warteten darauf, bis zwei Damen, die
unglaublich leckeren Saft und Kuchen verkaufen, zu uns ins Haus kamen. Die Nachmittage
standen uns meistens zur freien Verfügung und so konnten wir jeden Tag aufs Neue
schauen, ob wir gemütlich in der Hängematte liegen, zum Strand, in die Stadt oder zum
Markt fahren wollen.
Freizeit
Alle Aktivitäten bringen ihre ganz eigenen Vorzüge mit sich. Das Entspannen in der
Hängematte tut nach getaner Arbeit wirklich gut und ist auch alles andere als langweilig.
Dadurch, dass immer Einheimische und Freiwillige im Haus sind, ist auch dort immer etwas
los. Wir haben viele Nachmittage und auch Abende damit verbracht, tolle Gespräche zu
führen, Musik zu hören und meistens auch dazu zu tanzen. Wir sind auf verrückte Ideen
gekommen, wie zum Beispiel einen kleinen Film zu drehen und an verregneten Tagen haben
wir auch einfach mal nur dem Regen zugeschaut.
Aber auch die Stadt und der Markt sind einen Besuch wert! In der Stadt haben wir uns oft in
einer Bäckerei hingesetzt und eine Kleinigkeit gegessen und einen Saft getrunken oder uns
mit den nötigsten Dingen eingedeckt. Auf dem Markt herrscht immer großes Gewusel. Hier
ist von frischem Obst und Gemüse, über Hygieneartikel, bis hin zu Anziehsachen und
Schmuck alles zu finden und es lohnt sich, die dort herrschende Atmosphäre zu erleben.
Außerdem sollte man sich dort Kitenge kaufen – das ist der Stoff, aus dem in Tansania
Anziehsachen genäht werden. Fast jeder von uns hat sich von dem Nählehrer aus dem
Women Empowerment Projekt etwas nähen lassen. Sowohl einfache Jutebeutel oder Hosen
als auch ausgefallene Hemden und Kleider hat er für uns genäht und es ist einfach eine
schöne Erinnerung, die man gerne mit nach Hause nimmt und dadurch immer wieder an die
tolle Zeit in Tansania erinnert wird. Und auch ein Ausflug zum Strand lohnt sich immer. Unter
einer Palme zu liegen, ab und zu im doch recht warmen Meer zu verweilen und abends den
Sonnenuntergang zu sehen, ist einfach nur schön.
Das Women Empowerment Projekt
In meinem Projekt ging es zunächst darum, dass ich mich um den Englisch- und
Mathe-Unterricht gekümmert habe. Auch hier hat es ein wenig gedauert anzukommen, da
uns Freiwilligen viel Freiheit in der Gestaltung gelassen wurde. Etwas, das ich im
Nachhinein sehr schätze, denn so haben sich viele weitere kleine Projekte innerhalb des
Women Empowerments ergeben. Einen Tag sind wir zum Beispiel mit den Mädchen an den
Strand gefahren und haben dort mit ihnen Plastikmüll aufgesammelt. Von der ganzen Aktion
wurde auch ein Video gemacht, in dem wir nochmal darüber gesprochen haben, wie wichtig
es ist, erstens seinen eigenen Müll immer mitzunehmen und zweitens auch mal anderen
Müll aufzusammeln.
Tanzprojekt & Fashionshow
Außerdem haben wir über einen Zeitraum von circa vier Wochen ein Tanzprojekt ins Leben
gerufen. Ziel des Ganzen war die Aufführung von verschiedenen Choreographien bei einer
Fashionshow, welche wir im Amphitheater des Hauses veranstaltet haben. Wir haben den
Mädchen ein paar Tänze beigebracht und am Ende haben auch die Mädchen uns einiges
beigebracht, sodass wir dem Publikum, welches aus Dorfbewohnern, Familienmitgliedern
der Mädchen und Freunden bestand, einen tollen Mix vorführen konnten. Und wie es sich für
eine richtige Fashionshow gehört, haben die Mädchen dort außerdem ihre liebsten
selbstgenähten Kleidungsstücke vorstellen können. Dieser Abend war im Rahmen meines
Projekts absolut mein Highlight. Die Vorbereitungen und besonders die Aufführung hat uns
allen riesigen Spaß gemacht!
Auch neben unseren eigentlichen Projekten haben wir immer wieder kleinere Projekte am
Haus gestartet. So haben wir zum Beispiel eine Hängematte genäht, eine Schaukel gebaut,
Kissen zum Liegen und Sitzen gemacht oder Spielzeug für den Hund und die Katze, die zum
Haus gehören, gebastelt. Ich glaube man kann es bisher ganz gut raushören: In Mtwara gibt
es keine Langeweile!
Sansibar
Auch Sansibar konnte ich während meiner Zeit in Tansania besuchen und ich kann nur
jedem empfehlen, dort einen Abstecher zu machen. Die weißen Strände laden einen zum
Entspannen ein und in Stone Town gibt es einiges zu entdecken. Ein perfekter Mix für eine
kleine Auszeit.
Als sich meine zwei Monate dem Ende neigten, hatte ich noch lange nicht genug von dem
Land, den Leuten und meinem Projekt. Also habe ich mich entschieden, meinen Aufenthalt
noch um zwei Wochen zu verlängern. Gerne wäre ich noch länger geblieben, aber mein
Studium in Deutschland musste weiter gehen. Ich bin mir aber sicher, dass ich Tansania und
auch das Haus und die Menschen in Mtwara nochmal besuchen werde, denn für meine
zweieinhalb Monate war dieser Ort ein richtiges Zuhause für mich!