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In Kooperation zwischen dem Ernst-Haeckel-Haus der Universität Jena und dem Stadtmuseum Weimar ist die Ausstellung „Die Welt aus Weimar – Zur Geschichte des Geographischen Instituts“ entstanden. Sie ist vom 29. Juli bis 16. Oktober 2011 im Stadtmuseum Weimar, dem Bertuchhaus, zu sehen. Eröffnet wird die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Exposition am nächsten Freitag um 17.00 Uhr; die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.
Das meistgelesene literarische Genre um 1800 waren Romane, dicht gefolgt von Reisebeschreibungen. Die Entdeckung der Welt war noch lange nicht beendet, die wissenschaftliche Erforschung stand zum großen Teil noch aus. Der Weimarer Autor und Verleger Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) verstand es, dieses Interesse an einem kartographischen Bild der Welt zu befriedigen. Bereits 1791 gründete Bertuch in Weimar das „Landes?Industrie-Comptoir“, ein Verlags? und Handelshaus. 1804 firmierte er dazu das „Geographische Institut“ als spezialisierten Fachverlag. Karten, Atlanten und Globen nebst zugehöriger geografischer Literatur sollten Bertuchs Unternehmen im frühen 19. Jahrhundert zu internationalem Renommee verhelfen.
„Bertuch trieb die Standardisierung der Abbildungsformen der Kartografie voran, er verhalf einer Wissenschaft zur außerakademischen Institutionalisierung lange bevor diese in der universitären Forschungslandschaft fixiert werden konnte“, erläutert der Jenaer Wissenschaftshistoriker Andreas Christoph, der die Ausstellung mitorganisiert hat. Nach Bertuchs Tod übernahm sein Schwiegersohn Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847) und schließlich dessen Sohn Robert Froriep (1804-1861) die Firmenleitung. Doch unter wachsendem Konkurrenzdruck verblasste die Ausstrahlungskraft des „Geographischen Instituts“ langsam. Das Familienunternehmen wurde schließlich verkauft. Die Besitzverhältnisse wechselten bis zur Auflösung der Firma um 1907 stetig.
Doch die 100-jährige Produktion von Karten, Atlanten und Globen in Weimar hat Spuren hinterlassen. Sie finden sich heute in Bibliotheken, Museen und Privatsammlungen und sind in der neuen Ausstellung zu sehen. „Die Vielfalt der Ideen des Visionärs und Innovators Bertuch wird nicht zuletzt mit dem 1805 vorgestellten Erdkubus von Christian Gottlieb Reichard, der von 1758 bis 1837 lebte, deutlich. Es kann nun erstmals eine Rekonstruktion dieses globenverwandten Apparates gezeigt werden“, freut sich Christoph.
Wesentliche Aspekte der Firmen? und Technikgeschichte spiegeln sich in den gezeigten biografischen Porträts der wichtigsten Weimarer Akteure wider. „Durch neuere Forschungen ist es zudem möglich, Intentionen der Produktentwicklung nachzuvollziehen, Vertriebswege zu eruieren und verloren geglaubte Publikationen zusammenzutragen“, sagt Christoph, der seine Dissertation an der Uni Jena über Bertuch geschrieben hat. „Damit kann ein weiterer Schritt zur Historiographie der Wissenschaft Kartographie im 19. Jahrhundert vollzogen werden.“
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog und es wird ein reichhaltiges Rahmenprogramm angeboten.
Mehr unter: www.die-welt-aus-weimar.de.