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VON SEBASTIAN HOLLSTEIN  |  05.10.2011 16:46

Datenmengen beherrschen mit dem Supercomputer

IT-Experten tagen am 6./7. Oktober an der Universität Jena zum Thema Hochleistungsrechnen

Zur Hochleistungswissenschaft gehören Hochleistungscomputer. Vor allem an Universitäten und Forschungseinrichtungen ist High-Performance Computing (HPC) inzwischen nicht mehr wegzudenken. Komplexe Systeme können damit anschaulich gemacht, riesige Messdaten verarbeitet werden. So modellieren Wissenschaftler damit etwa Nanostrukturen bestimmter Materialien, untersuchen damit deren Eigenschaften und liefern dadurch wichtige Informationen für eine eventuelle Anwendung in der Industrie. Zunehmend schwierig gestaltet sich allerdings das Speichern der großen Datenmengen.

Dieses Problem steht im Mittelpunkt der Tagung des Arbeitskreises „Supercomputing“ des Vereins der Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung (ZKI) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Am 6. und 7. Oktober treffen sich 80 IT-Spezialisten von Universitäten, Forschungszentren und führenden IT-Firmen, um darüber zu sprechen, wie man die bei steigenden Rechenleistungen anfallenden enormen Datenmengen speichern kann. Außerdem sollen die riesigen Datenmengen sicher abgelegt, langfristig archiviert und Forschernetzwerken zur Verfügung gestellt werden. Gastgeber ist das Rechenzentrum der Universität Jena. „Es freut mich, dass die Friedrich-Schiller-Universität Austragungsort für eine so hochkarätig besetzte Konferenz ist“, sagt der Leiter des Jenaer Rechenzentrums Dr. Harald Ziegler. „Denn auch in Jena ist auf diesem Gebiet einiges passiert und es muss noch viel mehr passieren.“

So befindet sich der Supercomputer des Rechenzentrums im JenTower, da der Platz im alten Gebäude des Universitätsrechenzentrums bei weitem nicht ausreicht und dort auch das notwendige Umfeld nicht geschaffen werden kann. Wer ihn nutzen möchte, muss sich vorher anmelden und bekommt dann Arbeitszeit zugewiesen. Vor allem Wissenschaftler aus der Physik und Chemie nutzen das High-Tech-Werkzeug für ihre Arbeit. Zunehmend melden sich aber auch Biologen, Mediziner und etwa Computerlinguisten an. Weitere Supercomputer für spezielle Einsatzzwecke sind in Jena für die Photonik, die Gravitationsphysik und die Biologie im Einsatz.

An sich sieht der Supercomputer aus wie ein ganz normaler PC. „Für den Hochleistungsrechner sind aber insgesamt etwa 1 600 normale Rechnerkerne miteinander kombiniert“, erklärt Ziegler. „Die Leistung entspricht dann etwa der von 1 000 handelsüblichen PCs, wobei diese aber mit einem sehr leistungsfähigen Netz miteinander verbunden sind, dessen Übertragungsraten 5 000 mal höher als der des heimischen DSL Anschlusses sind.“ Für die Zukunft sieht er erheblichen Aufrüstungsbedarf. Allein an der Universität Jena seien voraussichtlich fünf Supercomputer dieser Art notwendig, um der Nachfrage aus der Wissenschaft gerecht zu werden. „Selbst wenn der Schwerpunkt unserer Arbeit an der Friedrich-Schiller-Universität liegt, so können wir, gemeinsam mit unseren Partnern aus Ilmenau und Weimar, weitere Thüringer Anforderungen nicht aus den Augen verlieren“, sagt Dr. Ziegler. Landeshochleistungsrechenkapazitäten, wie sie inzwischen in fast allen Bundesländern bestehen, fehlen in Thüringen bislang noch.