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VON AXEL BURCHARDT  |  20.10.2011 11:57

Die Turbulenzen der Spätantike ergründen

In der Schule wird noch heute das Jahr 395 mit dem Faktum der „Teilung des Römischen Reichs“ verbunden.

Doch diese Sicht auf die Geschichte sei doch arg verkürzt und könne nicht unwidersprochen bleiben, sagt Prof. Dr. Timo Stickler, der Anfang Oktober zum Professor für Alte Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ernannt wurde. Stickler gibt zu bedenken, dass die Zeitgenossen durchaus ein einziges Römisches Reich wahrgenommen haben, das jedoch von zwei Kaisern regiert wurde. Timo Stickler wurde in Aschaffenburg geboren und studierte in Würzburg und Heidelberg Geschichte, Deutsch und Latein auf Lehramt sowie Alte Geschichte im Magisterstudiengang. Seine Promotion schrieb der heute 39-Jährige zum Thema „Untersuchungen zur Politik des Heermeisters Aёtius im 5. Jahrhundert nach Christus“. Schon als Kind habe er sich für alte Kulturen interessiert, erzählt Timo Stickler. „Meine Lieblingsbücher waren Bildbände über das Alte Ägypten.“ Später rückte er zeitlich weiter nach vorn, eines seiner Spezialgebiete ist die Spätantike. Die Begeisterung für die Geschichte alter Kulturen möchte Timo Stickler auch bei seinen Studenten wecken. Es sei wichtig, mit den Studenten ins Gespräch zu kommen, ihren Ehrgeiz zu wecken. „Die Studierenden sollen lernen, hartnäckig an einem Thema zu bleiben“, sagt Stickler.

Habilitiert hat sich Timo Stickler 2009 in Düsseldorf mit einer Arbeit über „Die Rolle Korinths und seiner Kolonien im Mächtegefüge des klassischen Griechenland“. Es sei ein relativ neuer Zugang der Althistoriker, sich mit Städten zu befassen, die außerhalb der klassischen Konstellation Athen und Sparta liegen.

In Jena möchte Timo Stickler unter anderem das Verhältnis spätrömischer Senatoren zu ihrem Nachleben untersuchen. Die spannende Frage sei, wie heidnische und christliche Senatoren, die sich ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit als „besserer Teil des Menschengeschlechts“ verstanden, mit ihrem eigenen Tod umgingen. „Was verraten uns Inschriften, Grabbauten und literarische Zeugnisse darüber?“, fragt Stickler. Im Rahmen des Projekts „Metamorphosen des Todes“ möchte er untersuchen, ob und wie das Christentum auch bei den Senatoren den Blick auf das Nachleben verändert hat.

Prof. Stickler möchte zudem in Jena ein schon länger geplantes Buch über Cn. Pompeius Magnus vollenden, den Gegenspieler Caesars. Doch die freie Zeit ist knapp bemessen: Sticklers anderthalbjähriger Sohn Raphael fordert seine Rechte ein.