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Krankhafte Veränderungen kleiner und kleinster Hirngefäße, genannt zerebrale Mikroangiopathien, sind die häufigsten Ursachen einer vaskulären Demenz. Mitarbeiter der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Klaus Reymann am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Magdeburg und von Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Leiter der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg und stellvertretender Strandortsprecher des DZNE am Standort Magdeburg, haben jetzt eine mögliche pathologische Kaskade der zerebralen Mikroangiopathie im Tiermodell beschrieben.
Risikofaktoren für zerebrale Mikroangiopathien sind ein hohes Lebensalter, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Allerdings sind der Beginn und der pathologische Ablauf dieser Gefäßerkrankungen noch weitestgehend unklar. Um ein genaueres Bild vom Ablauf der Erkrankung zu erhalten, untersuchten Dr. Stefanie Schreiber, Ärztin und Forscherin in Klinik für Neurologie und Dr. Holger Braun, Wissenschaftler am DZNE in der Arbeitsgruppe von Klaus Reymann, einen Rattenstamm, der spontan Bluthochdruck, Diabetes und Störungen des Fettstoffwechsels entwickelt.
Gemeinsam mit ihren Kollegen vom Leibniz-Institut für Neurobiologie berichten sie im Fachblatt Cerebral Blood Flow and Metabolism (JCBFM), dass eine Akkumulationen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zunächst in vereinzelten Kapillaren, den kleinsten Verzweigungen der Blutgefäße, dann aber auch zunehmend in den nächst größeren Arteriolen des Gehirns zu finden sind. Solche „Verstopfungen“ könnten bereits zu einer Mangelversorgung der Nervenzellen führen. Im höheren Alter entwickeln diese Ratten Mikroblutungen, auf die das Gehirn mit Gefäßthrombosen reagiert. Letztlich entwickeln sich Hirninfarkte, in denen man neben geplatzten und verschlossenen Gefäßen abgestorbenes Gewebe findet.
Die Frage ist nun: Ist dieser pathologische Ablauf auch auf Patienten mit vaskulärer Demenz als Folge einer zerebralen Mikroangiopathie übertragbar? Wenn ja, dann bieten die entdeckten Ansammlungen von Erythrozyten neue Möglichkeiten einer frühen Diagnostik. Damit wiederum könnten Patienten rechtzeitig medikamentös behandelt werden, um das Risiko von Hirninfarkten und einer vaskulären Demenz zu reduzieren.