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VON CYRIL RONCO  |  27.09.2011 14:28

Die Geheimnisse des Moleküls lüften

Dr. Cyril Ronco forscht als Humboldt-Stipendiat am Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena

Das Molekül „Urukthapelstatin A“ könnte einmal Karriere machen. Beschrieben wurde das Molekül mit dem sperrigen Namen erstmals 2007 in Japan, wo es aus Kulturen eines Bakteriums isoliert wurde. „Dieser ungewöhnliche Naturstoff behindert beim Menschen ein Enzym, das die Chromosomenenden verlängert“, sagt Chemiker Dr. Cyril Ronco. Spannenderweise wirke Urukthapelstatin A auch gezielt abtötend auf Krebszellen. Daher hat sich der 27-Jährige zum Ziel gesetzt, das neuentdeckte Molekül zunächst in genügender Menge zu synthetisieren. Seit kurzem verfolgt der Chemiker aus Rouen in Frankreich dieses Ziel als Alexander von Humboldt-Stipendiat am Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

„Wenn ihm das gelingt, können wir die Aktivität des Moleküls entschlüsseln und vielleicht sogar einmal nutzen“, sagt Prof. Dr. Hans-Dieter Arndt, der den Jenaer Lehrstuhl für Organische Chemie I innehat. Bekannt sei, dass Urukthapelstatin A das unkontrollierte Wachstum der Chromosomenenden – der sogenannten Telomere – bremsen kann. „Aber ob das wirklich ursächlich für die überraschende Wirkung ist, gilt es zu klären.“ Noch stehe die Forschung in diesem Gebiet ganz am Anfang, sagt Dr. Ronco, der in den nächsten zwei Jahren sein Vorhaben entscheidend voranbringen will.

Dr. Ronco weilt nicht zum ersten Mal in Deutschland. Bereits 2006 absolvierte er ein Praktikum bei einem großen Pharmaunternehmen in Frankfurt/M. Nach Thüringen führte ihn dann der Zufall: Ronco hatte sich vor einiger Zeit bei Prof. Arndt vorgestellt. Als dieser den Ruf an die Uni Jena annahm, folgte der entdeckungslustige Franzose ohne zu zögern. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat: „Jena ist eine schöne Stadt mit großer akademischer Tradition. Und durch die Lage im Herzen Deutschlands lerne ich hier neben der Wissenschaft auch die Geschichte und Kultur gut kennen.“

Nach seinem Forschungsaufenthalt wird Cyril Ronco voraussichtlich in seine Heimat zurückkehren, kann sich aber auch vorstellen, in Deutschland zu bleiben. In jedem Fall möchte er zuvor Urukthapelstatin A einige seiner Geheimnisse entreißen.