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„Das ist vielleicht die größte Ehre, die mir in meinem Leben widerfahren ist“, sagt Robert B. Pippin und lächelt vergnügt. Der US-amerikanische Philosoph ist neuer Inhaber der Schiller-Professur, die vom Forschungszentrum „Laboratorium Aufklärung“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena vergeben wird. Der Ruf aus Jena habe ihn während seiner Zeit in Amsterdam erreicht, wo er 2009 die Spinoza-Professur innehatte, erzählt Pippin. Zudem werde er im Juni dieses Jahres die Adorno-Vorlesungen in Frankfurt/M. halten. Beides große Namen, doch mit Friedrich Schiller könnten sie nicht mithalten.
Robert B. Pippin, geboren 1948 in Portsmouth (Virginia), ist einer der renommiertesten Philosophieprofessoren der USA. Er forschte und unterrichtete einige Jahre an der University of California San Diego, ehe er als Evelyn Stefansson Nef Distinguished Service Professor an die University of Chicago berufen wurde. Im deutschsprachigen Raum wurde Pippin vor allem durch seine Kant- und Hegelforschung bekannt. Forschungsaufenthalte führten ihn u. a. nach Bonn, Berlin und Tübingen. Auch in Jena ist Robert B. Pippin kein Unbekannter: Er hielt 2007 den Plenarvortrag einer Tagung, die dem 200. Jahrestag des Erscheinens von Hegels „Phänomenologie des Geistes“ gewidmet war.
Pippin arbeitet gern interdisziplinär und schreibt zurzeit an einem Buch über zeitgenössische Kunst. Voriges Jahr erschien sein Buch „Hollywood Westerns and American Myth“.
Im Rahmen seiner Schiller-Professur wird Robert B. Pippin vier öffentliche Vorlesungen halten und zwei Seminare anbieten. Zum Auftakt spricht er am Dienstagabend (10. Mai) ab 18.15 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27) zum Thema „Nietzsche über die Psychologie als ,Herrin der Wissenschaften'“. Weshalb Nietzsche? „Immer wenn ich mich ein paar Jahre mit Hegel beschäftigt habe, komme ich wieder zu seinem größten Kritiker Friedrich Nietzsche“, sagt Pippin. Es gehe um die spannende Frage nach dem Stellenwert der Moderne. Habe Nietzsche doch verkündet, die Moderne sei gestorben, während Hegels Vorstellungen eine progressive Natur der Geschichte postulierten.
In den Fokus seiner Jenaer Vorträge rückt die Aufklärung, genauer gesagt das Ende der Aufklärung. Pippin sagt, Hegel habe unrecht mit seiner Auffassung über den Triumph der Geschichte. Dennoch sei sein Denken ein gewaltiger Sprung gewesen, „weil wir durch ihn verstehen, was für die Freiheit nötig ist“.
Seinen zweiten Vortrag hält Robert B. Pippin am Donnerstag (12. Mai) um 18.00 Uhr im Astoria-Saal (Unterm Markt 8) über „Die Moderne als psychologisches Problem“. Am 15. Juni folgt dann noch „,… das Thun ist Alles.' Nietzsche und das Subjekt“, ehe die Reihe am 26. Oktober mit dem Vortrag „Die Form der Vernunft“ endet.
Seinen Vortrag im Oktober habe er eher für ein Fachpublikum konzipiert, sagt Robert B. Pippin. Die anderen drei Vorlesungen hingegen richten sich ausdrücklich auch an die interessierte Öffentlichkeit. Englischkenntnisse sind nicht nötig: Pippin spricht hervorragend Deutsch.
Die Schiller-Professur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde 2009 erstmals vergeben: Zum ersten Mal an den renommierten Mäzen und Wissenschaftler Jan Philipp Reemtsma und im Vorjahr an den aus Ungarn stammenden, in Cambridge lehrenden Historiker und Ideengeschichtler István Hont. Die nach dem Namenspatron der Jenaer Universität benannte Professur wird als Ehrung für international anerkannte, hochrangige Wissenschaftler verstanden. Sie wird mit Mitteln der Pro-Exzellenz-Initiative des Freistaats Thüringen gefördert.