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Was verbindet den Aufstand der Danziger Werftarbeiter 1980 mit dem Fall der Berliner Mauer 1989? Und was können junge Menschen aus diesen historischen Ereignissen und den dahinter stehenden persönlichen Erfahrungen für die heutige Zeit lernen?
Solchen Fragen gingen 30 Erziehungswissenschafts-Studierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einem besonderen Seminar von Dr. Jörg Fischer nach, der den Lehrstuhl für Sozialpädagogik und außerschulische Bildung vertritt. In Kooperation mit der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, dem Museum Zweiter Weltkrieg Danzig und dem Europäischen Zentrum Solidarność verließen sie im Juli für eine Woche die Universitätsräume und begaben sich auf pädagogische Spurensuche in Danzig. Dort kamen die Studenten ins Gespräch mit alten Weggefährten von Lech Wałęsa, dem Streikführer von 1980/81 und Gründungsvorsitzenden der ersten freien Gewerkschaft in der kommunistischen Welt „Solidarność“ und heutigen Friedensnobelpreisträger. Besonders eindrücklich schafften es der Sejm-Abgeordnete Borowczak und die Vertraute von Wałęsa, Professorin Muszkowska-Penson, von ihrem Eintreten für Freiheit und Demokratie und den persönlichen Beweggründen für ihr mutiges Handeln zu berichten. Die 92-Jährige erzählte dabei von ihrem Leben im Kampf gegen die deutsche Besatzung und dem Widerstand gegen die kommunistischen Herrscher als Leibärztin von Wałęsa sowie von ihren Jahren als Gefangene im Konzentrationslager Ravensbrück.
Schnell wurde auch über das Gespräch hinaus klar, dass die historischen Ereignisse in Danzig und Berlin einen Anfang und einen Endpunkt für das Zusammenbrechen des kommunistischen Herrschaftssystems und für die Demokratisierung bilden. Ohne das tapfere Auftreten der Danziger Werftarbeiter hätte es die Wiedervereinigung Deutschlands und die Union Europas so nicht gegeben. Nicht umsonst erinnert ein Stück der Danziger Werftmauer unmittelbar am Berliner Reichstagsgebäude an diesen Zusammenhang.
„Die Jenaer Pädagogik-Studenten fanden anhand von Ausstellungen, Denkmälern und beim Kennenlernen des ehemaligen Werftgeländes viele Anknüpfungspunkte, um später selbst Jugendliche mit dem Nutzen von demokratischem Handeln, Mut und Freiheitswillen vertraut zu machen“, ist Dr. Fischer überzeugt. „Die Kombination von Zeitzeugengesprächen, Museumsführungen und pädagogischer Spurensuche an historischen Orten stellen eine ideale Verbindung dar, um mit Jugendlichen in einem historisch-politischen Kontext außerschulische Bildungsarbeit zu betreiben.“
Kontakt:
Dr. Jörg Fischer
Institut für Erziehungswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Planetarium 4
07743 Jena
Tel.: 03641 / 945393 oder 945370
E-Mail: fischer.joerg@uni-jena.de